VW und das Fest der Liebe

Wolfsburg. Den heutigen Freitag (2. 12.) haben sich zahlreiche Damen und Herren in Diensten von VW im Kalender rot vorgemerkt. Rabatte von bis 15 Prozent, gestaffelt nach Produktgruppen, winken ihnen gegen Vorlage des Konzernausweises in den Karstadt-Filialen an den norddeutschen Standorten Hannover und Braunschweig. "Passende Weihnachtsgeschenke" verspricht eine halbseitige Vierfarbannonce des Warenhausbetreibers in der aktuellen Ausgabe von "autogramm", der VW-Werkerzeitung.

"VIP-Shopping" nennen die Marketingstrategen von VW und Karstadt ihre Sonderaktion. "Exklusive Preisvorteile" loben sie aus, etwa fünf Prozent Nachlass auf Drogerieartikel. Satte zehn Prozent für Kurzwaren, 15 Prozent gar auf Glas/ Porzellan, Beleuchtung und vieles mehr. Günstiger denn je also könnte VW-Lenker Martin Winterkorn auf die schnelle Tour eine Europalette Weichspüler erwerben. Hatte der Chefstratege nicht jüngst im Gespräch mit dem "Handelsblatt" prophezeit: "2012 wird wesentlich härter"? Und, für den Fall, dass VW-Beschaffungsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz aus Gewichtsgründen beim Tragen ohnehin helfen muss, bei dieser Gelegenheit bitte "Hoffmanns Flüssigstärke" nicht vergessen: "Mit Erfolg und Größe wachsen auch die Erwartungen von Kunden, Investoren, Politik und Gesellschaft", ließ "Wiko" intern vor Kurzem verlauten. "Gerade in derart unsicheren Zeiten wie heute" (Automobilwoche hatte berichtet).

Preiswerten Nachschub für neue Nadelstiche in die empfindlichen Stellen der schwäbischen Kollegen von Porsche mögen sich die norddeutschen VW-Betriebsräte in der Abteilung Kurzwaren besorgen. Apropos Attacke: Gleich 15 Prozent Rabatt winken Hans Demant am Karstadt-Geschirrtresen; das im Streit mit Suzuki zerbrochene Porzellan kann der VW-Projektkoordinator mithin kostenhygienisch recht unbedenklich ersetzen. Und falls Demant und die anderen niedersächsischen VW-Granden heute zu spät das Bürolicht löschen: Auch morgen, am Sonnabend (3. 12.), "profitieren Sie als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter des Volkswagen-Konzerns" laut Karstadt-Werbung von der leidlich subtilen Vorzugsbehandlung.

"Frohe Weihnachten" wünscht Karstadt in schwungvoller Schreibschrift im besagten VW-Inserat. Eher geschäftsmäßig-nüchtern hingegen mutet zunächst das Kleingedruckte am Rand der Großanzeige an. Bei näherem Hinsehen jedoch zeigt sich das so segensreiche wie nachhaltige Wirken der Compliance-Beauftragten auf der VW-Payrole: "Kein Nachlass auf: ... Dienstleistungen, Bettwaren, Matratzen ...", heißt es schwarz auf weiß in den gestrengen Kautelen. Das ist putzig. Und zugleich ein massiver Schlag ins Kontor. Nicht nur für potenzielle Schlaf- und Hobbyraumausstatter vom Zählpunkt sechs in den VW-Fabriken.

Denn allseits werden nun Erinnerungen wach, wenige Wochen vor dem Fest der Liebe. An die Lustreisen etwa von VWs Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert. Oder an "Santa" Klaus-Joachim Gebauer, in der Personalabteilung der Wolfsburger als Strippenzieher vormals zuständig auch für stets gut geschmierte Verbindungen zum 2005 abgelösten Chef der Arbeitnehmervertreter. "Human Resources" mit verlässlicher Betonung der zwischenmenschlichen Beziehungen eben.

Zwar dürften die beiden VW-Unruhestifter und- ständler wohl längst keinen Konzernausweis mehr führen, sie kommen demnach als Impulskäufer beim "VIP-Shopping" eigentlich kaum in Betracht. Doch können verdiente VW-Pensionäre auch mit einem präemptiven Passierschein am Promotion-Programm zum 2. Advent partizipieren: "Als ehemalige/r Beschäftigte/r des Volkswagen-Konzerns legen Sie ersatzweise diese Einladung vor", signalisieren die Karstadt-Krämer umtriebigen VW-Rentnern ohne gültige Ausweispapiere einen gangbaren "Gnadenweg". Volkert nebst Gebauer beim heißen "Laptop-Dance" am "Grabbel-Tisch" in der Elektroecke – flotte Vorstellung, die. Kein Zweifel, von den umsichtigen Knigge-Kundigen in ihren Regelkonformitätsressorts waren VW und Karstadt gut beraten, keinerlei Rabatt auf Bettwaren und Matratzen zu vereinbaren. Von Dienstleistungen ganz zu schweigen. Besinnlich schließlich soll es zugehen an Weihnachten. Nicht sinnlich. (Foto: Volkswagen/ Ausriss)