Esslingen. Eberspächer rechnet mit einer weiteren Eintrübung der Konjunktur im Jahresverlauf und kündigt vor allem in Europa eine Neuausrichtung des Geschäfts mit Kostensenkungsmaßnahmen und einem Stellenabbau an. "Wir werden mit Augenmaß und Vorsicht agieren und gegebenenfalls auch unsere Planungen nach unten korrigieren. Aktuell gehen wir 2013 von einem leichten Umsatzwachstum aus - unser Ergebnis wird jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich abfallen", sagte Heinrich Baumann, Geschäftsführender Gesellschafter des Abgastechnik- und Heizungsspezialisten auf der Jahrespressekonferenz am Stammsitz in Esslingen.
Sorge bereitet dem Familienkonzern derzeit die anhaltende Schwäche des europäischen Marktes, der hohe Kostendruck und der Aufbau von Kapazitäten der Autohersteller in den Wachstumsmärkten. "Dreh- und Angelpunkt ist unsere Wettbewerbsfähigkeit. Als Automobilzulieferer am Standort Deutschland sind wir permanent gefordert, unserer Produktivität zu erhöhen, unserer Effizienz zu steigern und unsere Stückkosten zu senken", so Baumann. Nicht mehr wettbewerbsfähig sei zum Beispiel das Werk in Neukirchen im Saarland, das schon "seit geraumer Zeit" rote Zahlen schreibt. "Wir müssen bei der operativen Exzellenz stark aufholen", so Martin Peters, ebenfalls Geschäftsführender Gesellschafter. Eberspächer habe es in den letzten Jahren nicht geschafft, das herrschende Preisniveau mit jährlichen Rabatten von zwei bis drei Prozent in der Fertigung darzustellen. Deshalb soll in Neunkirchen - am größten Standort für Abgastechnik - die Fertigung stärker automatisiert werden. Dies führt zum Abbau von rund 300 Arbeitsplätzen von derzeit 1950 Mitarbeitern. "Wir wollen dies binnen zwei Jahren und nach Möglichkeit ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen - können diese jedoch nicht gänzlich ausschließen", so der Unternehmer.Doch nicht nur in Deutschland, auch in Europa will der Zulieferer die Fertigungsstrukturen grundsätzlich auf den Prüfstand stellen. Grund: Seit Jahren stagniert die Nachfrage in Europa oder sinkt sogar. Dagegen wächst die Nachfrage in Schwellenländern stark. Die Autohersteller bauen vor allem in China und Südamerika die Fahrzeugfertigung stark aus. Diesem Trend kann sich Eberspächer nicht entziehen. Baumann kündigte eine deutlich globalere Ausrichtung der Produktionsstrukturen in der Abgastechnik an: "Wir werden unseren Kunden folgen. Und wir werden dies nicht nur aus Kostengründen tun: Abgasanlagen sind ein sperriges, transportfeindliches Gut." Das Wachstum von Eberspächer wird künftig außerhalb Europas stattfinden, mit Investitionen in Brasilien, Russland, Indien und China. Derzeit verteilt sich der Konzernumsatz auf Deutschland mit 40 Prozent und auf Europa ohne Deutschland mit knapp 30 Prozent. Amerika kommt auf 25 Prozent, Asien zusammen mit Australien nur auf zwei Prozent. Bis 2020 sollen der Anteil in Asien deutlich steigen: auf 15, 20 oder sogar 30 Prozent. Ein festes Ziel hat Eberspächer aber nicht.Eberspächer: Hohe Investitionen drücken Gewinn
Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte der Zulieferer den Umsatz um 9,1 Prozent auf mehr als 2,8 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) brach allerdings um 32 Prozent auf 89,2 Millionen Euro ein. Der Nettogewinn schwächte sich um 6,3 Prozent auf 71,5 Millionen Euro ab. Verantwortlich für den Gewinnrückgang waren neben schwachen Einzelmärkten wie Europa vor allem die hohen Investitionen. "Wir haben 134 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Das sind 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr", so Baumann. Dazu kommen weitere 114 Millionen Euro in Sachanlagen. Insgesamt zeigte sich der Unternehmer zufrieden mit den Zahlen von 2012. Tatsächlich liegen die Ergebnisse im Rahmen der eigenen Prognosen. Vor einem Jahr hat das Zulieferer ein Wachstum zwischen null und zehn Prozent sowie einen Rückgang des Gewinns in Aussicht gestellt. Die Nettorendite verringerte sich von 2,9 Prozent auf 2,5 Prozent. Die Zielrendite von Eberspächer liegt bei drei Prozent. Diese braucht das Unternehmen nach eigener Aussage, um langfristig unabhängig zu bleiben.
Die Abgastechnik steigerte den Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 11,9 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro. Bereinigt um durchlaufende Kosten wie den Edelmetallanteil von Katalysatoren lagen die Erlöse um 19,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Wichtigster Wachstumstreiber waren neue Abgasnormen für Lkw in den USA. In dieser Region kletterte der Umsatz um 46,2 Prozent. In Europa legten die Erlöse um 3,8 Prozent zu.Die Sparte Climate Control Systems, in der das Geschäft mit Heizungsgeräten gebündelt ist, verzeichnete dagegen einen Rückgang des Umsatzes um 4,1 Prozent auf 430,4 Millionen Euro. Als Grund nannte Eberspächer die Zurückhaltung vieler gewerblicher und privater Verbraucher bei Investitionen und beim Konsum.Für das laufende Jahr kündigte Baumann das höchste Innovationsniveau in mehr als 145 Jahren der Unternehmensgeschichte an. Allein für Sachanlagen will Eberspächer mehr als 170 Millionen Euro ausgeben. Dazu kommen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in der Größenordnung des Vorjahres als 134 Millionen Euro investiert wurden. Dies drückt auf den Gewinn. "Unsere Maßgabe, rote Zahlen in diesem Jahr zu vermeiden, ist schon sehr anspruchsvoll", stellt Martin Peters, ebenfalls Geschäftsführender Gesellschafter, klar. "Wir gehen davon aus, dass 2013 ein Übergangsjahr sein wird und dass wir mit dem Anlaufen des Euro-6-Nutzfahrzeuggeschäfts ab 2014 einen starken Wachstumsschub erfahren werden", ergänzt Baumann. Konkret stellt das Unternehmen einen deutlichen Umsatzanstieg und ein stabilisierten Ergebnis für 2014 in Aussicht. Die mittelfristige strategische Planung hat Bestand: Eberspächer hält ein Umsatzniveau von vier Milliarden Euro Ende 2015 nach wie vor für erreichbar. Spätestens dann soll auch die Zielrendite von drei Prozent wieder erreicht werden. "Wir wären enttäuscht, wenn wir das nicht schaffen würden", so Peters. Insgesamt sieht sich der Familienkonzern mittel- und langfristig gut aufgestellt. "Mit dem aktuellen Produktportfolio hat sich das Unternehmen erfolgreich positioniert. Nun haben wir uns ein Höchstmaß an Leistungsfähigkeit und operativer Effizienz zum Ziel gesetzt, um so mit gestärkter Kraft unsere Chancen auf den Märkten innerhalb - aber vor allem auch außerhalb - Europas zu nutzen", so Baumanns Fazit.