Wie VWN mit dem ID Buzz Amerika erobern will

Schon mit der Wahl des Premierenorts macht VW deutlich, wo beim verlängerten E-Bulli die Musik spielen soll. Nicht in Hannover, wo er gebaut wird, oder in Hamburg, wo vor gut einem Jahr der kurze ID Buzz enthüllt wurde. Sondern in Kalifornien. Im Surfer-Paradies Huntington Beach bei Los Angeles stellte VW den ID Buzz LWB mit langem Radstand vor.

Schließlich soll der verlängerte E-Bulli der Marke VW Nutzfahrzeuge den Weg zurück nach Nordamerika ebnen, von wo sich VWN vor 20 Jahren verabschiedet hatte. Die Europa-Premiere soll dann in drei Wochen folgen: beim internationalen VW-Bus-Festival ab 23. Juni in Hannover. Marktstart ist im kommenden Jahr, voraussichtlich ebenfalls als erstes in den USA. Europa soll nahezu zeitgleich folgen. Preise nennt VW noch nicht.

"Volkswagen ist eine superstarke Weltmarke mit großer Geschichte, Millionen treuen Fans und legendären Produkten", sagte VW-Markenchef Thomas Schäfer. "Das wird gerade hier beim größten VW-Bus-Treffen der USA deutlich. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir in diesem Rahmen die Premiere des ID Buzz mit langem Radstand feiern. Mit diesem Modell machen wir einen großen Schritt auf dem Weg, wieder eine echte Love Brand zu werden."

Vor allem in den USA setzt die Marke große Hoffnung auf die Langversion. Denn anders als in Europa ist der ID Buzz hier bisher nicht zu haben. Die bisherige Variante erschien für den dortigen Markt schlicht zu klein. Dabei sagt Volkswagen-of-America-Chef Pablo Di Si: "Der ID Buzz und die USA - das passt perfekt zusammen. Der VW-Bus hat in den USA eine lange Geschichte und genießt echten Kultstatus." Schließlich galt er schon in den 1960ern als Lieblings-Transporter der Woodstock-Generation. "Unser Anspruch heute ist es, die Marke Volkswagen in Amerika weiter zu stärken", so Di Si. "Genau dafür ist der große ID Buzz das richtige Modell."

VWN-Vertriebschef Lars Krause fügt hinzu: "Es ist für uns von größter Bedeutung, dass wir den Menschen in Nordamerika mit dem ikonisch designten ID Buzz nun eine moderne, vollelektrische Neufassung anbieten können." Beim Vertrieb betritt die VW-Nutzfahrzeug-Sparte hierbei Neuland: Vertrieben wird der ID Buzz in den USA von den Kollegen der Pkw-Marke, und nicht, wie in Europa, von eigenen Händlern. VWN selbst verfügt in Amerika über kein eigenes Vertriebsnetz mehr, seit man sich vor 20 Jahren von dort zurückgezogen hatte.

Für Volkswagen of America bedeutet der E-Bulli dennoch ein willkommener Neuzugang. Bisher hat die Marke dort nur ein einziges E-Fahrzeug im Programm: den ID.4, der inzwischen vor Ort in Chattanooga produziert wird. Beim ID Buzz gibt es laut VWN aber keine Pläne, ihn in den USA zu produzieren. Auch die US-Version wird in Hannover produziert. Anders als in Europa kommt der ID Buzz in den USA aber nur in der People-Version auf den Markt und auch nur mit langem Radstand. Den ID Buzz Cargo für Handerker und Lieferdienst bietet VW dort nicht an. Für US-Bedürfnisse sei der Transporter als Nutzfahrzeug schlicht zu klein, heißt es in Hannover.

Mit 4,96 Meter Länge überragt der ID Buzz LWB die bisherige Version um 25 Zentimeter. Vorteil: Innen gibt es Platz für eine optionale dritte Sitzreihe. Und für eine ebenfalls größere Batterie im Unterboden. Statt des im normalen ID Buzz verbauten 77-kWh-Akkus gibt es den ID Buzz gegen Aufpreis auch mit 85-kWh-Batterie. Das, so Entwicklungsvorstand Kai Grünitz, sorge für „für absolut reisetaugliche Reichweiten“. Nachteil: Durch den um 25 Zentimeter verlängerten Radstand ist der Lange nicht ganz so wendig. Gegenüber der Kurzversion wächst der Wendekreis von 11,1 auf 11,8 Meter.

Zum Einsatz kommt auch ein neuer Hinterradantrieb mit 286 PS, den Sprint von 0 auf 100 schafft lange ID Buzz damit in 7,9 Sekunden. Eine Allradversion mit 339 PS soll 2024 folgen und dann sogar in 6,4 Sekunden auf 100 kommen. Und VW erlaubt der Langversion auch etwas mehr Tempo: Statt bei 145 km/h wird erst bei Tempo 160 elektronisch abgeregelt.

In den USA ist die dritte Sitzreihe, die aus zwei längs verschiebbaren Einzelsitzen besteht, serienmäßig an Bord. In Europa dagegen nur gegen Aufpreis. Dafür soll sie hier dann aber auch im kurzen ID Buzz erhältlich sein.

Neu ist auch das Panorama-Glasdach „Smart Glas“, das sich über die ersten beiden Sitzreihen spannt und Samba-Bus-Feeling aufkommen lassen soll. Das Glas lässt sich dabei elektronisch in blickdichtes Milchglas verwandeln. Und erstmals gibt es den ID Buzz auch mit Head-up-Display, das in der Ausstattungsliste bisher fehlte. Ein Feature, das VW eigentlich auch gerade in Europa einführt, wird es dagegen nur in den USA geben: das beleuchtete Markenlogo an der Stirn. In Europa bleibt es dagegen beim dunklen VW-Zeichen.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den VW ID Buzz?