Alle Autohersteller stecken mitten in der Vorbereitung softwaredefinierter Architekturen – und der weltgrößte Zulieferer Bosch will von dieser Entwicklung profitieren. „Wir werden vermehrt Stand-alone-Software-Pakete anbieten, weiterhin aber auch in Kombination mit Hardware“, sagt Markus Heyn, Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. Diese Veränderung zur „Software as a product“ werde sich auch in der Organisation von Bosch widerspiegeln.
Die bislang als „Bosch Mobility Solutions“ bezeichnete Sparte wird bekanntermaßen Anfang 2024 in „Bosch Mobility“ umbenannt und mit eigener Geschäftsverantwortung und eigenem Führungsteam gesteuert. Mit weltweit rund 230.000 Beschäftigten ist es der größte von vier Unternehmensbereichen.
Die software-basierten Auto-Architekturen bringen aus Heyns Sicht drei große Veränderungen:
1. Beim Infotainment wird eine größere Personalisierung und Differenzierung möglich sein.
2. Die Fahrassistenten werden dem Fahrer mehr Zeit für anderes lassen. Deren Fehleranfälligkeit dürfte bis 2030 deutlich abnehmen.
3. Der Powertrain wird vollelektrisch.
Bosch beschleunigt Wandel zum Softwarehaus
Der weltgrößte Zulieferer will vermehrt eigenständige Software-Lösungen ohne Hardware anbieten. Von Betriebssystemen als Differenzierungsfaktor hält Mobility-Chef Markus Heyn wenig.
Die Schwierigkeiten der klassischen Hersteller auf dem Weg zum „software defined vehicle“ erklärt Heyn mit anderen Startbedingungen. Die etablierten OEM hätten nun mal ihre funktionierenden Plattformen gehabt. Neue Player dagegen konnten bei Null anfangen und sich komplett auf die E-Architektur konzentrieren. „Das macht es einfacher.“
Den Aufbau eigener Betriebssysteme wie etwa von Mercedes und VW sieht Heyn nicht als differenzierenden Faktor. „Man muss es beherrschen.“ Kernaufgabe des Betriebssystems sei aber nun mal, die Hardware von der Software zu abstrahieren. Es müsse dauerhaft instand gehalten werden und enthalte viel Mainstream. Heyn erwartet eine gewisse Konsolidierung der Anbieter. „Es ist viel Arbeit für wenig Effekt.“