Marken-Ikone Mercedes G-Klasse fährt jetzt elektrisch

Ein großes Auto braucht einen großen Auftritt. Mit zwei zeitgleichen Premieren in Peking und Los Angeles hat Mercedes kurz vor dem Start der Messe Auto China die elektrische G-Klasse sowie zwei neue Verbrenner-Varianten gefeiert. Um es gleich vorwegzunehmen: Arnold Schwarzenegger, der Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche einst bei der Motorshow in Detroit das Versprechen zur Elektrifizierung des Geländewagens entlockte, war im Gegensatz zu vielen anderen Schauspielern bei der Feier in Kalifornien aus Zeitgründen nicht anwesend.

In China war die Premiere zwar mit weniger Prominenz aus der Unterhaltungsindustrie besetzt, aber ebenfalls glamourös inszeniert. Im angesagten Künstlerviertel 798, einem ehemaligen Industrieareal, zeigte sich der riesige Gasometer ganz im Zeichen der Marken-Ikone. Die mag zwar gemessen in Stückzahlen weniger bedeutend sein als eine S-Klasse oder eine E-Klasse. Für das Image und die Kundenbindung ist es aber ein „signifikantes Fahrzeug”, wie Entwicklungschef Markus Schäfer im Gespräch mit Journalisten erläutert.

Nicht zuletzt spülen die im Jahr 2023 über 40.000 produzierten Exemplare ordentlich Geld in die Kasse. Denn eine G-Klasse wird zumeist hoch individualisiert geordert. Selbst die Abdeckung für das Reserverad lässt sich in der Manufaktur nach eigenen Wünschen anfertigen. Dazu wird das Fahrzeug oft in der hochmotorisierten AMG-Version gekauft, in der es gerne mal über 200.000 Euro kostet. Mit bisher rund 50.000 Zulassungen ist China hinter den USA der zweitwichtigste Markt für die G-Klasse. Auch im Stadtbild von Peking ist der fahrende Würfel häufiger zu sehen.

Während die elektrische G-Klasse vor einem Jahr noch als Beginn einer neuen Ära angekündigt worden wäre, zeigt sich bei der Premiere die neue Tonart in der E-Strategie. Zwar wird das Fahrzeug gebührend angepriesen, aber eben nur als eine weitere Option im Antriebsportfolio. Schäfer will sich deshalb auch auf Nachfrage nicht zu einem möglichen Anteil der E-Version am Verkauf äußern. „Wir werden sehen, wie sich die Kunden entscheiden”, sagt er. Dies hänge auch von den gewährten Anreizen in den Märkten ab. „Wichtig ist, dass wir ein sehr breites Spektrum an Antrieben haben.”

Die elektrische G-Klasse soll ungeachtet der Verkaufszahlen ein wichtiges Signal in den chinesischen Markt senden. Angesichts der wachsenden Konkurrenz heimischer Hersteller will Mercedes mit dem Fahrzeug seine technologische Kompetenz untermauern. Die speziell geschützte Batterie mit einer Kapazität von 116 Kilowattstunden erlaubt Reichweiten von 473 Kilometer nach dem europäischen Zyklus WLTP und 570 Kilometer nach dem chinesischen Zyklus CLTC. Dieser beinhaltet weniger Autobahnfahrten, die der G-Klasse wegen mangelnder Aerodynamik Reichweite nehmen. In China dürfte das Fahrzeug aber meist ohnehin nur im langsam fließenden Stadtverkehr bewegt werden.

Auch jenseits der Straße hat die Elektroversion ihre Vorzüge. So lassen sich die nah am Rad verbauten Elektromotoren einzeln ansteuern, was den sogenannten G-Turn ermöglicht, bei dem sich das Auto praktisch auf der Stelle um die eigene Achse dreht. Mit einer maximalen Gesamtleistung von 432 kW und einem maximales Drehmoment von bis zu 1164 Newtonmeter lässt die elektrische G-Klasse nicht nur auf der Straße die Verbrenner-Versionen stehen. Im Gelände bleibt das Fahrzeug stabil bis zu einem Neigungswinkel von 35 Grad und kann auch rückwärts locker den Berg hochkraxeln. Mit der maximalen Wattiefe von 850 Millimetern übertrifft die elektrische G-Klasse die konventionell angetriebenen Pendants sogar um 150 Millimeter.

Im Innern haben die Entwickler alles dafür getan, um den Komfort weiter zu erhöhen. Dazu gehört beispielsweise das Infotainmentsystem MBUX der neuesten Generation sowie ein 12,3 Zoll großes Display. Zahlreiche Fahrprogramme sollen nicht nur den Energieverbrauch optimieren, sondern auch die optimale Steuerung der Elektromotoren garantieren. Mit dem sogenannten G-Roar lässt sich das Auto vom Leisetreter in eine Soundmaschine verwandeln.  Selbst für das Laden gibt es ein eigenes Audioprogramm.

Die ausgefeilte Technik hat ihren Preis. Der neue G 580 mit EQ Technologie ist zum Marktstart zum Preis ab 142.621,50 Euro erhältlich, während eine konventionell angetriebene G-Klasse bei 118.256 Euro startet.  Die Preise für die Edition One beginnen bei 192.524,15 Euro. In Europa ist die elektrische G-Klasse ab sofort bestellbar ist und soll in der zweiten Jahreshälfte zu den Kunden kommen. Käufer in China und den USA müssen sich noch ein wenig gedulden.