Stuttgart. Bernd Bohr verlässt Bosch schon in drei Monaten aus persönlichen Gründen - diese Nachricht schlug wie eine Bombe ohne Vorwarnung ein. Dass der langjährige Leiter der größten und renditestärksten Sparte Kfz-Technik und stellvertretende Geschäftsführer des Konzerns amtsmüde sei - dafür gab es keinerlei Hinweise. Der erst 56-Jährige gab zu Jahresanfang der Automobilwoche ein Interview und hinterließ wie seit Jahren einen hochmotivierten und professionellen Eindruck. Möglicherweise haben ja tatsächlich persönliche Gründe, die es zu respektieren gilt, für den kurzfristigen Abgang gesorgt. Klar ist aber auch, dass sein Ausscheiden die Spekulationen anheizen wird: Bohr war einer der Kandidaten auf den Chefsessel bei Bosch. Vor knapp einem Jahr wurde allerdings Entwicklungschef Volkmar Denner als Nachfolger von Franz Fehrenbach berufen. Denner wiederum verordnete dem Traditionsunternehmen einen Modernisierungskurs, der nicht unbedingt nach dem Geschmack anderer Top-Manager sein muss. Bohr jedenfalls leitet mit der Kfz-Technik absolut und in Rendite gerechnet die Gewinnsäule des gesamten Konzerns, während neue vermeintliche Wachstumsgeschäftsfelder wie die mit Zukäufen zu Boomzeiten hochgepäppelte Photovoltaik sich als milliardenteure Fehlinvestitionen herausstellten. Die Gründe für Bohrs Ausscheiden liegen derzeit im Nebel. Ebenso ominös ist, dass der erfolgreiche Automotive-Vertriebs- und Aftersales-Verantwortliche, Peter Tyroller, nun Asienchef wird. Dass der Abgang von Bohr überraschend erfolgte, dafür gibt es Hinweise. Immerhin ernannte Bosch mit Henning Scheider nur einen "Koordinator" für die Zuliefersparte und verteilte ansonsten die Verantwortung in der Geschäftsführung auf mehrere Schultern. Damit stellt sich die Frage: Glaubt Bosch wirklich, auf Dauer das 30-Milliarden-Euro umfassende Geschäft mit der Autoindustrie ohne eine echten Leader mit Gesamtverantwortung führen zu können? Das ist kaum vorstellbar. Noch hat sich der Nebel nicht gelichtet.
Kommentar: Nebulöser Abgang von Bohr
Das Ausscheiden von Bosch-Geschäftsführer Bernd Bohr schlug ein wie eine Bombe. Es gab im Vorfeld keinerlei Hinweise. Über die Gründe lässt sich wenige Stunden nach Bekanntgabe nur spekulieren.
