Strategie-Anpassung: Volvo könnte länger Hybridautos anbieten

Die Antriebswende stockt. Nicht nur in Deutschland, auch auf den beiden weltgrößten Automärkten China und USA, steigen die Verbraucher langsamer auf E-Autos um, als die Hersteller erwartet haben. Mercedes hat deshalb bereits seine Strategie geändert und wir länger Autos mit Verbrennungsmotoren anbieten als zunächst geplant.

Nun setzt auch bei Volvo ein Umdenken ein. Vorstandschef Jim Rowan hat in einem Webcast für Investoren betont, dass er den Elektroantrieb für besser halte als Verbrennungsmotoren. Er räumte aber auch ein, dass es „Zeit brauchen wird, um verschiedene Teile der Welt für eine vollständige Elektrifizierung zu erschließen“.

Hybridantriebe seien eine „Brücke für unsere Kunden, die noch nicht bereit sind, auf volle Elektrifizierung umzusteigen“, sagte er. „Unsere Plug-in-Hybride und Mild-Hybride sind nach wie vor sehr stark und beliebt bei unseren Kunden, und wir werden weiterhin in diese Produktpalette investieren.“

Die US-Händler von Volvo gehen davon aus, dass sie über 2030 hinaus Hybridfahrzeuge verkaufen werden. Das sei notwendig, um zu überleben, hieß es. Vor diesem Hintergrund soll auch die SPA1-Plattform aktualisiert werden, auf der die Modelle XC60 und XC90 basieren.

Eigentlich hatte Volvo geplant, ab 2030 nur noch Elektroautos zu verkaufen. Noch im Februar hatte der Hersteller bekräftigt, an seiner Strategie festhalten zu wollen. Im ersten Halbjahr ist der Absatz der Volvo-Stromer in den USA jedoch um 74 Prozent zurückgegangen.

Gründe dafür sind das gesunkene Interesse der Kunden, der zunehmende Wettbewerb sowie der von Tesla begonnene Preiskampf. Als Reaktion darauf hat Volvo den Händler weniger E-Autos und mehr Hybridfahrzeuge zugeteilt.

Mercedes hatte ebenfalls einen festen Fahrplan zum Umsteig auf den Elektroantrieb. Doch angesichts der schwachen Verkaufszahlen kündigte die Marke im Mai an, ihre Strategie zu ändern und länger als bisher geplant am Verbrenner festzuhalten.

Prinzipiell hält der Autobauer jedoch am Ausbau der Elektromobilität fest: Vor Kurzem ist im US-Werk Charleston mit Verspätung der erste Volvo EX90 vom Band gerollt. Das große Elektro-SUV mit bis zu sieben Sitzen soll in der zweiten Jahreshälfte auch in Deutschland auf den Markt kommen.

Die Preise beginnen bei 83.700 Euro. Damit dürfte auch der EX90 nicht zum Volumenmodell werden, das viele Kunden zum Umstiegt auf die Elektromobilität bewegt.

Volvo hat im zweiten Quartal einen operativen Gewinn von 8,2 Milliarden schwedischen Kronen erzielt, das entspricht gut 700 Millionen Euro. Gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres ist der Gewinn um 28 Prozent gestiegen, zugleich war es der höchste operative Gewinn, den Volvo je in einem einzelnen Quartal erzielt hat.