Opel will Ford in Europa angreifen

Kronberg. Der Vorstandsvorsitzende von Opel, Karl-Thomas Neumann, sieht den Fahrzeughersteller auf gutem Kurs bei der sukzessiven Umsetzung der Unternehmensziele für die kommenden acht Jahre. "Mit dem Fortgang unserer Strategie 'Drive! 2022' liegen wir voll im Plan", erklärte der Topmanager im Rahmen eines Pressegesprächs im hessischen Kronberg. Nach Angaben von Opel-Finanzvorstand Michael Lohscheller, der Neumann bei dem kurzfristig anberaumten Update zu zentralen Unternehmenszielen unterstützte, belegt auch ein Vergleich wichtiger Kennziffern über die vergangenen Jahre einen positiven Trend bei Opel.

Neumann zufolge will Opel bis 2022 "zusammen mit der britischen Schwestermarke Vauxhall zur Nummer zwei im europäischen Pkw-Markt" aufsteigen, Ford also überholen. Marktführer ist – und bleibt aller Voraussicht nach – VW. Eine tragende Rolle bei Opels Offensive kommt "attraktiven Modellen und Motoren" (Neumann) zu. Allein bis 2018 will die Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) 27 neue Pkw und 17 innovative Antriebsaggregate auf den Markt bringen. So startet bereits zum nächsten Jahreswechsel die fünfte Auflage des Kleinwagens Corsa; das neue Kompaktmodell Astra wird für Ende 2015 erwartet. Auch das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen will Opel forcieren.

Bei den Motoren setzt Opel in erster Linie auf zeitgemäße Benzin- und Dieselmaschinen. Umfassende Optimierungen der Verbrennungsaggregate sowie der entsprechenden Getriebe sollen signifikante Verbrauchseinsparungen ergeben. Hybridantriebe will Neumann aus Kostengründen möglichst meiden, gab aber ein klares Bekenntnis zur Fortführung der Arbeit an Elektroautos ab, wie sie Opel mit dem Ampera im Programm hat. "Wir werden unsere CO2-Ziele 2020 sicher erreichen", sagte der Opel-Chef.

Neben einem Marktanteil von acht Prozent, den Opel für 2022 in Europa anpeilt, erwartet Neumann in acht Jahren eine EBIT-Marge von fünf Prozent. "Wir legen einen Riesen-Fokus auf Produktkosten", bekräftige der Opel-Lenker in Kronberg, "und stellen unsere Autos wo immer möglich auf GM-Plattformen". Im Bereich der Multi Purpose Vehicle (MPV) arbeitet Opel mit Blick auf Skaleneffekte mit dem französischen PSA-Konzern zusammen. Vertriebsseitig soll die Opel-Bank noch stärker als bislang bei Händler- und Kundenfinanzierungen eingebunden werden; auch beim Restwert-Management sehen Neumann und Lohscheller noch erhebliche Optimierungspotenziale.

Große Hoffnungen setzt die Opel-Führung auf die schrittweise Einführung des Telematikdienstes OnStar ab 2015. Im gesamten GM-Konzern sind darüber Neumann zufolge schon jetzt 6,5 Millionen Fahrzeuge vernetzt, jeden Monat werde weltweit fünf Millionen Mal die OnStar-Taste in einem GM-Produkt gedrückt. Vom nächsten Jahr an soll das IT-System sukzessive in allen Opel-Baureihen angeboten werden und in den Modellen mit dem Blitz im Logo etwa einen W-Lan-Hotspot (4G/ LTE) ermöglichen. Neumann: "Das Auto wird zum Knoten im Internet".

Die jüngsten Aktivitäten des IT-Konzerns Google, der vor Kurzem den Prototypen eines selbstfahrenden Zweisitzers vorgestellt hatte, verfolgt der Opel-Lenker nach eigenen Worten "mit größtem Interesse"; Google habe im Automotive-Sektor "wichtige Technologien beizutragen". Wie Neumann in seinem Ausblick andeutete, wollen die Rüsselsheimer demnächst ein Carsharing-Konzept präsentieren. "Sie werden noch in diesem Jahr dazu von uns hören", so Neumann, "Carsharing ist unter anderem sinnvoll, um die Marke zu repräsentieren". Konkrete Einzelheiten zu diesen Plänen nannte Neumann nicht.