In Zahlen: Wie China die globale E-Auto-Produktion dominiert

Der automobile Aufstieg Chinas ist eng verbunden mit dem globalen Durchbruch der Elektromobilität. Milliarden-Hilfen durch staatliche Programme und technologische Fortschritte haben China bei E-Autos eine Vormachtstellung verschafft.

2024 wurden in dem Land mehr als 60 Prozent der Elektroautos weltweit gebaut. In Europa und Nordamerika läuft die Produktion dagegen nur langsam hoch.

Allerdings: Durch die Einführung neuer und günstigerer E-Modelle rechnen die Experten von FTI-Andersch mit einer deutlichen Zunahme der europäischen Elektroauto-Produktion in den nächsten Jahren. Einen zusätzlichen Schub dürften die strengeren CO2-Ziele in der EU bringen.

Dies wird den Ausbau der lokalen Produktion beschleunigen. Darüber hinaus führt die Einführung von Handelsbeschränkungen auf chinesische E-Autos zu einer Verschiebung der Produktion chinesischer OEMs in andere Weltregionen.

Währenddessen wird der chinesische Markt für internationale Marken jedoch zunehmend schwierig. Sinkende Wachstumsraten, staatlich unterstützte Wettbewerber und der Fokus auf Elektroautos setzen besonders deutsche Hersteller auf dem Leitmarkt unter Druck.

Die Produktionsvolumen internationaler OEMs und Joint Ventures mit chinesischen Partnern fallen seit 2017 stetig. Ein Rückzug kommt aber für die meisten nicht infrage.

"Die Chancen im chinesischen Markt gehen mit gestiegenen Risiken einher", konstatiert der "German Economic Pulse" von FTI-Andersch, Verian. Gerade die Einführung von Zöllen auf chinesische E-Autos in den USA und Europa dürfte diese Unsicherheiten weiter erhöhen.

In den vergangenen Jahren haben sich chinesische OEMs durch eine starke Zunahme der Produktion zu signifikanten Marktteilnehmern entwickelt. Dies zeigt sich nun auch in Europa – wenn auch noch von einem niedrigen Niveau aus.

Lars Faeste, Europa-Chef von FTI Consulting, sieht vor allem europäische Hersteller vor enormen Herausforderungen: "In den vergangenen 20 Jahren sind keine wirklich spektakulären Innovationen im Autosektor aus Europa gekommen. Wir haben zwar hohe Qualität verbaut, sind aber den wesentlichen Trends hinterhergelaufen."  Im Wettbewerb mit China müsse Europas Automobilindustrie wieder deutlich innovativer werden.

Mehrere Branchengrößen wie BYD und Chery haben bereits den Aufbau von eigenen Fabriken angekündigt. Die Analyse "Automotive Marktentwicklung – China" von FTI-Andersch nennt mehrere Gründe für die stärkere Präsenz in Europa.

So geht es den Herstellern um die Stabilisierung der Lieferketten und die Vermeidung von Einfuhrzöllen, wie sie von der EU in Kraft gesetzt wurden. Außerdem lässt sich mit einer stärkeren lokalen Verankerung die Markenbekanntheit erhöhen und das Verständnis für die lokalen Märkte verbessern.

Zur Wahrheit gehört aber auch: In Europa, speziell in Deutschland, sind die meisten chinesischen Hersteller trotz aller Bemühungen noch nicht besonders erfolgreich.

Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility von EY, sagte der Automobilwoche: "Keines der mitunter kreativen Konzepte, die wir von chinesischen Herstellern im Vertrieb sehen, geht bislang auf."

Das lässt sich anhand der Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts belegen. BYD, weltweit einer der größten Elektroautohersteller, kam in Deutschland bis einschließlich Oktober nur auf 2137 neu zugelassene Fahrzeuge. 

Bei Polestar stehen rund 2600 Verkäufe zu Buche, Nio kommt auf 338 neue Fahrzeuge, Lynk & Co nur auf 67. Einige andere Autohersteller aus China werden vom KBA nicht einmal gelistet. Besser läuft es bei MG, das sich im Vertrieb eher klassisch aufgestellt hat.