Stuttgart. Bosch-Chef Volkmar Denner drängt auf eine grundsätzliche Restrukturierung des breit aufgestellen Mischkonzerns und will einen Stellenabbau nicht ausschließen. "Es geht jetzt um eine konzernweite, konzentrierte Steigerung der Ertragskraft. Umsatz und Ergebnis liegen schon länger unter unseren Erwartungen. Und die Fixkosten müssen gesenkt werden, um unser Unternehmen robuster gegen Absatzschwankungen zu machen", sagte der Denner, der seit gut einem Jahr an der Spitze des Stuttgarter Automobilzulieferers und Technologiekonzerns steht, in einem Interview in der Mitarbeiterzeitung "Bosch-Zünder". Die Neuausrichtung des Unternehmens gründet auf fünf Handlungsfelder, dem so genannten Bosch-Weg. Dieser ist schon seit längerem bekannt - wird aber offensichtlich im Unternehmen nicht voll mitgetragen. "Der Bosch-Weg ist zwingend notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben", betonte Denner und räumte ein, dass dies in dieser Klarheit im Unternehmen nicht bekannt gewesen sei.
Der Bosch-Konzern, dessen Produkte vom Kühlschrank über Gartenscheren, Verpackungstechnik und Heizgeräten bis zur Dieseldirekteinspritzung und Halbleitern reichen, leidet schon seit Jahren unter Ineffizienz und mangelnder Profitabilität. Zwar wuchs das Unternehmen in den vergangenen 50 Jahren im Durchschnitt mit rund acht Prozent und liegt damit voll auf Kurs. Die angestrebte Zielrendite von acht Prozent vor Zinsen und Steuern schaffte Bosch in den letzten Jahren aber nur im Ausnahmefall. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 52,5 Milliarden Euro eine Umsatzrendite von gerade einmal 2,5 Prozent. Dabei drückte der Verlust von einer Milliarde Euro im Solargeschäft den Gewinn. Die Kfz-Technik-Sparte erzielte 31 Milliarden Euro Umsatz und zeigte eine operative Marge von 4,5 Prozent. Der Branchenschnitt bei Zulieferern liegt bei rund fünf bis sechs Prozent.Bosch schließt Stellenabbau nicht aus
Bereits zum Jahresende 2012 hat Denner einen Restrukturierungskurs angestoßen, weil die Kapazitäten zu optimistisch geplant wurden und der Manager in nächster Zeit keinen globalen Aufschwung erwartet: "In unserem Hauptmarkt Europa gehen wir für die kommenden Jahre von einer stagnierenden Wirtschaft aus. Darauf müssen wir vorbereitet sein." Die Wende sollen nun fünf Handlungsfelder bringen: Bosch will zusätzliche Marktanteile in bestehendem Geschäft gewinnen. Dazu sollen neue Geschäfte aufgebaut, neue Märkte erschlossen und neue Erzeugnisse in reife Märkte gebracht werden. Drittens will Bosch mehr Geschäfte in aufstrebenden Ländern machen. Viertens gilt es die Wettbewerbsfähigkeit über alle Funktionen hinweg zu sichern und zu verbessern. "Und fünftens wollen wir, falls es dennoch zu notwendigen Anpassungen im Personalbereich kommt, so sozialverträglich wie möglich vorgehen", so Denner.
Überraschend dabei ist, dass der Manager in seinem weit verzweigten Konglomerat nicht auf eine zentrale Führungsposition pocht. "Der Bosch-Weg gibt bewusst keine konkreten Lösungen vor. Diese müssen in den Geschäftsbereichen und an den Standorten individuell erarbeitet werden", erklärt Denner im Interview.