Audi steht ein richtungsweisendes Jahr bevor: Neben den bekannten Problemen wie sinkender Nachfrage bei Elektroautos und der teuren Transformation hin zur E-Mobilität soll der neue CEO Gernot Döllner den Rückstand gegenüber BMW und Mercedes aufholen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die PPE-Architektur.
Die gemeinsam mit Porsche entwickelte Plattform bildet die Basis für künftige Elektroautos der Oberklasse, unter anderem für den lange erwarteten SUV Q6 e-tron und den A6 e-tron, Audis erste elektrische Oberklasse-Limousine.
PPE-Plattform für Audi und Porsche
Der Hoffnungsträger Q6 e-tron, der Audi endlich wieder auf Kurs bringen soll, war eigentlich schon für 2022 geplant. Im Frühjahr 2024 soll er nun endlich vorgestellt werden, hat Döllner kürzlich entschieden. Doch dabei wird es nicht bleiben: In den kommenden Jahren plant Audi rund 20 neue Modelle und Derivate – es wird die größte Modelloffensive der Unternehmensgeschichte.
Das ist auch nötig, denn während BMW und Mercedes in den vergangenen Jahren regelmäßig neue Fahrzeuge präsentiert haben, kam von Audi lange nur sehr wenig. Jetzt wollen die Ingolstädter groß angreifen. Die geplante Modelloffensive soll allerdings gestreckt werden, um den Vertrieb nicht zu überlasten.
Modellvorschau Audi 2024 bis 2026
In den vergangenen Jahren ist Audi deutlich hinter die Rivalen zurückgefallen. Vor zehn Jahren plante der damalige Vorstandschef Rupert Stadler noch, bald größter Premiumhersteller der Welt zu werden. Dann kam der Abgasskandal, Stadler musste gehen und in den Jahren darauf gab es in Ingolstadt zahlreiche Wechsel im Management, die Unruhe ins Unternehmen brachten.
Von Augenhöhe mit den Rivalen aus Stuttgart und München ist die Marke heute weit entfernt, stattdessen liegt sie mit deutlichem Abstand zu den Wettbewerbern auf Platz 3 - übrigens schon seit mehreren Jahren. Die Entscheidung, bereits ab 2026 aus dem Verbrenner auszusteigen, klingt mutig, doch bisher haben die Elektromodelle den Durchbruch noch nicht geschafft.
Auslieferungen der Kernmarken von Mercedes-Benz, BMW und Audi von 2017 bis 2022
Neben den Auslieferungen sieht es auch bei anderen Kennzahlen nicht gut aus für Audi. Der Vorstand wird schnell an mehreren Stellschrauben drehen müssen, um den Turnaround zu schaffen. Rückenwind vom Markt darf er dabei aktuell nicht erwarten. Nach der hohen Nachfrage in den vergangenen Jahren ist angesichts der schwindenden Kaufkraft auf absehbare Zeit eher mit geringeren Verkaufszahlen zu rechnen.
Kennzahlen des BMW-, Audi und Mercedes-Benz-Konzerns 2022
Auch beim Handel stehen Veränderungen an. Zwar setzt Audi wie die meisten Konkurrenten auf das Agenturmodell, in den Einzelheiten unterscheiden sich die Pläne der Ingolstädter aber von denen anderer Hersteller. Wie sich die Umstellung auswirkt und welches Konzept erfolgreicher ist, werden die kommenden Jahre zeigen.
Die Agenturpläne von Mercedes, BMW und Audi
Viele Experten bemängeln, dass Audi das legendäre Marken-Versprechen "Vorsprung durch Technik" in den vergangenen Jahren nicht mehr so eingelöst hat wie in der Vergangenheit. Der erste e-tron war ein durchaus respektables Auto, seitdem hat Audi aber hauptsächlich Modelle auf Basis der Arbeit anderer Konzernmarken auf den Markt gebracht und wenig selbst entwickelt. Was der Marke fehlt, ist ein Leuchtturmprojekt, mit dem sie ihre technische Kompetenz unter Beweis stellen kann. Das geplante Modell Artemis hätte so etwas sein können, die dafür gegründete Abteilung wurde jedoch eingestampft. Es gibt viel zu tun für CEO Gernot Döllner und seinen Audi-Vorstand.
Datencenter
So steht es aktuell um Audi
Im Wettstreit der deutschen Premiumhersteller ist Audi in den vergangenen Jahren weit hinter BMW und Mercedes zurückgefallen. Die Aufholjagd soll 2024 starten. Mit welchen Modellen die Marke das erreichen will und wo sie momentan steht, verrät das Datencenter der Automobilwoche.
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