Detroit. Die Pkw-Sparte von Daimler steht vor einem weiteren herausforderndem Jahr. Auf der Detroit Motorshow hat der Chef des Stuttgarter Automobilherstellers die Erwartungen gedämpft: "Das erste Halbjahr wird schwierig, im zweiten Halbjahr glauben wir deutliche Verbesserungen erreichen zu können. Das Jahr 2014 wird gut", sagte Dieter Zetsche zu Journalisten. Er bezeichnete 2013 als weiteres "Übergangsjahr" nach 2012. Vor allem in China habe Mercedes gegenüber den Konkurrenten BMW und Audi stark an Boden verloren. "Wir haben nun eine Reihe von Entscheidungen getroffen. Das wird uns Momentum zurückbringen, die Situation aber nicht von heute auf morgen ändern", so der Daimler- und Mercedes-Chef. Das China-Geschäft sei die größte Aufgabe, die es zu lösen gelte, um den Abstand zu BMW und Audi wieder zu verringern. "Lassen wir diese Region einmal beiseite und betrachten den Rest der Welt, sind wir vor Audi und dicht an BMW dran."
Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars hat im vergangenen Geschäftsjahr zwar einen neuen Absatzrekord mit über 1,42 Millionen verkauften Fahrzeugen erzielt, lag damit aber nur auf Platz drei hinter BMW und Audi. BMW verkaufte mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge und Audi 1,45 Millionen. Während die bayerischen Rivalen vor allem in China hohe Wachstumsraten hinlegten, schaffte Mercedes aufgrund der internen Konkurrenz zweier Vertriebsorganisationen ein mageres Plus von 1,5 Prozent. Außerdem musste Zetsche die Gewinnprognose der Sparte nach unten korrigieren und das für 2013 angekündigte Renditeziel von zehn Prozent einkassieren. Für 2012 rechnet die Sparte nun mit einem operativen Gewinn von rund 4,4 Milliarden Euro. In diesem Jahr will die Sparte den Absatz weiter steigern. Dazu soll die neue S-Klasse und die mit einer Milliarden Euro Investition stark überarbeitete E-Klasse beitragen. Ziel von Mercedes ist es, bis 2020 bei Absatz und Rendite weltweit wieder an der Spitze des Premiumsegments zu stehen. Für 2014 ist ein Absatz von 1,5 Millionen Fahrzeugen geplant.Um das China-Geschäft zu drehen, hat Daimler mit Hubertus Troska nun einen eigenen China-Vorstand, die Vertriebsorganisationen werden verschmolzen, an der Spitze steht mit Nicholas Speeks ein neuer Chef. "Das alles wird uns helfen, im laufenden Jahr Verbesserungen zu erreichen", so Zetsche. Der Manager dementierte Gerüchte, dass der chinesische Staatsfonds CIC an einem Einstieg bei Daimler interessiert sei: "CIC hält bereits einen Anteil von 1,x Prozent an Daimler. Darüber hinaus haben wir keine Gespräche oder Informationen über weitere Pläne von CIC." Offen ließ Zetsche, die Möglichkeit, dass sich Daimler am chinesischen Joint Venture-Partner BAIC beteiligt, der einen Börsengang anstrebt. "Wir unterstützen diese Absicht von BAIC und verhandelt wie die Rahmenbedingungen aussehen und welche Rolle wir dabei spielen könnten."Zetsche sieht 2013 als weiteres Übergangsjahr
Daimler- und Mercedes-Chef Dieter Zetsche rechnet erst im zweiten Halbjahr mit deutlichen Verbesserungen in der Pkw-Sparte. Dennoch will er 2013 den Abstand gegenüber den Konkurrenten BMW und Audi verringern.
Kompaktwagenwerk in Nordamerika wird erwogen
Bis 2020 will Mercedes 13 neue Modelle auf den Markt bringen, die allesamt keinen Vorgänger haben. Dazu planen die Stuttgarter nahezu die Verdoppelung des Absatzes auf rund 2,6 Millionen Einheiten. Außerdem müssen die Kapazitäten, die heute schon praktisch voll ausgelastet sind, ebenso fast verdoppelt werden. Hohe Investitionen erfordern auch die Entwicklung spritsparender Technologien bis zu alternativen Antrieben. Dies alles summiert sich laut Zetsche zu einer "wirklich beindruckenden Größenordnung". Ziel sei es, die Investiotinen aus dem Cash-flow zu stemmen. "Wir sehen im Moment keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung", betonte der Daimler-Chef. Der Höhepunkt der Investitionstätigkeit sei bald erreicht.
Zur Diskussion steht derzeit der Ausbau der Kapazitäten für heckgetriebene Fahrzeuge im Werk Tuscaloosa, wo die Geländewagen vom Band laufen. Ab 2014 soll dort die C-Klasse hinzukommen. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren will Daimler in den USA 2,4 Milliarden Dollar investieren und dort auch ein Konkurrenzprodukt zum X6 von BMW bauen. Dazu gibt es Überlegungen, gemeinsam mit Kooperationspartner Renault/Nissan ein Kompaktwagenwerk in Nordamerika zu errichten. "Es gibt noch keine Entscheidung. Das ist aber eine ernsthafte Option", so Zetsche. Die Wahrscheinlichkeit, dass das mit einem Partner gemacht wird, ist dem Manager zufolge höher als ein Alleingang.