Detroit. Morgens um kurz nach acht ist die Welt noch in Ordnung. Auf der North American International Auto Show (NAIAS) herrscht keinerlei Gedränge. Die Messestände der Fahrzeughersteller und Zulieferer in Detroit sind gut zu erreichen, frühmorgendlich schon muntere Manager gern bereit für ausführliche Antworten auf drängende Fragen. Und der Geräuschpegel ist akzeptabel, die hörnervtötende Kakophonie der Verlautbarungen bei Pressekonferenzen wird erst später einsetzen. Der richtige Zeitpunkt mithin für einen Messerundgang.
Wer – wie der Autor dieser Zeilen – seine Tour bei Volkswagen beginnt, dem fällt sofort der selbstbewusste Auftritt des koreanischen Konkurrenten Kia ins Auge. Direkt gegenüber vom VW-Gelände haben die Kia-Strategen etwa eine Cadenza-Limousine und zwei Achtzylindermodelle des Typs K 900 so geparkt, dass sie die Wolfsburger Wettbewerber direkt ins Visier zu nehmen scheinen. "Damit haben wir durchaus eine kleine Botschaft verbunden", räumt Peter Schreyer, Designchef des Kia-Mutterkonzerns Hyundai und früher in Diensten von VW, auf Nachfrage der Automobilwoche ein. Mit einem feinen Lächeln um die Mundwinkel.
Nur wenige Schritte weiter nutzt die japanische Nissan-Edelmarke Infiniti einen Renault-Rennwagen als Blickfänger. Gleich dahinter stehen ein SUV des Typs QX 70 in strahlendem Weiß und ein gewaltig großer Geländewagen in eben jenem "unschuldigen" Lackton – dieser QX 80 ruft dem Betrachter sofort in Erinnerung, dass die Amerikaner ihre Autos seit jeher gerne groß haben.
Das gilt natürlich erst recht für die uramerikanische Marke Dodge: Deren Exponat Ram 2500 4 x 4 Limited Heavy Duty etwa gemahnt ob der enormen Abmessungen quasi an eine Kathedrale des Kraftwagenwesens. Nachdem derlei "Trucks" in Zeiten der Autokrise in der Neuen Welt noch eher verschämt präsentiert worden waren, rückt Dodge die riesenhaften Vehikel nun wieder unverhohlen in gleißendes Rampenlicht. Und der 6,7 Liter große Cummins-Diesel wird stolz in einer Vitrine aus Plexiglas gezeigt. Doch, bemerkenswert: Auf einer Schautafel weist Dodge ausdrücklich darauf hin, dass die Maschine für Biodiesel (B 20) taugt. Sollten nun auch die Amerikaner ihr grünes Gewissen entdeckt haben?