Stuttgart. Getrag hat im Geschäftsjahr 2012 trotz der Schwäche des europäischen Marktes den Ertrag gesteigert. Der Getriebehersteller aus Untergruppenbach bei Heilbronn erzielte einen Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 200,8 Millionen Euro. Bei einem Umsatz von 3,0 Milliarden Euro stieg die Rendite auf 6,6 Prozent. Sie lag damit über dem selbst gesteckten Mindestziel von fünf Prozent. "Unsere strategischen Initiativen, wie die Fokussierung auf das Getriebegeschäft, eine starke Präsenz in den Zielmärkten unserer Kunden und konsequente Produktinnovationen, haben zu einem guten Resultat für 2012 geführt. Trotz des Verkaufs des Achsengeschäfts im Jahr 2011 haben wir keinen Umsatz eingebüßt. Das operative Ergebnis trägt signifikant zur finanziellen Stärke unseres Unternehmens bei. Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, in unseren drei Hauptregionen weiter zu wachsen," so Konzernchef Mihir Kotecha bei Vorstellung des Jahresabschlusses in Stuttgart.
Das Unternehmen im Besitz der Familie Hagenmeyer zeigt sich trotz der hohen Abhängigkeit von Europa mit dem Großkunden Ford inmitten eines äußerst schwachen Marktes erstaunlich robust. Die nun vorgelegten Zahlen übertreffen die Prognosen vom November 2012. Im Geschäftsjahr 2011 hat Getrag einen Umsatz von ebenfalls 3,0 Milliarden Euro und ein EBIT von 191,6 Millionen Euro ausgewiesen. Die Rendite lag bei 6,4 Prozent. Inzwischen hat sich der Konzern von seinem Achsengeschäft getrennt. Vor wenigen Monaten wurde auch Steuerrad-Produktion in Ludwigsburg an den Zulieferer Koepfer verkauft. Im Geschäftsjahr 2012 hat das Unternehmen mehr als 3,6 Millionen Getriebe verkauft - davon knapp 2,7 Millionen Handschalter und 923.000 Doppelkupplungsgetriebe. Die anhaltende Schwäche des europäischen Pkw-Marktes wurde durch das Wachstum in Asien und der Nafta-Region (USA, Kanada, Mexiko) kompensiert. Die Investitionen in die Standorte lagen bei 216 Millionen Euro, mehr als die Hälfte davon floss in Werke in Europa.Im laufenden Jahr will Kotecha den Umsatz auf 3,2 Millionen Euro ausbauen und dabei über 3,9 Millionen Getriebe verkaufen. In Europa und den USA plant Getrag für 2013 ein Absatzvolumen von gut drei Millionen Getrieben, für Asien von 934.000 Einheiten. "Wir werden auch die Profitabilität weiter verbessern, allerdings nicht in einem großen Ausmaß", so der Manager.Getrag will bis 2020 fünf Milliarden Euro Umsatz
Während der Familienkonzern Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und eines hochgradig fremd finanzierten Expansionskurses in heftige Turbulenzen geraten war und nach drastischen Verlusten vorübergehend sogar eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro benötigte, plant das Unternehmen nun wieder hohe Investitionen. "In den kommenden fünf Jahren wollen wir weltweit mehr als eine Milliarde Euro investieren", stellte Kotecha in Aussicht. Getrag verfüge über eine "extrem gute Cash-Position", viel besser als in den vergangenen Jahren. "Unser Fünf-Jahres-Plan ist voll finanziert", betonte Kotecha. Bis 2020 will der Manager den Umsatz auf mehr als 4,9 Milliarden Euro ausbauen. Das Volumen soll auf knapp 6,6 Millionen Getriebe steigen - davon entfallen 4,1 Millionen auf Handschalter und 2,4 Millionen Einheiten auf Doppelkupplungsgetriebe.
In China, Indien und einigen Anrainer-Staaten allein rechnet Getrag mit Volumenzuwächsen auf rund 3,3 Millionen Einheiten. Das entspricht einer Wachstumsrate von mehr als 350 Prozent innerhalb der nächsten sieben Jahre. In den westlichen Märkten (Europa und Amerika) geht Getrag im gleichen Zeitraum von einem gemäßigten Wachstumspfad von 9,2 Prozent auf ebenfalls rund 3,3 Millionen Einheiten aus.Laut Chief Technology Officer, Didier Lexa, will Getrag der zweitgrößte Getriebehersteller in China werden: "Mit Blick auf unsere Leistungsfähigkeit und den Start unserer Doppelkupplungsgetriebeproduktion in China 2013 ist die Idee, eine Drehscheibe in China zu etablieren, um die umliegenden Märkte mit zu bedienen, mehr als nur Theorie." Im Oktober 2012 haben Getrag und der chinesische Autohersteller Dongfeng Motor die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vereinbart. Gemeinsam wollen sie in einem neuen Werk in Wuhan 2016 mit der Produktion von Getrieben für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge starten. Das erste Produkt von Dongfeng Getrag Transmission Co. ist ein komplett neues Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe mit dem Namen 6DCT150 für den chinesischen Markt. Das Getriebe ist für den Front-Quer-Einbau in Kompaktfahrzeuge von Dongfeng vorgesehen. Entsprechend ist das maximale Drehmoment auf 150 Newtonmeter ausgelegt. Getrag sieht das höchste Volumen und Wachstumspotenzial für den Rest dieses Jahrzehnts in der Spanne von 150 bis 300 Nm. Speziell in Asien steige die Nachfrage für Doppelkupplungsgetriebe im niedrigen Drehzahlbereich für kleine und mittlere Fahrzeuggrößen stetig an, so das Unternehmen.