SUV-Coupé Tavascan: Nach langer Wartezeit ist Cupras zweites E-Modell da

Fünf Jahre nach der IAA-Studie, die damals noch in Frankfurt enthüllt wurde, bringt Cupra jetzt den Tavascan an den Start. Als zweites E-Modell der jungen und wilden Seat-Tochter wird das große SUV-Coupé vor allem in den eigenen Teichen fischen. Denn weil es dann weder einen iX4 noch ein EQC Coupé gibt, heißen die Wettbewerber vor allem VW ID.5, Audi Q4 e-tron und Skoda Enyaq – nur dass der Cupra mit 56.210 Euro in diesem Quartett den höchsten Einstiegspreis hat.

Dabei ist er wie die anderen VW-Modelle natürlich auch aus dem MEB-Baukasten konstruiert – und fürs erste mit einem 77 kWh großen Akku bestückt, der für bis zu 542 Normkilometer reichen soll. Während VW bei den neuesten ID-Modellen allerdings schon mit maximal 175 kW lädt, müssen Cupra noch die alten 135 kW reichen, was die Spanier mit einer flacheren Ladekurve kompensieren wollen. Deshalb versprechen auch sie, dass es am Ende keine 30 Minuten dauert, bis der Akku wieder zu 80 Prozent voll ist.

So oder so speist die Batterie in der Basisversion einen 286 PS starken Heck-Motor, der mit 545 Nm in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und immerhin Auslauf bis Tempo 180 bekommt. Wer den VZ bestellt, fährt mit zwei Motoren und Allradantrieb, kann mit 340 PS prahlen und hat schon nach 5,5 Sekunden die Tempo 100 auf dem Tacho, wird aber bei 180 ebenfalls schon wieder eingebremst.

Während die Technik also bekannt ist, hat Cupra drumherum ein Blechkleid geschneidert, das die Geschwister zu Biedermännern stempelt. Denn die Linien des 4,64 Meter langen Viertürers sind bei den Spaniern verführerischer, die Schnitte schärfer und die Proportionen mutiger. Allerdings trägt Cupra vom beleuchteten Marken-Tattoo auf der Haube bis zur LED-Lanze quer übers Heck auch mehr Schminke auf und riskiert damit, dass man sich an dem Auto schneller sattsieht.

Alter Wein in neuen Schläuchen – so richtet Cupra auch die bekannten MEB-Zutaten im Innenraum neu an – erweist sich dabei aber als nicht ganz so stilsicher. Denn auf den ersten Blick mag das geschwungene Cockpit unter dem großen, freistehenden Touchscreen noch gut aussehen – genau wie die kupfernen Zierleisten über die gesamte Breite und das Karbon-Skelett, das aus dem Armaturenbrett bis über den Mitteltunnel wächst.

Doch spätestens bei der ersten Fingerprobe wird der schöne Schein entlarvt und man möchte den Kostenkillern den schnöden Kunststoff links und rechts um die Ohren hauen. Denn was mal schön gedacht war, wurde entsprechend schlecht gemacht. Da sind die leidigen Sensortasten am Lenkrad, die in Wolfsburg schon wieder abgeschafft wurden oder die Doppelbelegung der Schalter für die Fensterheber das kleinere Übel.

Dabei passt doch sonst alles in der Cupra-Kabine. Die Platzverhältnisse sind bei 2,77 Metern Radstand vergleichsweise großzügig, der Kofferraum ist mit 540 bis 1510 Litern rundherum reisetauglich und die Sportsitze sind anders als das Cockpit nicht nur ausgesprochen liebevoll verarbeitet, sondern bieten auch strammen Halt.

Zwar gehört der Aufstieg der Marke fest zur Absicht des quirligen Cupra-Chefs Wayne Griffiths, und je teurer er die Autos verkauft, desto höher ist sein Deckungsbeitrag. Doch haben die Spanier die Sparer nicht vergessen. Erstens planen sie für den Tavascan noch einen kleineren Akku, mit dem die Preise vielleicht irgendwie unter 50.000 Euro zu drücken sind. Und zweitens bereiten sie ja auch noch den Start des Raval vor, der als elektrischer Einsteiger irgendwo bei 25.000 Euro landen soll.