Klagewelle gegen Hyundai wegen "Kia Boyz"

Hyundai und Kia haben in den Vereinigten Staaten mit einem peinlichen Problem zu kämpfen. Seit Monaten steigen die Zahlen der Diebstähle bestimmter Modelle des südkoreanischen Autokonzerns. Auslöser der Diebstahlwelle waren Videos im sozialen Netzwerk TikTok, in denen zu sehen war, wie man die Fahrzeuge vergleichsweise einfach klauen kann. Jetzt verklagt die Stadt New York die Hersteller wegen angeblicher Fahrlässigkeit bei der Diebstahlsicherung.

New York wirft Hyundai und Kia laut einem Bericht der "Financial Times" vor, es zwischen 2011 und 2022 versäumt zu haben, die betroffenen Fahrzeuge mit einer geeigneten Wegfahrsperre auszustatten. Das wiederum habe zu vielen Diebstählen geführt – und damit verbunden zu einem Anstieg beim rücksichtslosen Fahren sowie Schäden und teilweise schweren Unfällen. Zuvor hatten schon andere US-Städte in der Angelegenheit gegen Hyundai und Kia geklagt.

Die Modelle, um die es geht, werden mit einem mechanischen Schlüssel geöffnet und angelassen – und nicht mit einem elektronischen Funkschlüssel beziehungsweise Startknopf. Dementsprechend haben die Autos auch keinen Transponder-Chip mit dazugehörigem Code für die Wegfahrsperre. Diese Art der Ausstattung sei heute als Standard vorauszusetzen, argumentieren die Kläger. Das Fehlen sei bei Hyundai- und Kia-Fahrzeugen nahezu einzigartig.

In den letzten vier Monaten des Jahres 2022 häuften sich demnach die Diebstähle entsprechender Modelle in der Stadt New York. Laut dem New York City Law Department waren es bei Hyundai 104 Diebstähle statt 12 im Vergleichszeitraum; bei Kia ging die Zahl von 10 auf 99 hoch. Zu der Zeit kursierten im sozialen Netzwerk TikTok verstärkt Video-Anleitungen zum Klauen unter dem Hashtag #kiaboyz.

Hyundai räumte in einer Stellungnahme Probleme bei einigen seiner Modelle ein, betonte aber, dass die Fahrzeuge die US-Vorschriften vollständig erfüllten. Der Hersteller versicherte außerdem, man habe Maßnahmen eingeleitet, um betroffene Kunden zu unterstützen. Elektronische Wegfahrsperren gehörten bei allen ab November 2021 produzierten Fahrzeugen zur Standardausstattung.

Wie "Financial Times" und die Nachrichtenagentur Reuters weiter berichten, hat Hyundai ein Software-Update für die fast vier Millionen Fahrzeuge ohne Wegfahrsperre in den USA bereitgestellt. Haltern von Autos, bei denen das Update aus technischen Gründen nicht aufgespielt werden kann, werden darüber hinaus Lenkradschlösser angeboten. Kia ergreife vergleichbare Maßnahmen für über drei Millionen Kunden und habe die Klagen als "unbegründet" bezeichnet.

Hyundai und Kia haben in einer Verbraucher-Sammelklage im Mai bereits einem Vergleich in Höhe von 200 Millionen US-Dollar für rund neun Millionen Kunden in den USA zugestimmt. Analysten gehen davon aus, dass die Klagewelle noch nicht am Ende ist.

Aus dem Datencenter:

Automarkt USA im 1. Quartal 2023