Hamburg. Auch in Deutschland plädiert eine große Mehrheit der Bürger für eine Senkung der Steuern auf Kraftstoffe. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid im Auftrag der "Bild am Sonntag". Demnach sind 78 Prozent der Befragten für eine zumindest vorübergehende Senkung der Steuern – nur 16 Prozent des Panels sprachen sich dagegen aus. Im Nachbarland Frankreich gibt es angesichts von Rekordpreisen für Benzin und Diesel bereits konkrete Überlegungen für eine befristete Minderung der Kraftstoffsteuern.
In Deutschland jedoch lehnten Politiker der Regierungskoalition eine solche Steuersenkung nach französischem Vorbild umgehend ab. So erklärte der FDP-Generalsekretär Patrick Döring gegenüber der Zeitung: "Was Präsident (François) Hollande da treibt, ist linker Sozialpopulismus. Die Steuersenkung hilft nicht den Autofahrern, sondern erhöht am Ende die Gewinne der Mineralölunternehmen".Auch Alexander Dobrindt, Generalsekretär der CSU, erteilte dem französischen Modell eine Absage: "Das würde in der jetzigen Situation sofort von den Mineralölkonzernen eingepreist, und die Spritpreise würden nicht dauerhaft sinken".Gros der Autofahrer für niedrigere Besteuerung von Kraftstoffen
Spritpreise auf Rekordniveau machen den Nutzern von Kraftfahrzeugen zunehmend zu schaffen. Eine Mehrheit der Deutschen plädiert daher für eine Reduzierung der Steuern auf Benzin und Diesel. Dies ergab eine aktuelle Umfrage, die Meinungsforscher von Emnid für eine Sonntagszeitung durchgeführt haben.
Wechselseitige Schuldzuweisungen zwischen Wirtschaft und Politik
Der Mineralölwirtschaftsverband wies die Kritik entschieden zurück. Hauptgeschäftsführer Klaus Picard sagte der "Bild am Sonntag": "Die Argumentation der Politik ist sehr durchsichtig, denn in Wahrheit wollen diese Politiker nur von einer drohenden Auseinandersetzung über das Hochsteuerniveau von über 90 Cent je Liter Benzin ablenken".
Die Spritpreise waren jüngst auf Rekordwerte geklettert: Im Tankstellennetz des deutschen Marktführers Aral waren am Freitag Durchschnittspreise von 1,73 bis 1,74 Euro für einen Liter Superbenzin der meistgetankten Sorte E5 zu verzeichnen. Das umstrittene E10 mit zehn Prozent Ethanol kostete 1,69 bis 1,70 Euro. Für einen Liter Diesel mussten Autofahrer 1,54 Euro bezahlen.Anhaltend hohe Kraftstoffpreise dürften in der Autoindustrie zu einer verstärkten Nachfrage im Segment vergleichsweise kleiner und verbrauchsgünstiger Fahrzeuge führen. Auch das bislang schwache Geschäft mit elektrisch betriebenen Pkw könnte zumindest leichte Impulse erhalten. Europas größter Autokonzern VW etwa hat für 2013 die Einführung von E-Mobilen auf Basis der Einstiegsbaureihe Up sowie des Kompaktwagens Golf angekündigt. Mit größtem Interesse erwartet die Branche zudem die Serienversion des Ein-Liter-Autos von Volkswagen. Der Zweisitzer soll ebenfalls im kommenden Jahr auf den Markt kommen und ganz neue Maßstäbe bei Verbrauch und Emissionen setzen. (Mit Material von dpa)