Exklusiv: Volkswagen baut neuen Golf VI nur bis 2011

Henning Krogh

Die sechste Generation des VW-Bestsellers Golf ist noch nicht auf dem Markt, da dringen aus dem Wolfsburger Konzern bereits wichtige Eckdaten zum Nachfolger Golf VII durch. Automobilwoche liegen interne VW-Dokumente vor, nach denen der Golf VI zum Ende des Jahres 2011 auslaufen wird. Die siebte Auflage soll auf einer neuen Plattform stehen – und somit eine noch breitere Palette innovativer Antriebe bieten.

Sonntag, 27. Januar 2013, 13.31 Uhr

Wolfsburg. Volkswagen wird nur rund drei Jahre nach dem Start des Golf VI (Markteinführung am 10. Oktober) den von Grund auf neu konstruierten, besonders sparsamen Golf VII vorstellen. Dies erfuhr Automobilwoche aus Kreisen des Vorstands von Europas größtem Fahrzeughersteller. Hintergrund für die Eile sind vor allem stark steigende Kraftstoffpreise und die CO2-Debatte, auf die wichtige VW-Wettbewerber wie Opel, Honda und Renault-Nissan schon bald mit absehbar gefragten Hybrid- und Elektromodellen in der Golf-Klasse reagieren wollen.

„Auf diesen Feldern werden wir mit der sechsten Auflage des Golf in der Großserie noch vergleichsweise wenig zu bieten haben“, bestätigte ein hochrangiger VW-Manager auf Anfrage. „Deshalb müssen und werden wir beim Golf VII auf dem zentralen Gebiet alternativer Antriebe mit umso größerer Wucht auftreten.“

Interne Absatzplanungen nach dem Prinzip kaufmännischer Vorsicht

Automobilwoche liegen vertrauliche Papiere des VW-Konzerns vor, die für den Golf VI als „End of Production“ (EOP) den Dezember 2011 ausweisen. Während der nur gut dreijährigen Laufzeit des brandneuen Modells rechnet VW demnach in Erwartung einer weiter abflauenden Autokonjunktur betont konservativ mit einer Gesamtstückzahl von 1.589.117 Exemplaren. Kleinere Märkte wie Mexiko und Südkorea sind dabei allerdings noch nicht berücksichtigt. Vom Golf V hatte VW bis Mitte dieses Jahres bereits 2.344.182 Stück verkauft.

Für das Jahr 2008 kalkuliert VW beim Golf VI mit weltweit 135.108 Einheiten. Davon werden nach aktuellem Planungsstand 38.546 Fahrzeuge auf das Vertriebsgebiet Deutschland entfallen. Für das kommende Jahr erwartet VW auf dem wichtigen Heimatmarkt eine Steigerung auf 147.000 Einheiten (global: 499.942 Exemplare). Über die gesamte Laufzeit des Golf VI geht Volkswagen mit Blick auf den Einzelmarkt Deutschland von mindestens 443.246 abzusetzenden Fahrzeugen aus.

Wahrung der Produktgüte beim Ablösen der "PQ35" durch den "MQB"

Wie beim aktuellen Modellwechsel von der fünften auf die sechste Auflage des Golf, die im VW-Stammwerk Wolfsburg noch bis Mitte November parallel produziert werden, soll der Übergang auch bei den Typen VI und VII möglichst behutsam erfolgen. Dies soll beim Umstieg von der millionenfach bewährten Golf-Plattform PQ35 auf den modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns höchste Qualität sichern. „Das neue MQB-Konzept eröffnet uns beim nächsten Golf eine noch breitere Palette innovativer Motorisierungsoptionen als bisher“, sagte VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg im Gespräch mit Automobilwoche am Rande der jüngsten VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg. Dass VW den Golf VII womöglich schon bei der übernächsten Pkw-IAA im September 2011 präsentieren könnte, wollte Hackenberg hingegen nicht kommentieren.

Ein internes Update auch zu dieser Frage könnte VW-Konzernchef Martin Winterkorn bei einem Treffen seiner Führungskräfte geben, das am 18. Dezember in Dresden stattfinden wird. Mit Blick auf die Fertigung künftiger Bauteile kündigte der für den Geschäftsbereich Komponente zuständige VW-Markenvorstand Werner Neubauer im Interview mit Automobilwoche zeitnahe „Konzeptworkshops rund um den modularen Querbaukasten“ an.