Stuttgart. Die Transporter-Sparte von Daimler will in diesem Jahr viele Millionen Euro einsparen und verschiebt das Erreichen der Zielrendite von neun Prozent um mindestens zwei Jahre. "Wir werden in diesem Jahr eine Ergebnisverbesserung von 100 Millionen Euro erzielen", kündigte Van-Chef Volker Mornhinweg am Freitag vor Journalisten an. Gleichzeitig kassierte er das ursprünglich für 2013 angepeilte Absatzvolumen von 325.000 Einheiten. Auch die für dieses Jahr in Aussicht gestellte Umsatzrendite von neun Prozent sei nicht zu schaffen. "Die Märkte haben sich anders entwickelt als wir 2011 gedacht haben", so Mornhinweg. Trotz der anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen im Kernmarkt Europa und den Wachstumsregionen in Südamerika und Asien, hält der Manager an der anspruchsvollen mittelfristigen Planung fest: "Ab 2015 wollen wir weltweit mehr als 400.000 Einheiten absetzen. Die Zielrendite werden wir 2014 oder 2015 erreichen." Und fügt hinzu: "Dazu brauchen wir natürlich die Unterstützung des Marktes."
Im Januar gingen die Transporterverkäufe laut dem europäischen Herstellerverband ACEA um knapp zehn Prozent zurück. "Meine Zahlen liegen eher bei minus zwölf Prozent. Wir haben in Europa einen schlechten Start ins neue Jahr", so Mornhinweg. Mit einer steigenden Nachfrage rechnet er frühestens im zweiten Halbjahr. Insgesamt könnten die westeuropäischen Transportermärkte 2013 um bis zu fünf Prozent nachgeben. In Osteuropa erwartet der Stuttgarter Autohersteller eine Stabilisierung der Nachfrage, Nord- und Südamerika versprechen positive Impulse und in China sei eine leichte Erholung des für Daimler relevanten Marktes. "Wir werden aber 2013 und 2014 wachsen", ist Mornhinweg überzeugt.Im vergangenen Jahr ging der Transporter-Absatz der Van-Sparte um vier Prozent auf 252.418 Einheiten zurück. In Europa fiel die Nachfrage um acht Prozent, die Verkäufe in Brasilien und Argentinien schrumpften und auch in China hatte Daimler zu optimistisch geplant. Während der Umsatz von Daimler Vans um ein Prozent auf gut neun Milliarden Euro fiel, brach der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 35 Prozent auf 541 Millionen Euro ein. Die Umsatzrendite schwächte sich auf sechs Prozent von 9,1 Prozent im Rekordjahr 2011 ab. "Wir haben damit aber immer noch das drittbeste Ergebnis überhaupt erzielt", betont der Manager.Transporter-Sparte von Daimler soll 100 Millionen Euro sparen
Neben der Marktschwäche hatte die Sparte auch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. In China musste Daimler den Wert des Joint Ventures mit der chinesischen Fujian um 64 Millionen Euro nach unten korrigieren und die Geschäftspolitik neu ausrichten. Verschätzt hat sich Daimler im Geschäft mit Transportern für den Warentransport. "Die chinesischen Kunden können sich nicht vorstellen, Güter mit einem Mercedes zu transportieren", begründet Mornhinweg. Nun will sich das Gemeinschaftsunternehmen neben hochwertigen Fahrzeugen für den Personentransport auf Nischenanwendungen wie Sanitätsfahrzeuge oder Transporter für TV-Sender fokussieren. Insgesamt bezifferte Mornhinweg das Transportersegment auf 100.000 Einheiten jährlich. Wettbewerber sind Toyota, Honda und Buick. Insgesamt gingen die Transporter-Verkäufe in China um 35 Prozent zurück - auch weil die Nachfrage nach gehobenem Personentransport schrumpfte.
Wenn die Van-Sparte ihr Volumenziel ab 2015 erreichen will, muss sie den Absatz innerhalb von drei Jahren um fast 148.000 Einheiten steigern. Dabei hofft Morhinweg einerseits auf eine generelle Markterholung, die allerdings in diesem Jahr kaum Rückenwind geben dürfte. Andererseits setzt er auf den Stadtlieferwagen Citan, den Daimler auf Basis des Renault Kangoo in Frankreich produzieren lässt. "2013 erreicht unser Einstiegsmodell seine volle Power", so der Manager. Nach der Markteinführung im Oktober hat Daimler 7100 des gegen den VW Caddy positionierten Fahrzeugs verkauft. Insgesamt peilen die Schwaben mittelfristig ein Jahresvolumen zwischen 28.000 und 35.000 Fahrzeugen an.Dazu kommen jährlich 25.000 große Transporter der Modellreihe Sprinter, die Daimler mit dem russischen Hersteller GAZ in Russland fertigen wird. Außerdem sieht Mornhinweg eine steigende Nachfrage nach dem Sprinter in den USA. Weitere Impulse in den Stammregionen sollen vom für dieses Jahr anstehenden Facelift des Sprinter kommen. Neu in der Strategie ist die globale Expansion des mittelgroßen Transporters Vito. "Wir bereiten uns darauf vor, dieses Modell auch in den USA und Südamerika auf den Markt zu bringen", kündigte Mornhinweg an. Während er einräumte, dass der Citan naturgemäß eine geringere Marge als der Sprinter erziele, wollte er im Falle des Vito die Argumentation "kleineres Auto, geringere Marge" nicht gelten lassen.Weiter offen sind die Zukunftsaussichten der Kooperation von Daimler mit VW bei großen Transportern. Die Wolfsburger nutzen die Sprinter-Architektur und lassen die Fahrzeuge, die unter VW Crafter verkauft werden, bei Daimler fertigen. Die Verträge laufen 2016 aus, wobei VW-Patriarch Ferdinand Piech offensichtlich auf ein Ende der Zusammenarbeit drängt. Möglich wäre eine gemeinsame Fertigung mit Nutzfahrzeughersteller MAN, an dem VW die Mehrheit hält. "Wir werden noch in diesem Jahr darüber verhandeln. Schlaflose Nächte bereitet uns das Ganze nicht - schließlich macht der Crafter nur etwa ein Viertel unserer Produktion aus", betont Mornhinweg. Schon seit längerem hat Daimler eine weitere Option in der Hinterhand: "Renault hat Interesse an einer Kooperation gezeigt."
Die angepeilte Ergebnisverbesserung im Rahmen des Programms "Mercedes-Benz Vans 2013" in diesem Jahr will Mornhinweg ohne ein Stellenabbauprogramm erreichen. Vielmehr sollen unter anderem Investitionen verschoben, Ersatzbeschaffungen gestreckt und Preisnachlässe von Lieferanten dazu beitragen. "Es geht nicht um ein ausgewachsenes Effizienzprogramm, es handelt sich eher um einen Zwischensprint, mit dem wir der anhaltend ungünstigen Marktentwicklung in Westeuropa energisch entgegenwirken und unsere Profitabilität nachhaltig absichern", betont der Manager. "In allen Bereichen erhöhen wir 2013 die Schlagzahl."