Wasserstoff: BMW investiert in eine Nische

Die Ausweitung der Brennstoffzellen-Kooperation zwischen BMW und Toyota ist kein Aufbruch in eine neue Ära, sondern vielmehr das Ergebnis einer enttäuschenden Entwicklung. Wasserstoffgetriebene Elektro-Pkw werden auch künftig eine Nische bleiben - mit schwindender Bedeutung.

Relevante Stückzahlen kann das FCEV (fuel cell electric vehicle) hingegen bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen erreichen. Einige neue Beispiele sind bei der anstehenden IAA Transportation in Hannover zu sehen.

BWM und Toyota sprechen schon seit 30 Jahren vom Aufbruch ins Wasserstoff-Zeitalter. Die Realität ist allerdings ernüchternd. Selbst in Japan, dem Stammland des H2-Autos, hat diese Antriebstechnik keine Relevanz im Markt, alte Hoffnungen wurden immer wieder enttäuscht. So schrumpfte der Absatz von H2-Pkw in Japan in den vergangenen zwei Jahren um 83 Prozent - 2024 wurden ganze 422 Einheiten neu zugelassen.

Das Scheitern der H2-Pkw kommt nicht unerwartet. Deren Anschaffungspreis ist immer noch erheblich höher als der von vergleichbaren Benzinern und selbst von entsprechenden Plug-in-Hybriden. Längst haben sich reine BEVs als die günstigere und weitaus alltagstauglichere Alternative herausgestellt. Nicht zuletzt hat ein H2-Interessent weiterhin nur die Wahl zwischen einer Handvoll Fahrzeugen, die häufig auch kaum verfügbar sind.

Auch der Treibstoff ist noch kostspieliger geworden, als er es bislang schon war. Der Preis richtet sich dabei nicht nur nach der Menge, sondern auch nach der Höhe des Drucks und nach der Herstellungsweise: Grüner Wasserstoff ist teurer, 700-Bar-Wasserstoff ebenfalls.

So kostet ein Kilogramm "grün"  erzeugter Wasserstoff bei einer 700-bar-Betankung an den meisten Stationen von H2 Mobility derzeit 13,85 Euro (an einzelnen Stationen mit besonderen Standortbedingungen 11 Euro/kg). Das bedeutet beim Einsatz etwa eines BMW iX5 Hydrogen, der rund 1,3 Kilogramm H2 pro 100 km verbraucht, einen Spritpreis von etwa 18 Euro pro 100 Kilometern.

Dabei muss man wissen: Dieser Preis ist bereits stark subventioniert. In Kalifornien, wo weltweit die höchste Dichte an H2-Fahrzeugen unterwegs ist, liegt der unsubventionierte Preis bei rund 30 Dollar.

Toyota verdient auch mit der zweiten Generation des Mirai kein Geld und will durch die Kooperation mit BMW endlich die Chance auf etwas größere Stückzahlen und somit sinkende Stückkosten haben.

Das Tankstellennetz für Pkw, die mit 700 Bar tanken, wird trotz vieler Ankündigungen nicht auf ein akzeptables Mindestmaß ausgebaut, sondern teilweise bereits wieder verkleinert. Mehrere Betreiber haben ihre H2-Anlagen wieder abgebaut, weil sich an ihren Zapfsäulen die Spinnweben breit machen.

Nach einem Wachstumsschub zwischen 2017 und 2020 kommt der Netzausbau nicht mehr voran. Die meisten neuen Projekte bleiben in der Planungsphase stecken. Aktuell existieren in Deutschland nach Angaben des maßgeblichen Anbieterkonsortiums H2 Mobility 87 öffentliche H2-Tankstellen mit 700 bar (Pkw) und 350 bar (LKW).

Tatsächlich interessant ist die Investition in eine H2-Tankstelle nur dort, wo ein großes Busunternehmen wie die öffentliche Hand oder ein großes Speditionsunternehmen eine relevante Anzahl an H2-Fahrzeugen betreibt.

Zwar gibt es immer wieder vereinzelt Unternehmen, die einige H2-Fahrzeuge versuchsweise anschaffen, um deren Einsatz im realen Ökosystem zu testen.  Allerdings haben mehrere Firmen nach dieser Testphase auch wieder entschieden, ihre H2-Busse oder Transporter auszulisten. Der Grund sind vor allem hohe Spritkosten und hohe Ausfallzeiten durch die komplizierte Antriebstechnik.

Enttäuscht hatte sich im Juli auch der US-Anbieter Hyzon aus Europa (und Australien) zurückgezogen. Als Grund nannte Hyzon die Verringerung der staatlichen Fördermaßnahmen für Brennstoffzellenfahrzeuge. Teilweise wurden die Subventionen in Europa auch ganz gestrichen.

Einen Förderstopp gab es im Februar auch in Deutschland. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) stoppte mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres alle Fördermaßnahmen für Wasserstoff-Projekte.  Grund waren Küngeleien in der Wasserstoff-Abteilung des Ministeriums. Der zuständige Abteilungsleiter soll 2021 Fördermittel in Millionenhöhe für einen befreundeten Lobbyisten beschafft haben. 

Unter dem Strich dürfte die Kooperation von BMW und Toyota kaum ausreichen, um den Wasserstoff-Antrieb im Pkw-Sektor doch noch zu einer echten Alternative zu machen. Dennoch könnte daraus ein hilfreicher Impuls entstehen, um das langsam wachsende Geschäft mit H2-Transportern und H2-LKW zu unterstützen.

Die Unternehmen wissen all dies und wollen sich nicht in kostspieligen und risikoreichen Technologiefeldern verzetteln. Auf kleiner Flamme weitergekocht hat aber auch die H2-Entwicklung ihre Berechtigung, denn die Zunftt der Antriebstechnologie dürfte noch für viele Wendungen und Überraschungen gut sein.