Exporte von E-Autos: China übertrumpft 2024 erstmals Europa

China wird immer mehr zum Zentrum der Elektromobilität. Nicht nur ist es der mit Abstand weltgrößte Markt für Fahrzeuge mit Batterie. Erstmals in diesem Jahr könnte China auch mehr Elektroautos nach Europa exportieren als umgekehrt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Strategieberatung PwC, in der die Zulassungszahlen von weltweit 21 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Zusammen machen diese rund 82 Prozent aller globalen Neuwagenverkäufe aus.

BEV-Absätze in Deutschland sackten durch verschiedene Effekte wie den Wegfall des Umweltbonus für Elektroautos, der Angebotsmangel im Einstiegssegment und aktuelle politische Diskussionen im zweiten Quartal 2024 zum dritten Mal in Folge ab und lagen bei minus 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das zieht auch den europäischen EU-5-Markt leicht ins Minus und wird für die deutschen Autobauer zum Problem.

In China dagegen ziehen die BEV-Verkäufe um 13 Prozent an, der Absatz von Plug-In-Hybriden und E-Autos mit Range Extender verdoppelt sich sogar auf über eine Million. Das liegt auch an den Preisen. Ohne die Verkäufe in China läge das weltweite BEV-Wachstum bei nur noch drei Prozent. Die PHEV-Absätze rutschten sogar leicht ins Minus. Zählt man das Land dazu, kamen die BEV-Verkäufe im ersten Halbjahr immerhin noch auf ein Plus von neun Prozent.

Während der Einfuhr von 280.000 E-Autos chinesischer Marken nach Europa im vergangenen Jahr 350.000 nach China exportierte Fahrzeuge europäischer Hersteller entgegenstanden, dreht sich dieser Trend um. In diesem Jahr könnten laut Studie bereits 440.000 Autos chinesischer Produzenten nach Europa drängen, während europäische Marken voraussichtlich nur noch 325.000 Fahrzeuge nach China verkaufen. Insgesamt könnte das Exportvolumen Chinas damit, bezogen auf alle Hersteller im Jahr 2024, auf 650.000 Autos steigen. Das entspräche einem Plus von 27 Prozent.

Nicht nur die USA, auch die Europäische Union und viele andere Länder wie Brasilien oder die Türkei versuchen diese Entwicklung durch Maßnahmen wie höhere Einfuhrzölle zu verhindern. Ob diese Strategie langfristig erfolgreich ist, bezweifelt die Studie aber. Zwar können Zölle den europäischen Autobauern kurzfristig Vorteile gegenüber chinesischen Konkurrenten ermöglichen.

"Die chinesischen Hersteller haben aber in der Vergangenheit eine hohe Adaptionsfähigkeit und Agilität gezeigt und werden die Zölle zum Anlass nehmen, ihre Produktionskapazitäten in Europa hochzuschrauben oder Partner für die Auftragsfertigung zu suchen und mit noch wettbewerbsfähigeren Produkten aufzuwarten“, sagt Felix Kuhnert, Partner und Leiter Automotive bei PwC Deutschland.

Die zunehmende Dominanz Chinas zeigt sich auch im Heimatmarkt. Dort verdrängen lokale Hersteller immer stärker ausländische Marken. Im Juni dieses Jahres stammten bereits knapp 65 Prozent aller dort verkauften Autos von chinesischen OEMs. Das sind 25 Prozentpunkte mehr als noch 2020 und ein Sprung von zwölf Prozentpunkten im Vergleich zum Juni 2023.

Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei auch das Wachstum im E-Auto-Bereich. Innerhalb eines Jahres stieg der Marktanteil von PHEVs und BEVs in China um elf Prozentpunkte auf 44 Prozent. Die deutschen Autobauer schaffen es derzeit nicht, im E-Auto-Markt eine bedeutende Rolle zu spielen. Sie verharren bei E-Autos im ersten Halbjahr 2024 bei sechs Prozent Marktanteil, weltweit sinkt ihr BEV-Anteil sogar leicht von 16 auf 15 Prozent.