Frankfurt. Die deutsche Autoindustrie hat die technischen Grundlagen für den flächendeckenden Einsatz der Car-to-X-Kommunikation entwickelt und plädiert für die Zusammenarbeit von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand, um diese Technologie Realität werden zu lassen. "Im Rahmen des Forschungsprojektes simTD wurde in einem der weltweit größten Feldversuche zur Car-to-X-Kommunikation deren Alltagstauglichkeit nachgewiesen", so Projektkoordinator Christian Weiß, der in der Forschung und Vorentwicklung von Daimler für kooperierende Systeme zuständig ist. Bei vollständiger Durchdringung mit Funktionen, die das Konsortium simTD entwickelt hat, könnten jährlich bis zu 6,5 Milliarden Euro der volkswirtschaftlichen Kosten von Verkehrsunfällen vermieden werden. Des weiteren kann ein volkswirtschaftlicher Nutzen von 4,9 Milliarden Euro erzielt werden durch Effiezienzwirkungen und durch die Vermeidung von Umweltbelastungen, wie die Experten in ihrem Abschlussbericht feststellen.
"Der Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen untereinander sowie zwischen Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur kann einen deutlichen Beitrag zu Erhöhung von Sicherheit, Komfort und Effizienz im Straßenverkehr leisten", erläutert Weiß und ergänzt: "Mit Car-to-X Technologie ausgestattete Fahrzeuge haben ein deutlich größeres ‚Sichtfeld' als herkömmliche Fahrzeuge ohne Car-to-X Systeme. Der so vergrößerte telematische Horizont bringt einen enormen Mehrwert – sowohl für Privatkunden wie auch für die öffentliche Hand."Das Forschungsprojekt simTD (sichere intelligente Mobilität Testfeld Deutschland) nahm im September 2008 seine Arbeit auf. Im August 2012 wurde ein Feldversuch im Großraum Frankfurt mit 120 Fahrzeugen und drei Motorrädern gestartet. Jedes Fahrzeug erhält eine sogenannte "ITS Vehicle Station", die Daten von anderen Fahrzeugen oder von der Verkehrsinfrastruktur, etwa einer Ampel, übermittelt. Neben sicherheitsrelevanten Anwendungen lassen sich auch Komfortfunktionen wie etwa Routenvorschläge zum nächsten freien Parkplatz realisieren. Durch bedarfsgerechte Steuerung von Ampeln kann Car-to-X-Kommunikation außerdem dabei helfen, Verkehrsflüsse zu optimieren. Gleichzeitig speisen die Fahrzeuge ihre Daten anonymisiert in die Verkehrszentralen ein. Neben Daimler gehören Audi, BMW, Ford, Opel und Volkswagen sowie die Zulieferer Bosch und Continental dem Forschungskonsortium an. Auch die Deutsche Telekom ist Projektpartner. Dazu kommt das Fraunhofer Institut sowie verschiedene Universitäten. Gefördert wird das Projekt durch die Bundesministerien für Wirtschafts, Forschung und Verkehr, die zusammen rund 40 Millionen Euro beisteuern, sowie das Land Hessen. Die Projektpartner beteiligen sich mit rund 31 Millionen Euro, wobei nach eigener Aussage Daimler den größten finanziellen Einzelanteil stemmt.Car-to-X ist reif für den Alltagseinsatz
Das Konsortium simTD hat einen Großversuch zur Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit der Infrastruktur erfolgreich abgeschlossen. Die Technologie steht, der volkswirtschaftliche Nutzen ist da. Nun geht es um die Umsetzung.
Baustellenwarnung erste Anwendung
Die Car-to-X Technologie von simTD verwendet zwei Konzepte zur Datenübertragung: Mit Hilfe einer speziell für diesen automobilen Anwendungszweck entwickelten Funktechnik, die auf dem bekannten WLAN-Standard aufbaut, können Informationen direkt an andere Fahrzeuge oderan entlang der Fahrbahn installierte "ITSRoadside Stations" übermittelt werden. Diese Technologie hat sich dem Konsortium zufolge vor allem für sicherheitskritische Funktionen bewährt. Zusätzlich kommen Mobilfunktechnologien wie UMTS zum Einsatz, um beispielsweise Verbindungslücken zu vermeiden und die Systemeinführung zu unterstützen.
Bei der Car-to-X-Markteinführung müssen Privatwirtschaft und öffentliche Hand von Anfang an zusammenarbeiten, damit schon in der frühen Einführungsphase ein Nutzen erlebbar wird, fordert das Konsortium. Dazu müssen Automobilhersteller, Straßenbetreiber und weitere Akteure Fahrzeuge sowie Komponenten der straßenseitigen Infrastruktur mit ITS G5 und Mobilfunksystemen ausstatten. Die straßenseitige Infrastruktur muss in ein Verkehrsmanagementsystem eingebunden werden.Die erste Anwendung ist eine Baustellenwarnung, die im Rahmen einer öffentlich-privaten Kooperation im so genannten "Cooperative ITS Corridor Rotterdam - Frankfurt am Main - Wien" ab 2015 realisiert wird.Mercedes will noch im laufenden Jahr die Car-to-X-Kommunikation in Serie bringen.