Chengdu (China). Der Entwicklungschef von Volkswagen will den Fahrzeuganbieter schnellstmöglich auf schärfere Bestimmungen rund um das Klimagas Kohlendioxid ausrichten, wie sie die Europäische Union jüngst angeschoben hat. "Die CO2-Ziele sind eine Herausforderung", erklärte Ulrich Hackenberg bei einer Vorstandsabnahmefahrt von für den chinesischen Markt vorgesehenen Modellen. "Nicht nur für uns, sondern für alle Autobauer". Zugleich zeigte sich der Topmanager mit Blick auf das eigene Unternehmen zuversichtlich: "Wir werden unsere Technologie so weiterentwickeln, dass wir die Ziele auch erreichen können", bekräftigte Hackenberg in der Metropole Chengdu im Gespräch mit Automobilwoche.
Den Hebel ansetzen will Volkswagen dabei an mehreren neuralgischen Punkten. Motorseitig, so Hackenberg, biete etwa eine intensive Beschäftigung mit dem Verbrennungsprozess noch erhebliches Potenzial zur CO2-Reduzierung. Dies gelte ebenso für ergänzende Konzepte wie Zylinderabschaltung. "Aber auch Hybride werden eine Rolle spielen", fügte der VW-Chefingenieur an. Überdies würden sich seine Entwicklungsteams "gezielt allen wichtigen Widerstandswerten widmen", etwa der Verringerung des Luftwiderstands.VW-Chefingenieur: "CO2-Ziele sind Herausforderung"
Von hoher Bedeutung bei der Umsetzung verschärfter CO2-Richtlinien ist nach Hackenbergs Analyse zudem die Senkung des Fahrzeuggewichts. "Wir beschäftigen uns intensiv mit Leichtbau", so Hackenberg, "dabei steht die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs an erster Stelle". Der Hintergrund: Aufgrund wachsender Kundenanforderungen und immer strengerer Sicherheitsauflagen nehmen neue Pkw-Generationen im Vergleich zum Vorgänger oftmals an Gewicht zu. Hackenberg: "Denken Sie nur an den zunehmend verbreiteten Wunsch nach großflächigen und damit schweren Panoramadächern aus Glas".
Beim neuen Golf, der Ende dieses Jahres startet, wird VW laut Hackenberg eine "negative Gewichtsspirale realisieren, im positiven Sinne". Im Vergleich zum aktuellen Golf VI fällt die siebte Generation des Volumenmodells demnach "um bis zu 100 Kilogramm leichter aus" (Hackenberg). Möglich wird dies unter anderem durch den verstärkten Einsatz hochfester Stähle. Dabei werden Tiefziehbleche vor dem Pressvorgang auf rund 900 Grad Celsius erhitzt; die dann folgende Warmumformung ermöglicht vergleichsweise feste Metallstrukturen – und damit dünnere Blechstärken nebst niedrigerem Materialgewicht.Planspielen in der Autoindustrie, die auf einen weltweit gültigen Standard zur Verbrauchs- und Emissionsermittlung abzielen, steht Hackenberg mit gemischten Gefühlen gegenüber. "Prinzipiell wäre das eine gute Sache, da es uns nun mal allen mühsame Arbeit bereitet und viel Geld kostet, neue Motoren je nach Land auf die unterschiedlichsten Zyklen abstimmen zu müssen". Auf der anderen Seite, gibt Hackenberg zu bedenken, hätten sich VW und seine Wettbewerber über die Jahre auf die jeweiligen Zyklen und die damit verbundenen Verbrauchsergebnisse eingerichtet: "Wenn dann eine völlig andere Bemessungsgrundlage installiert würde", so der VW-Entwicklungschef, "müsste man auch einen entsprechenden Korrekturfilter einbauen".
Ob mit herkömmlichen Messverfahren begleitet oder von völlig neuen Standards – die absehbar strengeren CO2-Vorgaben der EU halten Hackenbergs Mannschaft fraglos unter Dampf, stellen den Chefingenieur und seine Experten aber keinesfalls vor unlösbare Probleme. "Die stetige Senkung von Verbrauch und CO2-Emissionen sind eine Herausforderung, mit der wir uns schon lange beschäftigen", sagt das Mitglied des Volkswagen-Markenvorstands. "Wir intensivieren unsere Bemühungen", fügt Ulrich Hackenberg an. "Und wir sind auf einem guten Weg". (Foto: Volkswagen)