Hamburg. Die diesjährige Hauptversammlung des VW-Konzerns dürfte dem Gros der Teilnehmer noch lange in bester Erinnerung bleiben. Zwei Tage nach seinem 75. Geburtstag trat Ferdinand Piech, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, als Hauptdarsteller einer buchstäblich bühnenreifen Aufführung den Beweis für die zuvor öffentlich kaum belegte These an, dass er neben seinen unbestrittenen Top-Qualitäten als Unternehmensstratege und Branchenvisionär auch über erstaunliches Talent als Entertainer gebietet. Frei nach dem Motto: "Ich bin nämlich eigentlich ganz anders ... aber ich komme nur so selten dazu", das die Einladung zur Feier seines Wiegenfests schmückt, die am Wochenende in Dresden stattfinden wird.
Kurz vor der voraussichtlich rauschenden Ballnacht im sächsischen "Elbflorenz" lief Piech in der gleichfalls an der Elbe gelegenen Hafen- und Hansestadt Hamburg schon mal zu beachtlicher Frühform auf. Und das kam so: Wenige Minuten nach Beginn der Rede von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn vor der 52. Hauptversammlung von VW im gut besuchten Congress Center Hamburg (CCH) erhoben sich in Reihe sechs des Saals zwölf junge Damen und Herren schweigend von ihren Sitzen und entfalteten gelb-schwarze sowie weiß-blaue Transparente. Direkt vor den Augen der VW-Granden auf der Bühne formierten die Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace auf diese Weise den kunterbunten Schriftzug: "VW. Das Problem" – in Anlehnung an den weithin bekannten Claim "VW. Das Auto". Das scheckige Dutzend hatte zudem zwei Schönheitsfehler inszeniert: Das VW-Logo wurde auf dem Kopf stehend präsentiert.