Stuttgart. Daimler fährt die Getriebeproduktion in Rumänien hoch. Insgesamt investiert der Stuttgarter Autohersteller an den zwei bestehenden Standorten Cugir und Sebes 300 Millionen Euro. Allein nach Sebes fließen 280 Millionen Euro. An beiden Standorten hat die Daimler-Tochter Star Transmission bislang verhältnismäßig kleine Umfänge gefertigt, nun soll dort eine hochvolumige Produktion mit Hightech-Getrieben entstehen. "Der Ausbau unseres Produktionsnetzwerks um einen zusätzlichen Standort für die Montage unserer Getriebe soll unsere bestehenden Kapazitäten optimal ergänzen", so Andreas Renschler, der seit dem 1. April im Daimler-Vorstand für Produktion und Einkauf der Pkw-Sparte zuständig ist. Die Entscheidung für den Standort Rumänien hat sein Vorgänger Wolfgang Bernhard auf den Weg gebracht, der nun für die Lkw-Sparte zuständig ist.
Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars will bis 2020 den Absatz auf rund 2,6 Millionen Einheiten verdoppeln. Alle Getriebe werden in Eigenregie am Standort Untertürkheim und den angeschlossenen Werksteilen gebaut. Die Kapazität ist dort voll ausgelastet. Laut Daimler gibt es keine sinnvollen Optionen für eine weitere räumliche Expansion mehr. Gleichzeitig will der Autohersteller von den günstigen Lohnkosten und Subventionen durch die rumänische Regierung profitieren. Der Auslandsanteil der Powertrain-Fertigung soll von heute nahezu null auf 40 Prozent bis 2020 steigen. Über den geplanten Ausbau des rumänischen Standorts hatte die Automobilwoche bereits im Juli 2012 exklusiv berichtet.Daimler fährt Getriebefertigung in Rumänien hoch
Die im Jahr 2001 gegründete Daimler-Tochter Star Transmission produziert in Cugir heute mit rund 800 Mitarbeitern Teile für Pkw-Motoren und -Getriebe sowie ältere Getriebegenerationen für das Ersatzteilgeschäft. Am Standort Sebes, der bisher in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung getreten ist, soll ab Jahresmitte die Produktion des 5-Gang-Automatikgetriebes NAG1 bis zum Auslauf starten. Das NAG1 wird auch in Cugir gefertigt. Ab 2014 beginnt in Sebes die Montage der aktuellen Version des Doppelkupplungsgetriebes, das in der neuen Kompaktklasse erstmals eingesetzt wird. Mercedes baut derzeit die Modellpalette rund um die A- und B-Klasse mit dem viertürigen Coupé CLA sowie dem SUV GLA stark aus und hofft auf hohe Volumina. So wurde im vergangenen Jahr ein neues Kompaktwagenwerk in Ungarn in Betrieb genommen. Darüber hinaus plant Daimler die neue Generation eines Automatikgetriebes ab 2016 in Sebes montieren zu lassen. Dabei dürfte es sich um das 9-Gang-Wandlergetriebe NAG3 handeln, dessen Produktion im Stammwerk Untertürkheim im September 2013 startet.
"Star Transmission unterstützt seit mehr als zehn Jahren zuverlässig die Aktivitäten unserer deutschen Powertrain-Standorte. Nach heutigem Planungsstand ist ein Ausbau der dortigen Aktivitäten auf Grund unserer sehr guten Erfahrungen die bevorzugte Möglichkeit, um die zusätzlich benötigten Montagekapazitäten flexibel bereit zu stellen", erklärte Peter Schabert, Leiter Produktion Powertrain und Leiter des Mercedes-Benz Werkes Untertürkheim, mit Blick auf die Planungen für den zukünftigen Getriebe-Produktionsverbund. "Unser Stuttgarter Getriebewerk wird unverändert das Herz der Getriebeproduktion für Mercedes-Benz Pkw bleiben und in diesem Produktionsverbund als Kompetenzzentrum fungieren."Für die Arbeitnehmervertreter ist wichtig, dass sich Daimler nicht komplett von der Eigenfertigung von Getrieben trennt und sie wie BMW zum Beispiel beim Lieferanten einkauft. Bereits vor einigen Jahren stand die Einbringung der Aktivitäten in ein Gemeinschaftsunternehmen mit ZF Friedrichshafen kurz vor dem Beschluss. Letztlich scheiterte dies an technischen Details. "Werkleitung und Betriebsrat haben vor zwei Jahren vereinbart, die Fertigung des neuen Automatikgetriebes und ein Montagemodul in Hedelfingen aufzubauen. Damit bekennt sich der Vorstand zur Eigenfertigung unserer Getriebe. Das zweite Montagemodul in Sebes wird von unserer Fertigung beliefert. Der Anstieg der Getriebebedarfe sichert langfristig die Auslastung unserer Getriebeproduktion am Standort," so Wolfgang Nieke, Betriebsratschef von Untertürkheim und der Pkw-Entwicklung.Das Powertrain-Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz Cars besteht aus mehreren Standorten in Deutschland. Zentraler Standort ist dabei das Mercedes-Benz Werk Untertürkheim, das in insgesamt sechs Werkteilen Motoren, Getriebe und Achsen fertigt. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Daimler allein hier über 900 Millionen Euro in den Aus- und Umbau der Powertrain-Werksteile sowie in den Anlauf neuer Produkte und Fertigungstechnologien investiert und dank der hohen Kundennachfrage insgesamt 350 neue Arbeitsplätze geschaffen, im laufenden Jahr 2013 investiert das Unternehmen mehr als 800 Millionen Euro am Standort.
Motoren und Powertrain-Komponenten fertigt das Mercedes-Benz Werk Berlin, Achsen und verschiedene weitere Komponenten das Mercedes-Benz Werk Hamburg. Ein weiterer wichtiger Standort der Motorenproduktion ist das Tochterunternehmen MDC Power im thüringischen Kölleda. Bei den internationalen Standorten steht die rumänische Tochtergesellschaft Star Transmission für die Fertigung von Motoren- und Getriebeteilen sowie Ersatz-Getrieben. In China wird ab diesem Jahr am Produktionsstandort Peking (BBAC - Joint Venture zwischen Daimler und dem chinesischen Partner BAIC) die Motorenproduktion für die Belieferung der lokalen Mercedes-Benz Pkw- und Transporterfertigung beginnen. In den USA werden Daimler und Nissan im Rahmen der strategischen Kooperation zwischen Daimler und der Renault/Nissan Allianz ab 2014 die gemeinsame Produktion von Vierzylinder-Benzinmotoren auf Mercedes-Benz Basis im Nissan-Werk Decherd/Tennessee aufnehmen, die unter anderem für die zukünftige C-Klasse Produktion im Mercedes-Benz Werk in Tuscaloosa/Alabama vorgesehen sind.