Renault treibt die Renaulution auf die Spitze. Zwar wartet alles auf die elektrischen Nachfolger von R5 und R4. Doch einmal noch bleiben die Franzosen in der alten Welt und streben dort nach Höherem. Denn wenn sie jetzt als Rafale den großen Bruder des Arkana enthüllen, wird das SUV-Coupé nicht weniger als das neue Flaggschiff der Marke und steht damit in der Tradition von Modellen wie dem Vel Satis oder dem Avantime – nur dass es sehr viel konventioneller und damit aussichtsreicher gezeichnet ist. Seine Ambitionen trägt der ab Frühjahr 2024 lieferbare Blickfang dabei schon im Namen: Denn Rafale war nicht nur ein Rekordflugzeug aus den 1930ern, sondern so heißt auch der aktuellste Kampfjet der Franzosen – und egal, auf welches Luftgerät sich Renault bezieht, hat das Topmodell damit zumindest nominell das Zeug zum Überflieger.
Da wollen Designer und Ingenieure freilich nicht nachstehen. Auf 4,71 Metern hat Designchef Gilles Vidal deshalb eine Skulptur geschaffen, die gleichermaßen elegant und expressiv ist und die erstmals vollständig die weiterentwickelte Designsprache spricht: Mit neuen, keilförmigen Lichtsignaturen im Bug und ohne das leidige rote Band am schnittigen Heck. Und dass der Viertürer mit der schrägen Kehrseite im Profil fast ein bisschen an den Lamborghini Urus erinnert, ist sicher auch kein Schaden.
Garniert wird die Form mit ein paar technischen Finessen für das kommode Leben an Bord. Zwischen den Hintersitzen gibt es deshalb eine neue Mittelarmlehne, die für Digital Natives erstmals USB-Ports bereithält, zwei Tablets fasst und zwei Einschübe für digitales Spielzeug hat. Und über der Kabine prangt ein riesiges Glasdach, das sich auch ohne Rollo auf Knopfdruck verdunkeln lässt und die Sonne elektrochromatisch aussperrt.
Renault Rafale: Der Überflieger
Renault hat sein neues Flaggschiff nach berühmten Flugzeugen benannt. Die dadurch geweckten Erwartungen kann der Antrieb nicht ganz erfüllen. Optisch sticht der Rafale nicht so sehr aus der Masse heraus wie frühere Renault-Topmodelle, das muss aber kein Nachteil sein.
Davon abgesehen ist der Rafale allerdings vergleichsweise konventionell konstruiert und eine hübschere Version des gerade vorgestellten Espace – mit einem ganz ähnlichen Cockpit, in dem nur die Bildschirmgrafiken neu sind, und erstmal auch mit dem gleichen Antrieb. Denn hier wie dort werkelt unter der Haube ein Dreizylinder von mageren 1,2 Litern Hubraum, dem erst die E-Motoren eines Voll-Hybrid-Konzepts zu 200 PS verhelfen. Und wenn es so läuft wie beim Espace, dann hat die Sache einen entscheidenden Haken: Mehr als 180 km/h gibt der Antrieb nicht her. Da wird es nicht nur schwierig mit den Parallelen zu modernen Düsenjägern oder alten Rekordfliegern, sondern auch mit Konkurrenten wie dem BMW X4, dem Mercedes GLC oder dem Audi Q4, die alle weit mehr als 200 km/h schaffen. Und die knapp fünf Liter Verbrauch sind da ein ähnlich schwacher Trost wie die Allradlenkung, die dem Rafale zumindest auf der Landstraße etwas luftig-leichtes geben dürfte.
Das haben die Franzosen offenbar selbst gemerkt und schon vor der Premiere Besserung gelobt: Sie arbeiten bereits an einem Voll-Hybrid, der mit einer zweiten E-Maschine an der Hinterachse auf 300 PS kommen und dann auch den Allradantrieb haben soll, den es für ein ernsthaftes SUV braucht – erst recht in dieser Klasse.
Natürlich gibt es mittlerweile mehr SUV als Sand am Meer, und so sehr Renault nach einem Flaggschiff strebt, hat sicher keiner auf ein weiteres Modell gewartet – erst recht nicht, mit einem derart konventionellen und mit Kompromissen behafteten Antrieb. Doch für die Franzosen ist der Rafale eine Herzensangelegenheit– und das kann man beim Top-Modell sogar wörtlich nehmen. Denn wer die Version Esprit Alpine bestellt, bekommt den Überflieger mit LED-beleuchteten Alpine-Logos in den Sitzen, die rot im Takt des Herzens schlagen und den Fahrer schon von weitem begrüßen.
Aus dem Datencenter: