Anti-China-Dekret: Polestar fürchtet De-facto-Verbot auf US-Automarkt

Der E-Auto-Hersteller Polestar steht in den Vereinigten Staaten vor einem möglicherweise existenziellen Problem. Ein Gesetzentwurf der Regierung von US-Präsident Joe Biden, der die Nutzung chinesischer Fahrzeug-Hardware und -Software per Dekret unterbinden könnte, würde den Verkauf von Polestar-Modellen in den USA "faktisch verbieten". Das teilte der Hersteller laut der Nachrichtenagentur Reuters der US-Handelsbehörde mitteilte.

Polestar ist eine Marke des schwedischen Herstellers Volvo, der wiederum mehrheitlich dem chinesischen Geely-Konzern gehört. Nach Darstellung des Herstellers würde das Gesetz, das chinesische Komponenten zur Fahrzeug-Vernetzung aufgrund von Bedenken zur nationalen Sicherheit von amerikanischen Straßen fernhalten soll, auch solche Fahrzeuge treffen, die im US-Werk in South Carolina produziert werden.

Wie Reuters berichtet, betonte Polestar in dem an die Handelsbehörde gerichteten Kommentar, dass ein signifikanter Teil der Geschäftstätigkeit außerhalb Chinas stattfinde – mit Investitionen in den USA. Von zehn Vorstandsmitgliedern seien sieben Europäer oder Amerikaner, der CEO sei Deutscher. Weltweit beschäftige Polestar etwa 2800 Mitarbeitende, davon nur rund 280 in China.

Im Oktober hat der ehemalige Opel-Chef Michael Lohscheller die Führung bei Polestar übernommen. Eine Schonfrist bekommt er dort nicht: Schon im kommenden Jahr will Polestar nach eigenen Angaben 155.000 Fahrzeuge absetzen. Zur Einordnung: Im ersten Halbjahr 2024 waren es gerade einmal 20.371 Stück – 27 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Im dritten Quartal lieferte Polestar dann rund 11.900 Fahrzeuge an Kunden aus: Ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie schon in den ersten beiden Quartalen des Jahres.

Neue Handelshindernisse in den USA – und möglicherweise auch in der Europäischen Union – hellen die Aussichten nicht gerade auf. Die Hoffnung basiert auf zwei kommenden Modellen, speziell auf dem vierten Quartal. Dann erhofft sich Polestar einen Schub durch die neuen SUVs Polestar 3 und Polestar 4. Bisher gab es nur ein Volumenmodell, die Mittelklasse-Limousine Polestar 2.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass sich Polestar in einem für das Unternehmen unangenehmen Vorgang mit den US-Behörden auseinandersetzen muss.

Die Finanzberichte für 2021 und 2022 musste der Hersteller berichtigen, danach war er nicht in der Lage, der Börsenaufsicht SEC rechtzeitig die Bilanz für 2023 vorzulegen. Erst kürzlich hat der frühere Stellantis-Manager Jean-Francois Mady die Verantwortung für das Finanzressort übernommen. (mer)