Mercedes verdrängt BMW als innovationsstärkste Automarke

Frankfurt. Mercedes verdrängt BMW als "innovationsstärkste Marke" und die Daimler AG rückt auf Platz zwei in der Kategorie "innovationsstärkster Konzern". Dies ist das überraschende Ergebnis des AutomotiveInnovations Award 2013, der vom Center of Automotive Management (CAM) und PricewaterhouseCoopers (PwC) heute Abend vergeben wird. Die Preisträger werden in acht Kategorien ermittelt. Auch der Volkswagen-Konzern und seine Marke Audi gehören zu großen Gewinnern: Die VW-Gruppe verteidigte den Spitzenplatz als innovativster Konzern, Audi wird in der Markenwertung nach einem achten Platz im Vorjahr nun zweiter hinter Mercedes. Premiumkonkurrent BMW hingegen stürzt ab. Nachdem die Münchner 2012 noch zweitinnovativster Konzern waren, landen sie nun auf dem fünften Rang hinter General Motors, die Marke BMW wird nur Dritter.

Der Volkswagen-Konzern ist unter den großen OEM der einzige, der im aktuellen Betrachtungszeitraum signifikant mehr Innovationen präsentierte als im Vorjahr, wie Professor Stefan Bratzel vom CAM in Bergisch Gladbach begründet. Als neue Konzernmarke trägt Porsche dazu etwa 37 Prozent bei. Auch bei der Anzahl der Weltneuheiten steigerte sich Volkswagen nochmals. Von 32 Premieren stammen 20 von Audi. Der Volkswagen-Konzern gewann auch in der Kategorie "Konventionelle Antriebe", "Alternative Antriebe" sowie "Vernetztes Fahrzeug".

Daimler schaffte es vor allem aufgrund der hohen Innovationsstärke auf Platz zwei. Die Stuttgarter kamen zwar auf vergleichweise wenig Innovationen, diese wurden dafür aber besonders hoch bewertet. Punkten konnten Daimler und die Marke Mercedes vor allem mit Sicherheitssystemen in der neuen S-Klasse, mit dem Diesel-Hybrid-Antrieb in der E-Klasse sowie mit dem Elektro-Smart. Dazu kamen Innovationen wie das völlig neue Fahrzeugkonzept der A-Klasse, ein modernes Infotainmentsystem mit der Integration des iPhone sowie dem viertürigen Coupé CLA, das mit dem niedrigsten Luftwiderstandswert eines Großserien-Pkw aufwarten kann.

Entscheidungsgrundlage für den AutomotiveInnovations Award ist eine Studie auf Basis der Innovationsdatenbank des CAM. Im achten Jahr in Folge werden die fahrzeugtechnischen Innovationen von 18 globalen Automobilkonzernen mit 52 Marken systematisch erhoben und nach quantitativen und qualitativen Kriterien bewertet. Als Innovationen gelten Neuerungen, die einen spürbaren zusätzlichen Kundennutzen bieten. Außerdem müssen die Neuerungen bereits verfügbar oder zumindest in entwickelten Prototypen vorgestellt worden sein. Im Jahr 2012 gingen 791 Innovationen der Automobilhersteller in die Bewertung ein. Auf die deutschen Automobilhersteller (Konzern) entfielen dabei 39 Prozent aller Innovationen, gefolgt von den japanischen Herstellern mit 23 Prozent. Die Preise werden zum zweiten Mal mit PwC zusammen vergeben.

Während Toyota in der Konzernwertung nach einem fünften Platz im Vorjahr nun auf den Dritten vorrückte, erhielten die Japaner außerdem den Sonderpreis "Alternative Antriebe in Serie" unter anderem für den weltweit ersten Plug-In-Hybrid in Großserie von Lexus. Als innovativstes Fahrzeugkonzept wurde der Twizzy von Renault ausgezeichnet. Mit diesem Fahrzeug schaffe es Renault, das Elektroauto in ein völlig neues, niedrigeres Preissegment (ab 6990 Euro) einzuführen, so Bratzel. Erstmals vergeben wurde der Innovations Award für Automobilzulieferer in fünf Kategorien. Hier stach Bosch mit zwei Preisen in der "Antriebstechnik" und "Elektrik/Elektronik" hervor. ZF Friedrichshafen gewann beim "Chassis", Brose bei "Karosserie und Exterieur", Johnson Controls bei "Interieur".

"Eine hohe Innovationskraft ist in Zeiten paradigmatischen Technologiewandels der Branche eine wichtige Erfolgs- und Überlebensbedingung“, erläutert Bratzel. "Dass die deutschen Hersteller, allen voran der Volkswagen-Konzern, bei Innovationen weltweit führend sind, ist eine zentrale Grundlage für profitables Wachstum, auf der man sich jedoch nicht ausruhen sollte. Die derzeitige Technologiedynamik kann die Gewichte in kurzer Zeit wieder verschieben."

"Dass sowohl der als innovationsstärkster Automobilkonzern geehrte Hersteller als auch die nach der Analyse innovationsstärkste Marke aus Deutschland kommen, zeigt eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie. Mit ihrem klaren Bekenntnis zu Forschung und Innovation dominiert sie insbesondere über ihre Positionierung im Premiumsegment; schließlich sieht das Center of Automotive Management bei der Kür der innovationsstärksten Marke nicht nur eine deutsche Premiummarke an der Spitze, sondern auch auf den Plätzen zwei und drei", kommentiert Felix Kuhnert, Leiter des Bereiches Automobilindustrie von PwC in Deutschland und Europa.