"Wasserstoff ist keine Frage der Effizienz“ – was damit gemeint ist

"Wasserstoff ist keine Frage der Effizienz“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse auf dem Kongress der Automobilwoche am 07.November  in Berlin. Diese Aussage blieb im Kongressverlauf ohne weitere Erklärungen und steht offensichtlich im Gegensatz zum in Politik und Medien immer wieder behaupteten "geringen Wirkungsgrad" von Wasserstoffantrieben.

Regelmäßig wird dann die Argumentation mit dem batteriebetriebenen E-Auto als einzig sinnvolle Lösung fortgeführt, Wasserstoff und daraus herstellbare E-Fuels als Zeit- und Geldverschwendung oder höchstens als in ferner Zukunft mögliche Nischenlösungen diskreditiert.

Was haben sich der BMW-Chef und der Kooperationspartner Toyota also bei dieser Aussage gedacht? Zunächst greift die Frage nach der Antriebsenergie für PKWs (Batterie, Wasserstoff oder E-Fuels) viel zu kurz, es geht um die künftige Versorgung der Welt, Europas oder Deutschlands mit CO2 freier Energie.

Weniger als fünf Prozent des Weltenergiebedarfs im Jahr 2023 stammen aus Wind, Sonne und Wasser, 78% hingegen aus Öl, Kohle und Gas. Deutschland importierte 2023 68 Prozent seines Primärenergiebedarfs in Form von Öl, Gas und Steinkohle.

Regenerative Energiequellen, darunter der viel zitierte zu mehr als die Hälfte regenerativ erzeugte Strom, lieferten nur knapp 20 Prozent der für Industrie, Heizung und Verkehr benötigten Energie. Da der Strombedarf aufgrund der geforderten CO2 Verringerungen in allen Sektoren um ein Vielfaches steigen wird, wird regenerativ in Deutschland erzeugter Strom sehr knapp und teuer bleiben. Und Deutschland wird weiter massive Energieimporte benötigen.

Diese Energie wird aus den Wüstenregionen der Welt kommen, wo die Sonne mit ca. 2.500 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter einstrahlt und Strom für weniger als ein Cent pro Kilowattstunde erzeugt wird. Und hier liegt die Erklärung für die Aussage von Oliver Zipse: Da Sonnenenergie nahezu unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung steht, spielt der Wirkungsgrad, definiert als mengenmäßiger Input zu Output, keine Rolle.

Entscheidend ist aber der Preis, also die Kosten für die Verbraucher im Vergleich zu anderen Energien. Wasserstoff und E-Fuel Derivate sind heute teuer, weil sie in kleinen Mengen hergestellt und vertrieben werden – so wie zu Beginn der Motorisierung Benzin in Apotheken verkauft wurde.

Zudem werden fossile Kraftstoffe durch die CO2-Bepreisung laufend teurer. Es ist daher dringend notwendig, Wasserstoff und E-Fuels aus der Tabuzone zu holen, technische und wirtschaftliche Szenarien im großindustriellen Stil durchzuplanen und die politischen Voraussetzungen für die notwendige internationale Zusammenarbeit zu schaffen.    

Der Autor ist Aufsichtsratsvorsitzender der Consline AG, einem Consultingunternehmen für die Autobranche