Thomas Schmall folgt auf Werner Neubauer

Hamburg. Beim Kern-Label des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns VW steht in wenigen Wochen die Neubesetzung eines Schlüsselressorts an. "Thomas Schmall (50), bisher President und CEO von Volkswagen do Brasil, wird mit Wirkung zum 1. Januar 2015 Mitglied des Markenvorstands Volkswagen für den Geschäftsbereich Komponente, teilte das Unternehmen mit. "Schmall folgt in dieser Funktion auf Prof. Dr. Werner Neubauer (65), der in den Ruhestand wechselt und in beratender Funktion weiterhin für den Konzern tätig sein wird". Neubauers Abschied aus dem operativen Geschäft erfolge "planmäßig", so VW. Hierzu allerdings sei angemerkt, dass Neubauer gern schon zur Mitte dieses Jahres kürzergetreten wäre, auf persönlichen Wunsch von VW-Chef Martin Winterkorn allerdings einer Prolongierung für einige Monate zustimmte; Automobilwoche berichtete.

Winterkorn, 67, fand für den scheidenden Chef des "Teile und herrsche"-Bereichs denn auch 66 Worte des Lobes: „Wir verdanken es dem herausragenden Einsatz von Werner Neubauer, dass die Komponente heute ein vielseitiger, innovativer und wettbewerbsfähiger Lieferant wesentlicher Bauteile ist – und so nachhaltig zum wirtschaftlichen Erfolg von Volkswagen beiträgt. Unser Unternehmen und seine Heimatregion liegen ihm sehr am Herzen. Es war immer sein Antrieb, im Interesse von Volkswagen und der Menschen in der Region Zukunftssicherung, Zukunftstechnologien und die Partnerschaft mit der Wissenschaft intensiv voranzutreiben.“ Zur Erinnerung: Das frühere VW-Vorstandsmitglied Wolfgang Bernhard, längst zurück in Daimler-Diensten, hätte die "Komponente" vor Jahren am liebsten zu großen Teilen abgewickelt.

Auf Schmall warten in seiner neuen Funktion knifflige Aufgaben. Zum einen muss der Manager im Rahmen des laufenden VW-Effizienzprogramms zügig ausloten, welche Fahrzeugkomponenten "bei (VW-externen; Anm. d. Red.) Lieferanten profitabler gefertigt werden können", wie es Winterkorn nachdrücklich verlangt hat. Zum anderen muss die Führungskraft nach der Rückkehr aus dem sonnigen Südamerika in die norddeutsche Tiefebene eben dabei besonderes Fingerspitzengefühl walten lassen, um bei möglichen Verlagerungen nicht mit der mächtigen Arbeitnehmervertretung von VW über Kreuz zu geraten. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu der aktuellen Personalie ließ der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh im zweiten und dritten Satz listig wissen: „Mit Thomas Schmall haben wir einen der erfahrensten Manager aus dem Produktionsbereich als Vorstand für unsere Hausanfertigung gewinnen können. Schmall verfügt neben hohem Fachwissen über breite unternehmerische Erfahrung und hohe soziale Kompetenz. Dies hat er unter anderem durch eine enge Zusammenarbeit mit unseren brasilianischen Gewerkschaftskollegen bewiesen". Man freue sich mithin, "dass Thomas Schmall künftig den Vorstand der Marke Volkswagen verstärken wird".

Im Zuge der Schmall-Beförderung kommt es mit Wirkung zum 1. Januar 2015 bei VW zu weiteren Wechseln: "Neuer President und CEO von Volkswagen do Brasil wird David Powels (52), bisher Managing Director von Volkswagen of South Africa", heißt es aus Wolfsburg. "Diese Funktion übernimmt künftig Thomas Schäfer (44), bisher Leiter Konzern Produktion Ausland bei Volkswagen in Wolfsburg". VW-Insider erwarten seit Langem, dass der Rat des ausgewiesenen Herstellungsexperten Neubauer – interner Kosename "Komponenten-Werner" – auch nach dessen Wandlung zum Privatier am Mittellandkanal im Allgemeinen und von Strategiechef Winterkorn im Besonderen gehört wird. In dringenden Fällen wäre die Fahrt von Sylt nach Wolfsburg über die Bundesautobahnen 23 respektive 7, 2 und 39 schnell gemacht. Ein Spitzname für Amtsnachfolger Schmall ist (noch) nicht bekannt. Vorschlag aus Hamburg: "Teile-Thomas". Die nicht nur innerhalb der "Komponente" viel beachtete Gießerei am VW-Standort Hannover gölte gewiss alsbald als "Onkel Toms Hütte".