"Wettbewerber attackieren VW“

Henning Krogh

VW-Vorstandschef Martin Winterkorn hat seine Führungskräfte eindringlich vor "vielen Gegnern“ für den VW-Konzern gewarnt. Um die Rivalen auf Abstand und das eigene Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten, werden zentrale Montageanlagen und wichtige Modelle modernisiert. So soll es der neue "Modulare Produktionsbaukasten" (MPB) laut interner Planung ermöglichen, "in einem Werk auf denselben Anlagen unterschiedliche Modelle in unterschiedlicher Stückzahl und letztendlich auch von unterschiedlichen Marken" zu fertigen. Bei den Fahrzeugen von VW erstreckt sich die Technikoffensive von Kleinwagen über SUVs bis hin zu Nobellimousinen.

Dienstag, 14. Februar 2012, 17.26 Uhr

Hamburg. Volkswagen sieht sich auf den internationalen Automärkten zunehmend unter Druck und stellt sich auf schärfere Konkurrenz ein: "Wir spüren eines immer deutlicher: Wer an der Spitze fährt, hat viele Gegner“, ließ VW-Vorstandschef Martin Winterkorn seine Führungskräfte jüngst per Rundschreiben wissen. "Unsere Wettbewerber attackieren Volkswagen überall auf der Welt.“ Auf die 2012 absehbar nochmals härtere Konkurrenz müsse man sich jetzt "intensiv vorbereiten“.

Hintergrund der Warnung sind zum einen die ambitionierten Absatzziele erklärter VW-Rivalen wie Hyundai, Toyota und GM. So hat sich der südkoreanische Konzern Hyundai-Kia vorgenommen, im neuen Jahr weltweit erstmals mehr als sieben Millionen Autos zu verkaufen. VW will mit zehn Millionen Fahrzeugen spätestens 2018 Weltmarktführer sein.

Mit dem Gewicht künftiger Kleinwagen soll auch deren Spritverbrauch abnehmen

Zum anderen fürchtet Winterkorn nun, dass wichtige Wettbewerber bei zurückgehender Nachfrage kostspielige Rabattschlachten anzetteln, um ihre ehrgeizigen Volumenziele zu erreichen. "Das konjunkturelle Umfeld wird von Tag zu Tag unberechenbarer“, stellt der Topmanager fest. "Und in Wirtschaft und Politik erleben wir in diesen Tagen nichts weniger als eine fundamentale Vertrauenskrise.“

Um die Konkurrenten technologisch auf Abstand zu halten, plant Volkswagen eine Technikoffensive quer über die wichtigsten Modelle und Fabriken. So sollen in der Kleinwagenklasse bei der Volumenbaureihe Polo bis 2020 die Emissionen im Modelldurchschnitt auf 82 Gramm CO2 pro Kilometer sinken. Um das Gewicht der Autos zu reduzieren, wird unter anderem "innerhalb des Karosserieaufbaus der fahrzeugspezifische Einsatz von Aluminium ermöglicht“, so ein interner Plan.

SUVs und Limousinen der Oberklasse stellt VW in Zukunft auf Audis "MLB evo"

In der Kompaktklasse will VW beim Ende 2012 startenden Golf VII neben Motoren und Getrieben auch Fahrwerke, Sitze, Armaturentafeln, Frontends und Stoßfänger "just in sequence“ vom Geschäftsbereich "Komponente" ans Band liefern lassen. Ziel ist eine massive Kosteneinsparung in der Produktion. Im Luxussegment strebt VW mehr Synergien an. So werden künftig alle Oberklasse-SUVs des Konzerns sowie das Volkswagen-Flaggschiff Phaeton auf dem neuen Längsbaukasten "MLB evo“ von Audi basieren.

Winterkorns Resümee: "Vor uns liegt die größte Herausforderung, die je ein Autohersteller zu bestehen hatte. Wir werden Volkswagen in den nächsten Jahren komplett neu aufstellen: ökonomisch und ökologisch! Mit neuen Technologien und Modellen, in neuen Märkten, mit neuen Fabriken und mit Investitionen in einem Ausmaß, wie es sie noch nie gegeben hat.“ (Foto: VW)