Strafzölle der EU: In welcher Höhe sie für VW, BMW und Mercedes gelten

Nach der Entscheidung der EU zu Strafzöllen für chinesische E-Autos wird auch in deutschen  Unternehmenszentralen gerechnet. Denn die Abgaben gelten für alle in China produzierten und in die EU exportieren Elektroautos. Somit treffen sie auch westliche Hersteller.

Zählt man Europas Hersteller und Tesla zusammen, machen sie laut aktuellen Berechnungen rund 60 Prozent aller E-Auto-Importe aus. Da die EU-Kommission die Strafzölle sehr differenziert verhängt, sind die Unternehmen von unterschiedlichen Zollsätzen betroffen. 

Wir zeigen in einer Übersicht, mit welchen Zöllen die Hersteller rechnen müssen.

Die Entscheidung des VW-Konzerns, das Elektro-SUV Tavascan der aufstrebenden Marke Cupra im chinesischen Anhui statt in Europa zu bauen, würden wohl einige Verantwortliche jetzt gern  rückgängig machen. 

Die Volkswagen (Anhui)Automotive Company Limited, so der offizielle Name des Joint Ventures, das den Tavascan baut und für Europa importiert, wurde von der EU nicht gesondert in der am Mittwoch veröffentlichten Liste der untersuchten Hersteller aufgeführt. 

Das würde aktuell bedeuten: Cupra müsste 38,1 Prozent mehr Importzoll für das Modell zahlen. Mutterkonzern Volkswagen wollte sich auf Nachfrage noch nicht näher zur Höhe des Importzolls für den Tavascan äußern. Das Unternehmen prüft aktuell die Situation.

Die Münchener fertigen den iX3 in Shenyang und importieren das Elektro-SUV noch bis zum Start der Neuen Klasse Ende 2025 in Ungarn aus China nach Europa. BMW kooperierte bei der EU-Untersuchung mit den Behörden, wurde von der Kommission vorerst auf 21,6 Prozent Zusatzzoll taxiert. 

Die Analysespezialisten von Dataforce schätzten für 2023 eine Zahl von 18.000 iX3, die aus China nach Europa importiert wurden.

Die BMW-Konzernmarke fehlt in der von der EU veröffentlichten Liste mit individuellen Zollen und würde demnach wie Cupra mit seinem Tavascan nach jetzigem Stand 38,1 Prozent zusätzlichen Importzoll berappen müssen.

BMW lässt den Mini Cooper und den Aceman seit Anfang des Jahres in einem neuen Werk zusammen mit Great Wall Motors (Joint Venture Spotlight) bauen. Ein Gesamtzoll von 48,1 Prozent auf ein Fahrzeug im unteren Preissegment wäre für BMW ein massives Problem. 

Die Kleinwagenmarke Smart gehört über ein Joint-Venture je zur Hälfte Mercedes und Geely. Beide Unternehmen haben sich bislang nicht geäußert, in welchem Umfang sie von der EU-Entscheidung betroffen sind. 

Da sie in der Liste der EU nicht extra aufgeführt werden, dürfte ein Strafzoll von 38,1 Prozent fällig werden – ähnlich wie im Fall Cupra Tavascan.

Alle Hersteller können in Brüssel Einspruch gegen die vorläufige Taxierung erheben. Die genannten Werte sind somit ziemlich sicher nicht endgültig.

Doch mehr als Strafzölle auf in China produzierte Autos dürften insbesondere die deutschen Hersteller etwas anderes fürchten: Vergeltungsmaßnahmen aus Peking, die auf die Pkw-Verkäufe von BMW, Mercedes und VW in China zielen.