E-Autos: In China bald billiger als Verbrenner

Entscheidend ist der Preis – bei Elektroautos noch mehr als bei Verbrennern. Denn solange E-Autos teurer sind als vergleichbare Verbrenner, entscheiden sich viele Verbraucher für die günstigere Variante. In China hat sich das Verhältnis bereits gedreht, in Deutschland ist es mittelfristig in Sicht.

"In China herrscht bereits Preisparität im Volumensegment", sagt Björn Noack, Partner bei der Unternehmensberatung Bain. Mehr noch: "Es kann sein, dass aufgrund der hohen BEV-Rabatte in China die Preisparität mancherorts schon gekippt ist und Elektroautos für die Käufer günstiger sind."

Egal ob Verbrenner oder Elektroauto: Volumenhersteller verlangen in China für ein SUV im C-Segment den gleichen Preis. Im Durchschnitt kosten die Fahrzeuge dort umgerechnet 18.000 US-Dollar.

Andere Länder hinken dieser Entwicklung hinterher: "In Europa und Deutschland gehen wir davon aus, dass Preisparität zwischen 2027 und 2030 kommt", sagt Noack. Die Batteriekosten seien hier deutlich höher, zudem würden die Hersteller derzeit in Deutschland keine weiteren staatlichen Zuschüsse mehr erhalten.

Wie entscheidend die Preisparität für den Verbraucher ist, zeigt eine Aktion von Volkswagen im Frühjahr. Im Rahmen einer Sonderaktion hatte der Wolfsburger Autobauer für kurze Zeit Preisparität geschaffen: Volkswagen bot den ID.3 für monatliche Raten ab gut 150 Euro an; der Preis orientierte sich an der Golf-Rate.

Das Ergebnis: Der ID.3 lief und war gefragt wie sein Verbrenner-Pendant. "Der Kunde hat nur ein Budget. Haben Verbrenner und Elektroauto unterschiedliche Preise, entscheidet er sich für das günstigere Modell", bewertete ein VW-Partner die Aktion.

Entscheidend für Kunden sind in der Regel die Verkaufs-, nicht die Betriebskosten: "Die Life-Cycle-Kosten sind noch immer ein Verkaufsargument", sagt Noack. Er schränkt jedoch ein: "Aber viele Käufer sind mit Blick auf die Entwicklung der Strom- und Ladekosten verunsichert." Zudem seien die Restwerte von Elektroautos stark gefallen, was die Unsicherheit weiter vergrößert.

Noack und sein Team haben die Listenpreise der zehn meistverkauften SUVs im Volumensegment analysiert, sowohl in den USA als auch in China und Europa, hier vor allem mit Blick auf Deutschland. Die Unterschiede sind immens.

"Wir sehen deutlich geringere Preise in China als in Europa", sagt Noack. Im Schnitt unterscheidet sich das Preisniveau um mehr als den Faktor zwei: Ein typisches Elektro-SUV im Volumensegment kostet in Europa rund 46.000 US-Dollar, in China ist es mit 18.000 Dollar weniger als halb so teuer.

Das hat verschiedene Gründe. Ein wesentlicher Aspekt sind die Batteriekosten. Laut Bain kostet eine 60-kWh-Batterie für chinesische Hersteller durchschnittlich etwa 6500 Dollar, für deutsche Hersteller liegen die Kosten gut 1000 bis 2000 Dollar darüber.

"Im Schnitt liegen die Batteriekosten chinesischer Hersteller rund 20 bis 25 Prozent unter denen ihrer europäischen Wettbewerber", sagt Noack. "Das liegt zum einen an der Technologie – chinesische Hersteller setzen stärker auf Lithium-Eisenphosphat – und zum anderen an der vertikalen Integration, teilweise mit direktem Zugriff auf die Rohstoffe."