Prognose: So stark sinkt die Auto-Produktion wegen des Zollstreits

Laut einer aktuellen Studie von S&P Global Mobility werden Zölle den weltweiten Verkauf und die Produktion von Autos erheblich beeinträchtigen. Das gilt mindestens für die kommenden zwei Jahre. Die Analysten rechnen mit starken Rückgängen, wobei Nordamerika voraussichtlich am stärksten betroffen sein wird. Auch deutsche Automobilhersteller gelten als anfällig.

Demnach wird die globale Produktion in diesem Jahr um 944.000 Fahrzeuge sinken. Für 2026 erwartet S&P Global Mobility ein weiteres Minus von 778.000 Einheiten. Der nordamerikanische Markt soll im Jahr 2027 bei 15,47 Millionen Fahrzeugen stagnieren.

"Die Korrekturen spiegeln das enorme Ausmaß der Zölle auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile wider, die internationale Grenzen überschreiten", sagte Mike Wall, Leiter der Automobilanalyse bei S&P Global Mobility, gegenüber Automotive News.

Erstmals berücksichtigt die Prognose auch erwartete Zölle auf Autoteile im Rahmen des USA-Mexiko-Kanada-Freihandelabkommens (USMCA). Obwohl das Weiße Haus diese Zölle bislang nicht eingeführt hat, rechnen Branchenexperten mit einer Ankündigung bis zum 3. Mai.

"Wir kennen den Zeitplan nicht, aber wir gehen davon aus, dass ein entsprechender Prozess eingeleitet wird", sagte Wall weiter. "Wenn es soweit ist, wird es zu deutlichen Belastungen kommen."

Die Analyse geht davon aus, dass Zölle in irgendeiner Form dauerhaft bestehen bleiben. Ein kleiner Lichtblick: Ab Anfang 2026 könnten die derzeit 25-prozentigen US-Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko auf 12 Prozent sinken.

Keine Region wird laut Wall verschont bleiben – auch wenn China und Europa besser durch die Krise kommen dürften als Nordamerika.In Europa wird die Produktion laut S&P Global im Jahr 2025 zunächst um 12.000 Fahrzeuge sinken. Für 2026 und 2027 werden deutlich stärkere Rückgänge von 251.000 bzw. 266.000 Fahrzeugen erwartet.

Regulatorische Erleichterungen der EU dürften kurzfristig die Auswirkungen dämpfen. So wurde im Februar eine zweijährige Übergangsfrist für Hersteller verlängert, die ihre Emissionsziele nicht einhalten.

Langfristig jedoch könnten insbesondere deutsche Hersteller unter den Zöllen leiden. Audi beispielsweise hat derzeit keine US-Produktion, Mercedes-Benz importiert gut 58 Prozent seines US-Absatzes.

"Ob Hersteller die Kosten selbst tragen oder auf die Preise umlegen – beide Optionen bergen das Risiko sinkender Markentreue und schrumpfender Marktanteile", erklärt Madhuchhanda Palit, Autoanalystin bei GlobalData.

In China werden der Analyse zufolge in diesem Jahr 198.000 Fahrzeuge weniger produziert, im Jahr 2026 sogar 503.000 weniger. Angesichts eines erwarteten Gesamtvolumens von über 30 Millionen Fahrzeugen jährlich bleibt der Rückgang jedoch relativ moderat.

Trotzdem sei mit einer „makroökonomischen Ansteckung“ zu rechnen, so Wall. Handelsauswirkungen würden sich auch in China und anderen Märkten bemerkbar machen. Chinesische Hersteller werden versuchen, verstärkt auf Exporte zu setzen, um die Einbußen abzufedern. Auch japanische und südkoreanische Hersteller werden ihre globalen Strategien neu ausrichten müssen.

Die neuen Zahlen von S&P Global reflektieren nun auch die verschärften Handelskonflikte. So sind die US-Zölle auf chinesische Fahrzeuge auf 145 Prozent gestiegen, worauf China am 12. April mit einem Gegenzoll von 125 Prozent antwortete.

Die neuen Zahlen von S&P Global reflektieren nun auch die verschärften Handelskonflikte. So sind die US-Zölle auf chinesische Fahrzeuge auf 145 Prozent gestiegen, worauf China am 12. April mit einem Gegenzoll von 125 Prozent antwortete.