EU-Zölle auf Elektroautos aus China: Keine gute Idee!

Die deutsche Autoindustrie ist not amused: Ab dem 4. Juli sollen Strafzölle auf aus China importierte Elektroautos gelten. Bis zu 48,1 Prozent statt bisher zehn Prozent Importzoll werden dann fällig, sollte es vorher zu keiner anderen Einigung kommen.

Die Argumentation der EU: Die chinesischen Subventionen in die heimische Autoindustrie verzerren den Wettbewerb massiv zum Nachteil der europäischen Hersteller. Ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist.

So rechnete das Kieler Institut für Weltwirtschaft erst im April eine enorme Subventionssumme für Chinas größten E-Auto-Hersteller BYD aus: Umgerechnet 3,4 Milliarden Euro direkte Subventionen bekam das Unternehmen demnach allein zwischen 2018 und 2022. Dazu gesellt sich weitere indirekte staatliche Unterstützung wie Kaufprämien oder Steuererleichterungen.

Ein zwar verständlicher Ansatz der EU-Kommission, aber ist er auch zielführend? Die deutschen Hersteller führen quasi unisono das Gegenargument an, dass Abschottung noch nie zu mehr wirtschaftlicher Prosperität geführt habe. Und ich denke, sie haben recht.

Unabhängig davon, wie weit die deutschen Hersteller in Sachen Elektromobilität wirklich abgehängt sind: Der Ausschluss wichtiger Wettbewerber hat noch nie zu einem Innovationsschwung geführt. Zumal in diesem spezifischen Fall noch ein weiterer Fakt hinzukommt: Die Strafzölle treffen auch europäische Hersteller. Und zwar nicht nur BMW, Mercedes und den Volkswagen-Konzern, die zum Beispiel den iX3, den elektrischen Mini, alle Smart-Modelle oder den Cupra Tavascan aus China importieren.

Auch Volvo ist mit dem EX30 betroffen, Renault mit dem Dacia Spring, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und für Stellantis sind die Zölle insofern ein schlechtes Zeichen, als der Konzern jetzt mit seinem chinesischen Partner Leapmotor in Europa ins Geschäft einsteigen möchte.

Und davon, dass die europäischen Strafzölle unbeantwortet bleiben, ist ebenfalls nicht auszugehen. So drohte Chinas Handelsminister Wang Wentao während seines Spanien-Besuchs bereits mit 25 Prozent Zoll auf großmotorige Fahrzeuge – und zielt damit direkt ins Herz der deutschen Autoindustrie. Nicht nur ein Indiz dafür, dass auch die europäischen Zölle den globalen Handelsstreit weiter anheizen. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist das kein gutes Omen.

Ob die Zölle auf in China produzierte Elektroautos wirklich etwas auf dem Markt bewirken, sei ebenfalls dahingestellt. Nach aktuellem Stand haben die chinesischen Marken weder vor, ihre Preise zu erhöhen, noch ihre Markteintrittsstrategie zu ändern. Den Wettbewerb hätte die EU-Kommission damit also nicht beeinflusst. Was macht das aus den Zöllen? Einen zahnlosen Tiger.