BMW Fünfer/i5 Touring: Deutlich gewachsen

Wenn bei einer Spitzengeschwindigkeit von 230 km/h eine fast schon gespenstische Ruhe herrscht, nur getrübt vom Rauschen des Windes und vom Abrollgeräusch der Reifen, dann befindet man sich in einem Elektroauto der Oberklasse. BMW stellt der neuen Fünfer-Limousine jetzt wieder einen Kombi zur Seite und überführt den Touring in der sechsten Generation ins E-Zeitalter.

Zusätzlich zum Diesel im 61.750 Euro teuren Einstiegsmodell 520d mit 197 PS und dem Plug-in-Hybriden, der Unentschlossene mit 299 PS und knapp 100 Kilometern elektrischer Reichweite überzeugen soll, wird der Touring erstmals auch als i5 rein elektrisch angeboten.

Damit kommen die Münchener dem Audi A6 Avant e-tron mindestens ein Jahr zuvor. Und sie belehren die Konkurrenz bei Mercedes eines Besseren, die bei den Elektroautos nicht an den Kombi glauben will und dem EQE deshalb lieber ein SUV als ein T-Modell zur Seite stellt.

So passend sich der elektrische Kombi auf den ersten Kilometern einer Autobahnfahrt auch anfühlt, mehren sich beim Blick auf den Bordcomputer die Zweifel. Denn auch wenn der Akku eine Kapazität von 81,2 kWh hat, reicht der Strom im 340 PS starken i5 40e nur für 560 Kilometer, und beim M60 mit seinen 601 PS leuchtet schon nach 506 Norm-Kilometern die Reserveleuchte.

Das ist gehobener Durchschnitt für ein E-Auto. Aber zum Diesel blickt man da durchaus neidisch, weil der mit einer Tankfüllung runde 1100 Kilometer weit kommt. Doch der Neid hört auf, wenn man die Navigation programmiert und der ladeoptimierten Routenführung folgt.

Denn dann minimiert die Elektronik die Reisezeit nach den individuellen Restwertvorgaben, und mit einer Ladeleistung von 205 kW und bestenfalls rund 150 Kilometern in zehn Minuten wird der Stopp an der Steckdose erträglich.

Ansonsten ist der Fünfer auch als Touring über jeden Zweifel erhaben. Das gilt fürs Fahren mit einem souveränen Allradantrieb, einem extrem ausgewogenen Fahrwerk und einer Lenkung, die Lust auf jede Kurve macht.

Das gilt außerdem für die vielleicht etwas zu detailverliebte und deshalb unübersichtliche, im Grunde aber einfache Bedienung der digitalen Klaviatur des jüngsten BMW-Betriebssystems. Und es gilt für die Platzverhältnisse des Kombis.

Schließlich ist der Touring, der exakt 2000 Euro mehr kostet als die Limousine, genau wie das Stufenheck in jeder Dimension zum Teil deutlich gewachsen: In der Länge um knapp zehn Zentimeter auf jetzt 5,06 Meter, in der Breite um drei und der Höhe um zwei Zentimeter. Außerdem rücken die Achsen zwei Zentimeter weiter auseinander und der Radstand erreicht glatte drei Meter.

Während sich für den Fahrer dadurch nichts ändert, haben die Mitfahrer auf der Rückbank mehr Platz. Mehr Platz gibt es auch im Kofferraum: 570 Liter passen jetzt hinter die serienmäßig elektrische Heckklappe, und wenn die Rückbank umgeklappt ist, wächst der Stauraum auf 1700 Liter.

Mit Diesel, Plug-in-Hybrid und rein elektrischem Antrieb bietet BMW beim Fünfer Touring zwar schon jetzt mehr Auswahl als Audi und Mercedes bei ihren großen Kombis. Aber noch haben die Bayern damit nicht alle Facetten der Freude am Fahren abgebildet. Deshalb kommt der Kombi im Sommer auch mit M-Logo. Das Tuch vom M5 Touring ziehen sie voraussichtlich in Pebble Beach.