Exklusiv: Zahl der Autodiebstähle 2023 deutlich gestiegen

Die Zahl der Autodiebstähle in Deutschland ist 2023 drastisch gestiegen. Das belegt eine Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistiken (PKS) der vergangenen Jahre durch die Automobilwoche. Demnach verzeichneten die Polizeibehörden 2023 insgesamt 29.985 Autodiebstähle. Das entspricht einem Plus von 17,5 Prozent zum Vorjahr, als es 25.511 Kfz-Diebstähle gemeldet wurden. Auch bei anderen Kfz-Delikten gab es merklich mehr Fälle. So stieg etwa die Zahl der Unterschlagungen von Autos um 12,6 Prozent, von 8.335 auf 9.382. Damit liegt der Anstieg der Kriminalität im Kfz-Bereich deutlich über dem allgemeinen Zuwachs an Straftaten von 5,5 Prozent auf 5,94 Millionen.

Während der Corona-Pandemie waren Kfz-Diebstähle zwischenzeitlich auf einen Tiefstand gesunken. Mit der jüngsten Entwicklung liegt die Zahl der Diebstähle zwar immer noch deutlich unter den mehr als 33.263 Fällen im Jahr 2017 aber merklich über den 28.183 Diebstählen aus dem Jahr 2019.

Gefragt nach den möglichen Ursachen für die Entwicklung nennt das Bundeskriminalamt (BKA) unter anderem "verbesserte Tatgelegenheiten nach Corona", etwa durch eine vermehrte Reisetätigkeit. Weitere potentielle Gründe seien "eine gestiegene Nachfrage", "täterseitig optimierte technische Werkzeuge zum Diebstahl von Kraftfahrzeugen sowie Lücken in der Kfz-Sicherungstechnik", so ein Sprecher des BKA.

Ein mit der Materie vertrauter Beamter der bayerischen Polizei wird deutlicher: "Ansatzpunkt für Kfz-Diebstähle sind sehr häufig Keyless-Go-Systeme der Fahrzeuge." Auch Automobilclubs wie der ADAC warnen vor der Technik. Tests bei mehr als 600 Autos mit Keyless-Sytem hätten ergeben, dass nur acht Prozent nicht überlistet werden konnten.

Daten dazu, welche Marken und Modelle 2023 besonders häufig von Diebstählen betroffen waren liegen noch nicht vor. Diese veröffentlicht das BKA erst im weiteren Jahresverlauf in seinem "Bundeslagebild Kfz-Kriminalität" zu dessen Quellen unter anderem die PKS zählt. 2022 kamen demzufolge am häufigsten Fahrzeuge von VW, Audi, Mercedes und BMW abhanden. Die stärkste Belastung im Verhältnis zum Fahrzeugbestand verzeichnete das BKA hingegen bei den Marken Jeep, Land-Rover, Porsche und Mazda.

Die im "Bundeslagebild" aufgeführten Zahlen zu Pkw-Fahndungsnotierungen sind nicht exakt deckungsgleich mit den Zahlen der PKS. Es gebe beispielsweise Diebstähle, bei denen das Fahrzeug sichergestellt wird, noch bevor es zur Fahndung ausgeschrieben wird, so der BKA-Sprecher. Ein Großteil der Pkw-Fahndungsnotierungen (2022: 40.315) sei aber auf Diebstähle zurückzuführen.

Viele gestohlene Fahrzeuge landen im Ausland. "Als eine der wichtigsten Ziel- und Transitregionen für in Deutschland entwendete Fahrzeuge gilt der Osten Europas, insbesondere Polen", heißt es im Bundeslagebild 2022. Von dort erfolge der Weitertransport der entwendeten Fahrzeuge in andere östliche Staaten sowie in Richtung Zentralasien. Etliche entwendete Fahrzeuge landen darüber hinaus auf dem Land- oder Seeweg im Nahen und Mittleren Osten, insbesondere im Libanon, Saudi-Arabien sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten.