Stuttgart. Bosch will am Standort Reutlingen die so genannte Steinkühler-Pause kippen. Die Standortverhandlungen befinden sich auf der Zielgeraden, wie die "Stuttgarter Nachrichten" in ihrer Samstagsausgabe berichten. Die Steinkühler-Pause sichert den Mitarbeitern je Stunde eine bezahlte Fünf-Minuten-Pause zu. Nun soll der Zeitung zufolge die Pause erhalten werden, die Bezahlung - das sind 8,4 Prozent des Stundenlohns - aber wegfallen. Dies gelte für einen Teil der rund 2700 direkt Beschäftigten in der Fertigung. Für Bosch ergebe sich dadurch eine Einsparung von zehn Millionen Euro. Im Gegenzug soll es dem Bericht zufolge Standortzusagen und Investitionen geben. Die Pause wurde 1973 vom damaligen IG Metall-Verhandlungsführer Franz Steinkühler für Band- und Akkordmitarbeiter erstritten. Die Steinkühler-Pause gibt es nur in Baden-Württemberg - in der Wirtschaft wird sie als erheblicher Nachteil im Wettbewerb gesehen. Am Elektronik-Standort Reutlingen/Kusterdingen beschäftigt Bosch 7000 Mitarbeiter. Gefertigt werden unter anderem Fahrerassistenzsysteme und Halbleiter.
Der Autozulieferer leidet unter zu optimistisch geplanten Kapazitäten und zu hohen Kosten. Deshalb wurde jeder Standort aufgerufen, Vorschläge zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu erabeiten. Bislang wurde die Neuausrichtung des Starter- und Generatoren-Werks in Hildesheim bekannt: Dort wird die Volumenfertigung aufgegeben, was zu einem noch nicht genau bezifferbaren Stellenreduzierung führt. Am Allgäuer Standort Blaichach, wo Bremsregelsysteme gefertigt werden, fallen 250 Stellen weg. Der Kapazitätsabbau in der Kfz-Technik-Sparte dürfte damit noch längst nicht beendet sein. Bis 2015 soll der mit Abstand größte Geschäftsbereich von Bosch endlich die Zielrendite von acht Prozent schaffen. Im vergangenen Jahr betrug die operative Rendite gerade einmal 4,5 Prozent. Die Kfz-Technik-Sparte hat in den vergangenen zehn Jahren nur ein Mal die selbstgesteckte Messlatte übersprungen.Restrukturierung
Bosch kippt Steinkühlerpause in Reutlingen
Der Autozulieferer kämpft mit Überkapazitäten und hohen Kosten. In Reutlingen sollen zehn Millionen Euro eingespart werden, berichten die "Stuttgarter Nachrichten".