Porsche denkt über neue Verbrenner-Plattformen nach

Porsche passt seine Elektrostrategie an: Die kommenden Modelle wie Porsche 718 mit Cayman und Boxster, Cayenne sowie das große SUV mit dem Projektnamen K1 waren alle als rein elektrische Fahrzeuge geplant. Schneller als jeder andere Hersteller wollte der Sportwagenbauer sein Portfolio umstellen.

Nun könnte es anders kommen. "Wir wollen die Verbrenner deutlich länger fit halten und uns maximal flexibel aufstellen", kündigte Finanzchef Lutz Meschke in einer Telefonkonferenz zum dritten Quartal auf Nachfrage der Automobilwoche an.

Dies bedeute, dass sämtliche Fahrzeugprojekte für die Zukunft nochmals überprüft würden. Zu Details oder betroffenen Baureihen wollte er sich nicht äußern. Die Baureihe 718 beispielsweise soll bereits im kommenden Jahr vorgestellt werden. Ein Verlängerung der alten Verbrenner ist wegen Cyber-Security-Richtlinien ausgeschlossen. So wird es auch beim Macan sein.

Der Cayenne sollte parallel zu einer neuen Elektrovariante als Verbrenner weiterlaufen – ohne große weitere Investitionen­. Hier könnte Porsche nun die Plattform nochmals umfassend erneuern, um ihn bis weit ins nächste Jahrzehnt als Verbrenner und Plug-In zu erhalten.

Dies gilt auch für den Panamera, der eben erst auf den Markt gekommen ist und als letztes reines Verbrenner-Modell neben dem 911 galt. Beide Plattformen könnten entgegen der ursprünglichen Planungen am Ende der Laufzeit nochmals eine komplette Überarbeitung erhalten. Entsprechende Konzepte gibt es wohl, deutete Meschke an, eine Entscheidung steht aber noch aus. Eine Änderung der rein elektrischen SSP-Plattform des VW-Konzerns, auf dem der K1 stehen soll, wäre aber wohl zu teuer.

Damit rückt Porsche von seiner einst äußert ambitionierten Elektrostrategie ab. So sollten in den ursprünglichen Planungen im Jahr 2030 rund 80 Prozent der Neufahrzeuge mit rein elektrischem Antrieb ausgeliefert werden.

Die restlichen 20 Prozent, so die allgemeine Annahme, würden dann auf den 911er entfallen, für den es noch keine Pläne zur vollständigen Elektrifizierung gibt. Zwar sei dieses Ziel auch mit dem künftigen Portfolio erreichbar, so Meschke. "Aber wir sehen, dass der Hochlauf in vielen Regionen flacher verläuft."

Gleichzeitig richtete Meschke einen dringenden Appell an die europäische Politik. "Das Verbrenner-Verbot 2035 muss fallen", sagte der Finanzchef, obwohl sich Porsche auch hier in der Vergangenheit eher bedeckt gehalten hatte und für eine klare Marschroute plädierte.

Porsche sei zwar grundsätzlich darauf eingestellt, die Industrie als Ganzes aber nicht. Hier brauche es ein klares Umsteuern, damit beispielsweise Zulieferer weiter in den Verbrenner investieren und ihre teils prekäre wirtschaftliche Lage verbessern könnten.

Zwar müsse die Produktpolitik weiter in Richtung Dekarbonisierung gehen, aber die einseitige Vorgabe eines rein elektrischen Antriebs sei falsch und gehe zu Lasten der Wirtschaft. Vor allem im Volumensegment benötigten europäische Hersteller noch einige Jahre, um bei den Kosten mit asiatischen Wettbewerbern konkurrieren zu können.

"Hier braucht es ein massives Eintreten in Brüssel, um die Deindustrialisierung abzuwenden", so Meschke. Wenn es dazu komme, dann sei in Europa auch der soziale Frieden gefährdet.

Meschke sprach sich für Technologieoffenheit aus, weil nur diese Innovationen fördere. Außerdem sollten E-Fuels sowie das Verfahren Direct Air Capture zum CO2-Entzug aus der Atmosphäre gefördert werden. Damit könnten Verbrenner nahezu klimaneutral betrieben werden.  

In China rechnet Meschke mit einem dauerhaft kleineren Markt. Mit dem Hochlauf der Elektromobilität seien europäische Hersteller gegenüber lokalen Anbietern ins Hintertreffen geraten. Diese dominierten und hätten bei den Kosten deutliche Vorteile.

Hier würden Fahrzeuge für 30.000 Euro in den Markt gegeben, die nicht nur im Infotainment, sondern auch beim Interieur gut ausgestattet seien. Die Marke spiele dagegen immer weniger eine Rolle.

Für 2025 rechnet Meschke mit einer weiteren Stagnation. Die Strukturen im Vertrieb würden von den einst 100.000 geplanten Einheiten nach unten angepasst. So sei der Anteil des chinesischen Marktes am Absatz von 32 Prozent auf aktuell 18 Prozent gesunken.

Porsche habe dies aber mit dem verstärkten Engagement auf anderen Märkten wie etwa Südkorea nahezu kompensieren können. Auch in Indien sieht Meschke großes Potenzial. Hier könne perspektivisch sogar eine CKD-Fertigung wie in Malaysia entstehen.

In einer früheren Fassung hieß es, Porsche werde seine Elektroplattformen überarbeiten und auf verschiedene Antriebe anpassen. Porsche hat die Angaben dahingehend präzisiert, dass es nur um Verbrennerplattformen geht.