Tesla verfehlt überraschend seine Ziele

Tesla hat 2024 zum ersten Mal seit 12 Jahren weniger Autos verkauft als im Jahr zuvor. Der Elektrofahrzeughersteller verfehlte seine Zielmarke für das Gesamtjahr 2024. Hauptgrund: Die alternde Modellpalette muss sich harter globaler Konkurrenz erwehren.

Tesla-Chef Elon Musk hatte noch im Herbst das Ziel ausgegeben, im vierten Quartal 515.000 Autos auszuliefern und so im Gesamtjahr ein "leichtes Plus" gegenüber 2023 zu erreichen. Diese Marke wurde nun überraschend deutlich verfehlt.

Dank Rabattaktionen und anderer Sonderaktionen stiegen die Verkäufe im vierten Quartal zwar noch um 2,3 Prozent auf 495.570 Einheiten. Im Gesamtjahr steht mit 1,79 Millionen verkauften Autos jedoch ein Minus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

 "Es gibt so viele neue Akteure im E-Auto-Markt mit so vielen Optionen, dass es nicht realistisch ist, dass Tesla weiterhin in dem bisherigen Tempo wächst“, sagte Sam Fiorani, Vizepräsident des Analysehauses AutoForecast Solutions.

Besonders die Konkurrenz aus China wird immer stärker. Hinzu kommt eine schwache Nachfrage in Europa und der Trend zu preisgünstigen Hybridfahrzeugen in den USA.

Nach Vorlage der Zahlen fiel die Tesla-Aktie deutlich. Im Kalenderjahr 2024 stieg der Aktienkurs insgesamt um über 63 Prozent, ausgelöst durch eine Kursrallye nach dem Wahlsieg Donald Trumps am 5. November. Tesla-CEO Elon Musk war Wahlkampfhelfer und Spender und fungiert nun als wichtiger Berater des designierten Präsidenten.

Analysten an der Wall Street sehen den Umsatzrückgang 2024 noch nicht als dramatisch an. Sie erwarten, dass Tesla aggressiv in lukrative Geschäftsbereiche wie selbstfahrende Taxis vordringen wird.

„Wir erwarten, dass 2025 ein Jahr positiver Entwicklungen in Bezug auf ein föderales Rahmenwerk für autonomes Fahren sein wird, das die Aktienbewertungen steigern dürfte und die Sorgen über ein verlangsamtes Umsatzwachstum mehr als ausgleicht.“ Das sagte Garrett Nelson, Analyst bei CFRA, der die Aktie weiter zum Kauf empfiehlt.

Musk erklärte im Oktober, dass die Verkäufe 2025 voraussichtlich um mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 2024 steigen werden. Der Hersteller plant, in der ersten Jahreshälfte ein günstigeres Fahrzeug auf Basis seiner bestehenden Kompaktfahrzeugplattform anzubieten und eine überarbeitete Version des meistverkauften Model Y Crossover auf den Markt zu bringen.

Analysten führen die stagnierenden Verkäufe von Tesla auf die alternde Modellpalette zurück. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist der Cybertruck. Er war 2024 das meistverkaufte elektrische Pickup-Modell, blieb bislang jedoch wirtschaftlich unbedeutend. Die Preise für den Cybertruck beginnen bei 81.985 US-Dollar.

„Der Cybertruck ist offensichtlich ein Nischenprodukt“, sagte Fiorani, trotz Musks Behauptungen, er würde mit traditionellen benzinbetriebenen Pickups von Ford und Chevrolet konkurrieren. „Er wird niemals ein F-150 oder ein Silverado sein.“

Tesla veröffentlicht keine Verkaufszahlen nach Modellen. In seinem Bericht vom 2. Januar erklärte das Unternehmen, dass die kombinierten Verkäufe von Model 3 und Model Y bei 1,7 Millionen lagen, während andere Modelle, einschließlich des Cybertruck und des Model X Crossover, 85.133 Einheiten ausmachten.

Zusätzlich zur wachsenden Konkurrenz im EV-Markt steht Teslas Markenimage aufgrund von Musks politischem Engagement zugunsten rechtsgerichteter Gruppen in den USA und im Ausland unter Druck, so Analysten. Zuletzt mischte er sich auch in den deutschen Wahlkampf ein.

Während Fahrzeugverkäufe weiterhin Teslas größte Einnahmequelle darstellen, hat Musk erklärt, dass sich das Unternehmen auf softwaregetriebene Geschäftsbereiche wie autonome Fahrzeuge und humanoide Roboter umstellen will.

Tesla plant, in diesem Jahr in Kalifornien und Texas einen Robotaxi-Dienst zu starten. Im nächsten Jahr soll dann ein neu entwickeltes Robotaxi, der „Cybercab“, im texanischen Werk produziert werden. Tesla verkauft derzeit keine autonomen Fahrzeuge, hofft jedoch, bald den Robotaxi-Marktführer Waymo herauszufordern.