Porsche setzt auf "Made in Germany“

Detroit. Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche verfolgt derzeit keine konkreten Pläne für den Aufbau eines Autowerks im Dollar-Raum. "Wir stehen zu unserer Authentizität, also auch den Gütesiegeln ‚Engineered by Porsche‘ und ‚Made in Germany‘“, sagte Bernhard Maier, Vorstandsmitglied für Vertrieb und Marketing, auf der Detroit Auto Show im Gespräch mit der Automobilwoche. "Eine Verlagerung der Produktionskapazitäten ins Ausland steht nicht auf der Agenda.“

In den USA hatte Porsche 2011 gut 29.000 Fahrzeuge verkauft. Maier: "Wir sind zuversichtlich, im laufenden Jahr die Marke 30.000 überschreiten zu können." Dabei helfen soll dem schwäbischen Traditionsunternehmen unter anderem der große Geländewagen Cayenne, der 2012 auch in den Vereinigten Staaten von Amerika wahlweise als Diesel zu haben sein wird: "Es wird spannend, zu sehen, wie sich die Nachfrage entwickelt" (Maier).

Mit einer eigenen Pkw-Fabrik in der Neuen Welt könnte Porsche das Währungsrisiko erheblich reduzieren. Nordamerika ist der wichtigste Einzelmarkt des Unternehmens – (vor China, wo im vergangenen Geschäftsjahr lediglich rund 5000 Porsche-Neuwagen weniger abgesetzt wurden als in den Vereinigten Staaten von Amerika; Anm. d. Red.). VW betreibt in den USA in der im Bundesstaat Tennessee gelegenen Stadt Chattanooga bereits ein neues Werk. Die Konzerntochter Audi sucht intensiv nach einem Standort im Dollar-Raum.

Auf Nachfrage ergänzte Porsche-Manager Maier: "Auch mit Blick auf eine mögliche Erweiterung unserer Produktionskapazitäten denken wir heute nicht über das Ausland nach.“ Vor dem Hintergund der Strategie 2018 betonte er: "Wir sind bei Porsche nicht vom Volumen getrieben, auch die Verdopplung auf 200.000 Einheiten ist nicht Ziel per se, sondern das Resultat einer starken Marke, faszinierender Produkte und Höchstleistung aller Beteiligten." In diesem Kontext unterstrich Maier: "Wir wollen ein außergewöhnliches Kauf- und Besitzerlebnis für unsere Kunden schaffen. Gleichzeitig streben wir jedoch sehr wohl in neue Märkte und Segmente."

Auch auf vielen Märkten aber, in denen Porsche bereits tätig ist, sieht die Porsche-Führung große Chancen. Über das Reich der Mitte etwa sagt Maier: "China hat enormes Wachstumspotenzial." Und auf die Frage, wann wohl der fernöstliche Flächenstaat für Porsche zum wichtigsten Einzelmarkt – ein nach außen hin prestigeträchtiger sowie die interne Stellung der jeweiligen Landesgesellschaft kräftigender Status in jedem international operierenden Konzern – aufsteigt, prophezeite er: "Das wird ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit den USA in den nächsten zwei, drei Jahren. Denn 2011 haben wir im Reich der Mitte schon gut 24.000 Fahrzeuge verkauft." Dabei sind in China derzeit vor allem die schweren Porsche-Baureihen Cayenne und Panamera gefragt.

Allerdings zeigte sich Maier auch für "urtypische" Produkte von Porsche – im klassischen Sinne nach dem Verständnis insbesondere die Markenikone 911 schätzender "gusseiserner Puristen" – zuversichtlich: "Unsere Sportwagen holen dort mächtig auf. Beim Cayman ist China heute schon der zweitgrößte Markt, beim Boxster der drittgrößte, beim 911 der viertgrößte." Angesprochen auf den weiteren Ausbau der "Elfer"-Palette, sagte Maier: "Wir haben beim 997 (Werks-Code der 2011 abgelösten Modellgeneration; Anm. d. Red.) über den Lebenszyklus insgesamt 23 Derivate präsentiert. Ob wir beim 991 (Werks-Code der neuen Modellgeneration; Anm. d. Red.) ähnlich viele Ableger vorstellen, kann ich heute noch nicht sagen". Maier zur prophylaktischen Beruhigung des PS-Connaisseurs: "Ein Turbo aber ist mit Gewissheit wieder dabei."

Nach Überlegungen, ob auch ein unterhalb von Boxster und Cayman positionierter "kleiner Sportler" die Porsche-Palette sinnvoll ergänzen könnte, gab Maier zu Protokoll: "Bei großer Nachfrage in diesem Segment würden wir sicher überlegen, uns auch in diesem Bereich zu engagieren. Allerdings stehen bei einer solchen Entscheidung immer die Stabilität und der Ausbau der Marke an erster Stelle". Die Führungskraft bekräftigte: "Was der Markenstärke nicht zugutekommt, wird auch nicht gemacht. Aktuell ist das Thema nicht auf der Agenda."

Ein Problem der Gegenwart jedoch, vor dem Porsche international steht, ist die Suche nach qualifiziertem Personal in ausreichender Anzahl. "Das ist weltweit eine unserer größten Herausforderungen“, räumte Maier in Detroit ein. "Der ‚War for Talents‘ ist global längst voll entbrannt.“ Der Vorstand: "Als starke Marke sind wir aber auch ein starker Magnet für Top-Leute.“ Die Frage, ob Porsche in Deutschland künftig mehr Verkaufszentren in Eigenregie zu führen plane, beantwortete Maier mit einem deutlichen Bekenntnis, das bisweilen besorgte Vertriebspartner kalmieren dürfte: "Wir setzen nachhaltig auf den freien Unternehmer, wie wir es seit über 60 Jahren tun. Wir gehen auch künftig – nur in Ballungsräumen – nur dann selbst in die Verantwortung, wenn Absatz oder Standort akut bedroht sind.“ Ausdrücklich merkte Maier an: "Das können auch mal temporäre Engagements sein." (Foto: Porsche)