Shanghai. Der VW-Konzern analysiert das Akzeptanz- und Absatzpotenzial für gasgetriebene Pkw in China. Dies sagte das für den fernöstlichen Wachstumsmarkt zuständige Vorstandsmitglied Jochem Heizmann auf Anfrage von Automobilwoche. "Vor allem im Westen Chinas ist eine gute Verfügbarkeit von Gas gegeben", erklärte der Topmanager im Rahmen eines Workshops in der Metropole Shanghai. "In anderen Regionen des Landes eher weniger." Heizmann: "Wir sehen uns die Optionen an."
Im Reich der Mitte sind Dieselmotoren für moderne Pkw vor allem aufgrund der vergleichsweise schlechten Kraftstoffqualität kaum von Bedeutung. Zugleich notieren die Preise für Benzin nach VW-Angaben um mehr als 45 Prozent oberhalb der Kosten, die etwa US-amerikanische Autofahrer aufwenden müssen. In den USA sieht VW-Konzernchef Martin Winterkorn perspektivisch großes Potenzial für Gas-Autos. Mit Blick auf China plant VW Investitionen von 9,8 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015, von denen rund zwei Drittel nach eigenen Angaben auf "hocheffiziente Produkte und eine ressourcenschonende Fertigung" entfallen sollen.VW prüft Erdgas-Option für China
Das Reich der Mitte ist der wichtigste Absatzmarkt des Wolfsburger Konzerns – und der Betrieb von Verbrennungsmotoren mit Gas laut Vorstandschef Martin Winterkorn generell eine verheißungsvolle Alternative zu Benzin und Diesel. Daher lotet VW die Chancen für Gastechnik nun auch in China aus. Besonders für den Westen des Landes sieht Vorstandsmitglied Jochem Heizmann Potenzial.
Alternative für Droschkenlenker
Sofern die – derzeit noch lückenhafte – Infrastruktur für den Gasbetrieb von Pkw in China etwa aus Gründen des staatlicherseits forcierten Umweltschutzes ausgebaut werden sollte, könnten unter anderem Betreiber großer Fahrzeugflotten und Taxiunternehmer von entsprechenden Angeboten profitieren. Gas gilt gegenüber Benzin und Diesel aufgrund niedrigerer CO2-Emissionen als schonender für die Umwelt; auf dem deutschen Markt ist der flüchtige Kraftstoff an der Tankstelle überdies deutlich billiger zu haben.
Den modularen Querbaukasten (MQB), der bei VW für neue Modelle von der Polo- bis zur Passat-Klasse vorgesehen ist, hat der Konzern auch für die Aufnahme von Gastechnik ausgelegt. Für darüber positionierte Baureihen spielt die Gas-Option zumindest in China nur eine geringe Rolle: "In der Oberklasse sehen wir hier lediglich ein kleines Potenzial", so Dietmar Voggenreiter, Audi-Statthalter in China. Günstiger ist die Lage bei kleinen und kompakten Autos, etwa der Marken Volkswagen und Skoda, die für immer mehr Chinesen erschwinglich werden. Ein Rückgriff auf Gasvorkommen im chinesischen Westen könnte VW daher bei der Umsetzung seiner "Go West"-Strategie nützlich sein, mit der das Unternehmen unterentwickelte Landesteile als Produktions- und Verkaufsstandorte für sich erschließen will.
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