Situation bei Porsche ernster als bekannt – Sparprogramm kommt

Nein, es war nicht alles schlecht bei Porsche. Zwar ist der Absatz 2024 auf 310.718 Einheiten und damit um drei Prozent geschrumpft.  Aber außer China, wo der Einbruch wegen der Zurückhaltung der Kunden im Luxussegment mit 28 Prozent dramatisch ausfiel, sind alle anderen Weltregionen gewachsen. Und dies, obwohl der Sportwagenbauer gleich vier seiner sechs Modellreihen neu aufgelegt oder zumindest gründlich überarbeitet hat.

Dazu gab es Rekorde. Der Porsche 911 als Kern der Marke konnte erstmals über 50.000 Einheiten erzielen, der Cayenne über 100.000. Vom rein elektrischen Macan wurden nach den Anlaufverzögerungen in den letzten drei Monaten des Jahres immerhin 18.000 Exemplare ausgeliefert. Auch der Auftragseingang sei nach wie vor robust.

Besonders stolz sind die Manager in Zuffenhausen aber auf ihr effektives Bestandsmanagement, wie es im Fachjargon heißt. Dies bedeutet, dass die Händler ihre vorrätigen Fahrzeuge zügig und ohne große Preisnachlässe vom Hof bekommen haben. Dies hat auf den Cashflow im vierten Quartal offenbar einen unerwartet positiven Einfluss gehabt, wie es Insider durchblicken lassen. Und dennoch: 2025 wird nicht das Jahr der Wende – eher das Gegenteil. 

Mit einer Gewinnwarnung hatte der Sportwagenbauer im Sommer die Erwartungen nach unten angepasst und geht nur noch von 14 bis 15 Prozent aus. Selbst dieses Ziel war offenbar nur mit größter Kostendisziplin und einer ausgefeilten Steuerung des Vertriebs zu erreichen.

Die genauen Zahlen wird das Unternehmen auf der Jahrespressekonferenz im März veröffentlichen. Dort wird auch die Prognose für das Jahr 2025 vorgestellt. Und wie verschiedene Quellen berichten, fällt der von CEO Oliver Blume zuletzt oft beschworene V-Effekt nach einem Jahr mit vielen Anläufen aus. Stattdessen wird im Unternehmen gemunkelt, dass die Durststrecke nochmals ein komplettes Jahr andauert.

Der Absatz könnte damit wohl unter dem Vorjahr liegen und sogar unter die Marke von 300.000 fallen. Auch die Rendite könnte weiter unter Druck geraten und sogar unter Umständen schlechter ausfallen als 2024. Porsche ist damit zwar in bester Gesellschaft.

Auch bei anderen Autobauern wie etwa Mercedes deutete sich zuletzt Ernüchterung bei den Renditeerwartungen an. Doch der Sportwagenbauer hatte die eigenen Ziele im Zuge des Börsengangs besonders hochgeschraubt, als langfristig 20 Prozent Marge in Aussicht gestellt worden waren.

Für den erneuten Rückgang führen Insider externe Faktoren wie die geopolitischen Unsicherheiten oder drohende Zölle für den US-Markt an. In China ist außerdem keine Erholung in Sicht. Dazu kommen hausgemachte Probleme wie eine unglückliche Modellpolitik. Der elektrische Macan fällt in eine Phase, wo der Hochlauf der E-Mobilität hinter den Erwartungen zurückbleibt. Den Verbrenner hat Porsche in Europa bereits ausgemustert.

Ähnlich läuft es bei der Baureihe 718 mit Cayman und Boxster, deren rein elektrischer Nachfolger auf sich warten lässt. Weil zudem der Taycan nur noch im Einschicht-Betrieb gefertigt wird, droht 2025 eine Absatz-Lücke.

In Zuffenhausen macht daher das Wort von der Rekalibrierung die Runde, um das neue Geschäftsjahr zu umschreiben. Es gehe darum, sich für die Folgejahre neu und resilienter aufzustellen. Dies sei die Voraussetzung dafür, ab 2026 wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren zu können.

Der Vorstand, so ist zu hören, arbeitet entschlossen an entsprechenden Maßnahmen, um das Produktportfolio flexibler auszulegen und die Fixkosten zu reduzieren. Finanzchef Lutz Meschke hatte bereits bei den Zahlen zum dritten Quartal davon gesprochen, die Kostenstrukturen auf einen Absatz von 250.000 Fahrzeugen anzupassen.

Sollte Porsche sein Modellprogramm nochmals überarbeiten, würde das eine Menge Geld kosten. So könnten Fahrzeuge wie eine echte Neuauflage des Verbrenner-Cayenne oder eine Verbrenner-Variante des rein elektrisch geplanten Luxus-SUV K1 zusätzlich entwickelt werden müssen.

Auch die Situation bei den Zulieferern bleibt angespannt. Wegen fehlender Stückzahlen vor allem bei Elektrokomponenten musste Porsche in der Vergangenheit wiederholt Unternehmen in Schieflage retten.

Das nun in Arbeit befindliche Sparprogramm soll alle Bereiche erfassen vom Einkauf über die Produktion bis zum Vertrieb. Nach Informationen der Automobilwoche haben die Verhandlungen mit dem Betriebsrat bereits begonnen. Das Unternehmen selbst wollte sich zu den Prognosen für 2025 und möglichen Sparmaßnahmen nicht äußern.

Im Paket dürfte es auch um einen Stellenabbau gehen, der im vierstelligen Bereich liegen könnte. Vor Kündigungen muss sich bei Porsche aber niemand fürchten. Alle angedachten Maßnahmen seien sozialverträglich, also beispielsweise über Ruhestandsregelungen leistbar.