Bonn. Die Deutsche Telekom plant eine weitreichende Neuausrichtung der IT- und Geschäftskundensparte T-Systems und den Abbau von bis zu 6000 Arbeitsplätzen. Nach Informationen des "Handelsblatts" will der Vorstand dem Aufsichtsrat zur Sitzung am 12. Dezember entsprechende Pläne vorlegen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) sieht 4000 bis 6000 Stellen in den kommenden drei Jahren in Gefahr. Zum ersten Mal könnte es auch in größerem Umfang zu Entlassungen kommen. "Das wäre ein Dammbruch für den gesamten Konzern. Bei uns sind alle Alarmglocken an", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Lothar Schröder, der FAZ. Den Zeitungsberichten zufolge will sich T-Systems künftig stärker auf den Wachstumsmarkt rund um die Digitalisierung des Geschäfts fokussieren. Ein wichtiger Treiber ist dabei die Vernetzung des Autos mit dem Internet und sich daraus ergebende neue Geschäftsmodelle.
In der IT-Branche steigt der Konkurrenz- und Margendruck im klassischen Outsourcing-Geschäft seit Jahren. Nicht zuletzt indische IT-Unternehmen, die von deutlichen günstigeren Arbeitskosten im Heimatland profitieren, expandieren stark und setzen eher national ausgerichteten Unternehmen zu. Bei T-Systems bröckelt außerdem das traditionell starke Geschäft mit den Autoherstellern Volkswagen und Daimler ab, weil beide ausgelagerte IT-Dienste eher wieder zurückholen und selbst erbringen wollen. T-Systems ist zu großen Teilen aus Debis und Gedas, den IT-Aktivitäten von Daimler und Volkswagen entstanden.T-Systems ist im Ranking der Automobilwoche mit einem Umsatz von 750 Millionen Euro im Jahr 2012 der mit Abstand größte IT-Dienstleister der Autoindustrie in Deutschland.Schwaches Outsourcinggeschäft
T-Systems: Diskussion über Stellenabbau
T-Systems steht laut verschiedenen Medienberichten vor einem tiefgreifenden Umbau. Daran ist die Autoindustrie nicht unschuldig: Sie holt ausgelagerte IT-Dienstleistungen zurück.
Daimler holt IT-Dienste zurück
Im Interview mit der Automobilwoche im Juni hat Daimler erstmals die neue Insourcing-Strategie angekündigt. "Bis Ende 2016 haben wir uns eine Kostensenkung von 150 Millionen Euro zum Ziel gesetzt. Wir sind gut unterwegs, dieses Ziel auch zu erreichen", sagte Personal- und IT-Vorstand Wilfried Porth damals. Künftig sollen alle SAP-Systeme im Konzern wieder in Eigenregie betrieben und weiterentwickelt werden. "Bei heutigen Kosten von 600 Millionen Euro bedeutet das eine Einsparung von 25 Prozent", so Chief Information Officer (CIO) Michael Gorriz. Betroffen vom Daimler-Insourcing ist auch der französische IT-Dienstleister Atos. Auch Volkswagen will vermehrt IT-Services wieder im eigenen Unternehmen erbringen.
Im vergangenen Jahr stagnierte der Umsatz von T-Systems bei rund zehn Milliarden Euro. Operativ weitete die Sparte den Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 290 Millionen im Jahr 2011 auf 299 Millionen Euro aus. Dabei schlugen Sondereinflüsse von 409 Millionen Euro zu Buche, die im Vorjahr nur 313 Millionen Euro betragen hatten. Bereinigt um diese Effekte stieg der Gewinn von 23 Millionen Euro auf 110 Millionen Euro. Damit lag die bereinigte Marge bei 1,1 Prozent nach 0,2 Prozent im Jahr 2011.
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