München. Der VW-Generallbevollmächtigte für Elektro-Traktion, Rudolf Krebs, sieht in naher Zukunft gute Marktchancen für Autos mit Stromantrieb. Schon heute seien "Elektrofahrzeuge sinnvoll und in vielen Eigenschaften unschlagbar", bekräftigte der Manager auf der Konferenz von Automobilwoche in München. Neben – zumindest lokal – emissionsfreier Fortbewegung böten E-Mobile ein vergleichsweise hohes Drehmoment sowie schnelles motorisches Ansprechverhalten. Zudem gehe Elektro-Traktion prinzipbedingt mit einem angenehm geringen Geräuschniveau sowohl für die Pkw-Passagiere selbst als auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer einher.
Seinen Vortrag in der bayerischen Landeshauptstadt stellte Krebs unter die Leitlinie "Nach dem Hype – Die Elektromobilität im Spannungsfeld zwischen Politik und Markt". Als aktuelle Gründe für die intensive Beschäftigung des VW-Konzerns mitnachhaltiger Mobilität, wie sie E-Autos ermöglichen, nannte der Manager drei wesentliche Treiber: Die wachsende Problematik von Smog und Lärm in Megacities, die absehbare Endlichkeit fossiler Ressourcen sowie die Sorge vor einem emissionsbedingten Klimawandel."Elektrofahrzeuge sind sinnvoll"
Exemplarisch für das in der Maxime seines Vortrags angedeutete "Spannungsfeld" in politischer Hinsicht sprach Krebs in München die in ihrer Ausgestaltung weltweit inhomogenen CO2-Verbrauchsgesetzgebungen an. Zwar seien international verschärfte Richtwerte zu beachten, doch müsse sich die Autoindustrie dabei auf unterschiedliche Zeiträume und technische Vorgaben einstellen. So gilt in den USA das Motto, den Flottenverbrauch bis zum Jahr 2025 auf 101 Gramm CO2 pro Kilometer zu senken. In Europa wiederum lautet das Ziel 95 Gramm – und zwar bereits bis 2020. Auf dem Wachstumsmarkt China wiederum wird den Herstellern bis 2020 ein Durchschnittsverbrauch von fünf Litern pro hundert Kilometer abverlangt.
Mit Blick auf das vom Markt beeinflusste "Spannungsfeld" erklärte Krebs auf der Konferenz die spezielle Infrastruktur für Elektromobilität, die Kosten der stromgetriebenen Fortbewegung sowie den nachhaltigen Betrieb der dafür erforderlich Komponenten zu zentralen Stellhebeln. In der Automobilbranche selbst sei etwa noch immer eine hohe Reduktion der Materialkosten vonnöten. Als vielversprechende Ansätze nannte der VW-Manager in diesem Kontext Skaleneffekte im Wege einer permanenten Volumenerhöhung, die weitere Optimierung von Bauteilen für E-Fahrzeuge, etwa deren Batterien, sowie eine nochmals verstärkte Systemintegration."Nach der Ernüchterung sind wir bei der Elektromobilität in der Phase der realistischen Neubewertung", resümierte Krebs im München. In einer allgemeinen Betrachtung verschiedener alternativer Antriebskonzepte für Automobile hob Krebs auch den Plug-in-Hybrid hervor. Die Verbindung eines verbrauchsoptimierten Verbrennungsmotors mit einer E-Maschine, die an der Steckdose aufgeladen werden kann, stelle eine besonders energieeffiziente Lösung für Lang- und Kurzstrecke gleichermaßen dar. Krebs: "Der klassische Plug-in-Hybrid, aber auch ein Plug-in-Hybrid in Kombination mit einem Erdgasantrieb, sind einem reinen Brennstoffzellen-Fahrzeug in Reichweite und Energieeffizienz überlegen". Er fügte an: "Insbesondere kann bei diesen Antriebsformen auf eine bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden".
In diesem Zusammenhang unterstrich der VW-Spezialist für Elektro-Traktion die hohe Bedeutung einer Netzintegration von Elektrofahrzeugen wie dem VW Golf Blue-e-Motion. Dabei ist auch die Energiewirtschaft gefordert, etwa bei innovativen Konzepten für gesteuertes Laden bei niedrigem Preis. "Ich sehe große Chancen für elektrifizierte Antriebe, die zum Erreichen der EU-Klimaschutzziele erforderlich sind", so Krebs' Fazit. "Auch die Erdgas-Technologie hat großes Potenzial, das Erreichen der EU-Grenzwerte sicherzustellen". Der Manager kündigte an: "Über unsere modularen Baukästen werden wir alle Fahrzeugklassen schnell und markenübergreifend elektrifizieren".