VW stellt neue Weichen für sein China-Geschäft

40 Jahre nach der Gründung richtet der Volkswagen-Konzern sein Joint Venture mit dem chinesischen Autohersteller SAIC neu aus, um verlorene Marktanteile wieder zurückzuholen. Gemeinsames Ziel der Partner sei eine "führende Marktposition mit den Marken Volkswagen Pkw und Audi im Zeitalter der intelligenten, vollvernetzten Elektrofahrzeuge". Der Vertrag wurde bis zum Jahr 2040 verlängert.

"Mit der langfristigen Vertragsverlängerung unterstreichen wir die Bedeutung dieser Zusammenarbeit und die des chinesischen Marktes für den Volkswagen-Konzern", sagte VW-China-Chef Ralf Brandstätter.

Neben SAIC betreibt VW in China auch Gemeinschaftsunternehmen mit FAW und Anhui Jianghuai Automobile. Auch Audi ist mit FAW und SAIC verbandelt. Zuletzt hatten die Ingolstädter neue Elektromodelle vorgestellt, die erstmals auf die vier Ringe an der Front verzichten. 

Mit SAIC hatte VW in China zunächst große Erfolge gefeiert. Modelle wie der Santana ermöglichten Millionen Chinesen den Einstieg in die individuelle Mobilität. Über viele Jahre hinweg war der Santana das Standardmodell für Taxifahrer.

Später kamen die ersten chinaspezifischen Modelle wieder der Lavida hinzu, die auf den Konzernplattformen basierten. Seit 2007 werden auch Modelle von Skoda bei SAIC Volkswagen gefertigt. Weil VW mit FAW ebenfalls viele ähnliche Modelle produziert, ist über die Jahre ein kaum mehr überschaubares Produktportfolio entstanden.

Mit der technologischen Reife der lokalen Hersteller gerät VW in China aber immer mehr unter Druck. So sank der Marktanteil in China binnen viereinhalb Jahren von 19 auf aktuell 14 Prozent. Vor allem bei den elektrischen Modellen spielt VW kaum eine Rolle.

Während früher regelmäßig mehr als drei Milliarden Euro Gewinn aus den Joint Ventures nach Deutschland flossen, werden es in diesem Jahr nach Angaben von Finanzchef Arno Antlitz nur rund 1,6 Milliarden Euro sein. Dies ist auch ein Grund, weshalb Konzernchef Oliver Blume auf nachhaltige Kostensenkungen und Kapazitätsanpassungen in Deutschland drängt.

Mit einer beispiellosen Modelloffensive soll die Schwäche in China in den nächsten Jahren überwunden werden. So will SAIC Volkswagen bis Ende des Jahrzehnts 18 neue Modelle in den Markt einführen.

Acht Modelle sollen rein elektrisch sein. 2026 sollen zwei Modelle auf der neuen "Compact Main Plattform" (CMP) auf den Markt kommen, die über eine zonale Software-Architektur mit deutlich weniger Steuergeräten als bisher verfügen. Sie wird gemeinsam mit dem Partner XPeng entwickelt und soll dafür sorgen, dass VW beim Infotainment auf Augenhöhe mit den chinesischen Anbietern kommt.

Zusätzlich werde das "weiterhin sehr profitable" Verbrenner-Angebot bis 2026 um drei Plug-In-Hybride und erstmals zwei Range-Extender-Varianten erweitert. So könne das Unternehmen seine Position im schnell wachsenden Markt mit vollelektrischen und teil-elektrifizierten Fahrzeugen kurzfristig stärken.

Von den insgesamt 18 Modellen würden 15 Fahrzeuge exklusiv für den chinesischen Markt entwickelt. Das neue Entwicklungszentrum in Hefei mit rund 3000 Ingenieuren soll dazu beitragen, die Entwicklungszeit um 30 Prozent zu reduzieren.

Das Produktionsnetzwerk wird entsprechend der Transformation zur Elektromobilität angepasst. So zieht sich das Unternehmen beispielsweise aus der Uiguren-Provinz Xinjiang zurück.

Was die Ziele in China angeht, bleibt der VW-Konzern für die nächsten Jahre aber bescheiden. Laut Konzernchef Blume will VW 2030 rund vier Millionen Autos in China verkaufen, das soll einem Marktanteil von 15 Prozent entsprechen. Derzeit liegt der Konzern bei 3,24 Millionen Fahrzeugen. Damit soll ein operatives Ergebnis von rund drei Milliarden Euro erzielt werden – inklusive des Anhui Joint Ventures.