Stuttgart. Im Kampf gegen seine massiven Absatzprobleme in China schafft der Autobauer Daimler einen ganz neuen Vorstandsposten und holt den Truck-Manager Hubertus Troska in die Führungsetage. Troska werde die Funktion des CEO und Chairman der Daimler Northeast Asia übernehmen. Damit verantwortet der 52-jährige Manager spartenübergreifend alle strategischen und operativen Tätigkeiten des Stuttgarter Autoherstellers in China.
Außerdem verlängert der Aufsichtsrat den Vertrag mit Lkw-Chef Andreas Renschler bis zum 30. September 2018. Der Vertrag des 54-jährigen Managers wäre im September 2013 ausgelaufen. Renschler leitet die Lkw-Sparte seit dem 1. Oktober 2004. Mit der Berufung von Hubertus Troska wird der Vorstand von Daimler auf acht Mitglieder erweitert. "China hat sich zum weltweit größten Fahrzeugmarkt entwickelt. Mit der Entscheidung, einen Vorstandsposten eigens für diesen Markt einzurichten, unterstreichen wir die strategische Bedeutung Chinas für Daimler. Wir sehen dort weiter erhebliches Potenzial für nachhaltiges Wachstum und den kontinuierlichen Ausbau unserer Geschäftsaktivitäten", so Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Der bisherige Chef von Northeast Asia, Ulrich Walker, geht nach über 30-jähriger Tätigkeit - davon sechs Jahre in China - in Ruhestand.China ist für die deutschen Autohersteller der Markt der Zukunft. Hier dürfte sich unter anderem der Dreikampf im Oberklassesegment zwischen BMW, Daimler und der VW-Tochter Audi entscheiden. Während BMW im November um mehr als 60 Prozent zulegte und auch Audi um fast 26 Prozent zulegte, verzeichnete die Pkw-Sparte von Daimler einen Rückgang um 6,0 Prozent. In elf Monaten steigerte Mercedes-Benz Cars den Absatz um gerade einmal 6,5 Prozent auf 186.724 Einheiten. Zum Vergleich: BMW wuchs um 37,6 Prozent auf 295.974 Fahrzeuge, Audi um 30,7 Prozent auf 370.559 Stück. Im Gegensatz zu den Konkurrenten verfügt Mercedes über zwei Vertriebsorganisationen: Die des Joint-Ventures mit dem lokalen Hersteller BAIC für die Vermarktung der in China produzierten Fahrzeuge und die Importeursgesellschaft, die allerdings bislang nicht von Daimler kontrolliert wird. Bei der Marktbearbeitung sind sich beide Organisationen ins Gehege gekommen.Daimler macht Lkw-Manager Troska zum China-Chef
Chinas Automarkt
Nun soll ein eigener Vorstandsposten für China Abhilfe schaffen. Der CEO für Northeast Asia ist spartenübergreifend für alle Aktivitäten - Produktion, Vertrieb und politische Repräsentanz - verantwortlich. "Hubertus Troska verfügt über langjährige und vielfältige internationale Erfahrungen sowohl im Nutzfahrzeug- als auch im Pkw-Bereich von Daimler. Er soll dazu beitragen, die von uns angestrebten Ziele in China zu erreichen", so Bischoff weiter. Troska wurde im spanischen Bilbao geboren und ist Wirtschaftswissenschaftler. Seine Karriere begann er bei einem internationalen Baukonzern. Seine Karriere begann er 1988 im Vertrieb. Später übernahm er verschiedene Leitungsaufgaben in der Lkw-Sparte. Im Jahr 2000 übernahm er die Verantwortung für das Produktmarketing in der Pkw-Division. Von 2003 bis März 2005 fungierte er als Chef der Performance-Marke Mercedes-AMG. Seit April ist er für das europäische und südamerikanische Lkw-Geschäft verantwortlich. "Durch den neuen Vorstandsposten "China" stellen wir sicher, dass ab sofort alle Aspekte des dynamischen Marktes direkt im Vorstandteam behandelt werden und wir haben für diese Aufgabe den richtigen Mann gefunden", so Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Mercedes-Benz Cars will den Absatz in China bis 2015 auf mindestens 300.000 Einheiten ausbauen. Davon sollen über 200.000 Fahrzeuge lokal produziert werden. Auch eine eigene Aggregatefertigung ist im Aufbau. Im vergangenen Jahr hat MB Cars knapp 200.000 Fahrzeuge in China verkauft. Bis 2020 strebt die Sparte an die Spitze des Premiumsegments zurück: Das Volumen soll auf rund 2,5 Millionen Fahrzeuge verdoppelt werden. Gleichzeitig will Mercedes BMW und Audi überholen und profitabelster Hersteller im Segment werden.