VW und die neue Liebe zum Range Extender: Welche Modelle für Europa geplant sind

Volkswagen entdeckt den Range Extender für sich. Vor allem die wiederbelebte Marke Scout hat das Interesse der Wolfsburger am Reichweitenverlängerer geweckt. Wie VW-Chef Oliver Blume jüngst mitteilte, befindet sich unter den rund 80.000 Vorbestellungen für die ab 2027 erhältlichen großen SUVs und Pick-ups von Scout eine große Zahl an sogenannten Extended-Range Electric Vehicles, kurz: EREVs.

In China präsentiert der Konzern nun auf der Autoshow in Schanghai eine Range-Extender-Studie. Der ID. Era wurde zusammen mit SAIC entwickelt und soll dank EREV-Technik bis über 1000 Kilometer weit kommen – 300 davon nur mit Akku. 

Zwar ist der ID. Era ausschließlich für China vorgesehen, doch bestätigte Vertriebs-Chef Martin Sander auf der Messe, dass VW die Technologie auch in Europa einführen will. Schon vor Monaten äußerte sich Blume offen gegenüber EREVs für den Heimatmarkt. Man arbeite daran, die Technik in zukünftige E-Autos zu implementieren, hießt es bereits in Wolfsburg. Denkbar sei sogar eine Umrüstung der aktuellen BEV-Modelle wie ID.4 oder ID.7, munkeln Insider.

Oliver Blume betonte in Schanghai, die Europäische Union sollte in Erwägung ziehen, EREVs vom geplanten Verbrenner-Aus ab 2035 auszunehmen und verwies auf die Notwendigkeit einer größeren Flexibilität bei den Emissionen.

"Wenn Sie einen Range Extender haben, fahren Sie immer noch ein Elektroauto, aber die lange Reichweite könnte die Hürde senken, um zu Elektrofahrzeugen zu kommen", sagte Blume am Vorabend der Messe bei der Premiere des ersten VW-EREVs für China. Zumal die Hersteller damit die CO2-Ziele der EU bis 2034 erfüllen könnten.

Die Tatsache, dass die meisten Range-Extender auf einer elektrischen und nicht auf einer Verbrennungsmotor-Plattform basieren, könnte dazu beitragen, die Europäische Union davon zu überzeugen, ihnen eine längere Lebensdauer zu geben, sagte Blume.

"Ich denke, wir können von den Chinesen lernen, wie pragmatisch sie denken," so Blume weiter. China hat Druck auf die Autohersteller ausgeübt, auf die Elektrifizierung umzusteigen, aber noch keinen Endpunkt definiert, an dem der Verkauf von Verbrennungsmotoren gestoppt werden muss.

Wirklich neu ist die Technik nicht: Chevrolet, Ford und Cadillac hatten schon Range-Extender-Fahrzeuge im Angebot, genauso wie BMW mit i3 und i8 oder Opel mit dem Ampera.

Damals gelang es den Autobauern aber nur bedingt, den Kunden das E-Auto mit nahezu unbegrenzter Reichweite schmackhaft zu machen, weshalb sich die westlichen Hersteller wieder davon verabschiedeten.

Dabei hat die EREV-Technik viele Vorteile: Der Verbrenner dient im Range-Extender als mobiles Kraftwerk zur Stromerzeugung und kann im optimalen Drehzahlbereich sparsamer arbeiten als in einem PHEV (ca. 1,5 l/100 km).

Gegenüber einem reinen BEV kann zudem eine kleinere Batterie verbaut werden. Überhaupt ließen sich laut Experten von AlixPartners BEVs leichter zu EREVs umrüsten als zu Plug-in-Hybriden, was dem Hersteller deutliche Kostenvorteile bietet.

Das erkennen inzwischen immer mehr Autobauer. Mazda hat im MX-30 einen Range-Extender im Angebot, der Hyundai-Konzern plant neue EREV-Modelle, und auch Stellantis hat eine entsprechenden Lösung im Angebot. Vor allem aber setzen die chinesischen Autobauer, allen voran Li Auto und BYD, bereits im großen Stil auf die Technik.

In China ist die EREV-Technik auf dem Vormarsch und die aktuell am schnellsten wachsende Antriebsart. Wenn davon die Rede ist, dass China einen E-Anteil von rund 50 Prozent hat, dann sind damit die sogenannten New Energy Vehicles gemeint: Zu denen zählen neben den reinen Batterieautos (BEV) auch Plug-in-Hybride (PHEV), Brennstoffzellen-Fahrzeuge (FCEV) und eben E-Autos mit Reichweitenverlängerer.

Laut Alix-Partners wächst der globale EREV-Markt jährlich um 50 Prozent und soll sich bis zum Ende der Dekade bei rund 3,2 Millionen Fahrzeugen pro Jahr einpendeln. Das Gros davon wird in China erwartet, der Marktanteil der EREVs wird dort in den kommenden Jahren bei rund zehn Prozent liegen.

Ein Boom, von dem hierzulande auch die Zulieferer profitierten könnten, so die Experten. Anders als bei der Batterietechnik sei für EREVs die Wertschöpfungstiefe und -breite in Europa vorhanden. Bis auf VW halten sich die deutschen Hersteller bisher allerdings zurück. Mercedes, Audi und BMW haben offiziell keine Range-Extender-Pläne.