Trotz bislang magerer Absatzausbeute ist der Expansionsdrang chinesischer Autobauer nach Europa ungebrochen. Mehr als 20 Marken sind schon da, und gerade starten weitere "Subbrands" der Hauptmarken. Eine zweite Welle, bevor die erste Welle richtig angelandet ist. Nio mit Firefly, Chery mit Omoda und Jaecoo – und BYD mit Denza.
BYD ist der ambitionierteste, selbstbewussteste und ehrgeizigste Autokonzern aus China. Er hat globale Ambitionen. Nach der Marke BYD folgt nun die Designermarke Denza. Auf der schicken Design Week in Mailand rief BYD-Topmanagerin Stella Li jetzt den Durchbruch aus. Das Ambiente stimmte: Die globale Design-Gemeinde trifft sich dort, wo auf historischen Piazzas Stil und Eleganz vom Hightech-Fahrzeug bis zum Zahnputzbecher abgefeiert werden.
Zur Sache: In China ein Riese, im Ausland ein Zwerg – das will BYD ändern
BYD bringt seine Submarke Denza auf den Markt, die im Premiumsegment bestehen soll. Ein schwieriges Unterfangen, meint Automobilwoche-Herausgeber Burkhard Riering – vor allem aus einem Grund.
Manches Detail von Denzas Start ist schon bekannt: Erst kommt der komfortable Sportwagen Z9GT als vollelektrische Version und als Plug-in-Version. Dann wird Denza den Designer-Van D9 hier auf den Markt bringen. Es sind Wohnzimmer-Kleinbusse, konzipiert als dritter Lebensraum für Chinesen, die den halben Tag auf der Straße sind und es dennoch gut haben wollen.
Technologie trifft auf Eleganz – das ist das Narrativ, das der BYD-Konzern für die Marke verfolgt. In China ist dies Denza schon gelungen, bald soll es auch in Europa verfangen. "Eleganz" war wohl auch das meistgesagte Wort von Stella Li auf der Bühne im "Denza House" in der Mailänder Innenstadt.
"Premium-Technologie", "elegante europäische Designeinflüsse", "Karosserieflächen, die an Seide erinnern". Das soll Denzas Alleinstellungsmerkmal sein, mit dem die Chinesen auch ein Stück vom Kuchen der deutschen Premiumhersteller abknapsen wollen.
Bei BYD läuft es. Global plus 58 Prozent Absatz im ersten Quartal. Fast eine Million verkaufte Autos in den ersten drei Monaten. Neuer Rekord. Was BYD aber dennoch nicht recht ist: 2024 hat der Konzern 4,2 Millionen Fahrzeuge verkauft, davon aber mehr als 90 Prozent in China. Noch ist der Hersteller aus Shenzhen vom Heimatmarkt abhängig.
In China ein Riese, im Ausland ein Zwerg – das kratzt am Selbstverständnis der Chinesen. Daher die großen Pläne, die massiven Investitionen, bei denen bislang keinerlei Return on Investment zu sehen ist. Aber BYD denkt langfristig und nimmt sich die Zeit. Die Expansion nach Europa muss klappen, denn dies ist der Hauptzielmarkt, nachdem die USA sich abgeschottet haben. Think big.
Dabei betont Li unbeirrt: "Wir sind ein globales Unternehmen, wir haben die beste Technologie." Jetzt soll das auch in die Köpfe der Kunden, was die nächste Hürde ist. Denn der europäische Kunde ist nicht experimentierfreudig, sondern eine träge Masse, der kauft, was er kennt.
Daher ist diese Welle nicht nur ein fröhliches Gründen von Subbrands, sondern härtester Wettbewerb. Die Anspannung ist zu merken.