Darum trifft der Aluminium-Engpass Porsche besonders hart

Michael Gerster

Ein Engpass bei Aluminium bremst Porsche aus. Porsche-Chef Oliver Blume erklärt, warum der Autobauer den Ausfall nicht kompensieren kann – und wie er zurück in die Erfolgsspur kommen will.

Mittwoch, 24. Juli 2024, 12.12 Uhr

Foto: Porsche

Vor allem bei Elektroautos wie dem neuen Macan setzt Porsche auf Leichtbau durch Aluminium. Durch ein Hochwasser in der Schweiz ist die Versorgung gefährdet.

Ein Hochwasser in der Schweiz bremst den Sportwagenhersteller Porsche aus. Ende Juni wurde im Kanton Wallis der Aluminiumhersteller Constellium überflutet, der viele Autohersteller weltweit beliefert, darunter offenbar auch Porsche. Auch der Produzent Novelis musste die Fabrik runterfahren. In einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen erläuterte Porsche-Chef Oliver Blume, warum der Sportwagenhersteller stärker betroffen ist als andere.

Während Sprecher von BMW oder Mercedes Auswirkungen auf die Produktion verneinten, musste Porsche wie berichtet sogar seine Prognose für 2024 kassieren."Wir haben eine Vielzahl vorbestellter und individuell konfigurierter Fahrzeuge. Das macht ein Ausweichen schwierig", sagte Blume auf Nachfrage von Journalisten. Außerdem handle es sich im Fall von Porsche um sehr spezifische Teile mit komplexen Anforderungen, die nicht so leicht ersetzt werden könnten.

Zusätzliches Kostenprogramm

Blume verwies darauf, dass Porsche wegen der geringeren Stückzahlen bei manchen Komponenten nur auf eine einzige Quelle setze. Andere Hersteller dagegen verfügen oft über ein Set an Zulieferern und können gegebenenfalls ausweichen, sollte einer davon ausfallen.

Derzeit werde nach fieberhaft nach Alternativen gesucht. Vor allem beim elektrischen Macan gebe es eine hohe Nachfrage. "Wir werden um jede Einheit kämpfen", so Blume. Analysten von Bernstein hatten geschrieben, dass am Ende des Jahres bis zu 10.000 Fahrzeuge nicht gebaut werden könnten.

Porsche hatte am Montagabend in einer Ad-hoc-Mitteilung die Prognose für das Gesamtjahr 2024 gesenkt. Gerechnet wird nun mit einer operativen Rendite zwischen 14 und 15 statt zwischen 15 und 17 Prozent. Der Umsatz soll nicht bei 40 bis 42 Milliarden Euro liegen, sondern zwischen 39 und 40 Milliarden. Auch der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz liegt nun zwischen 12 und 13 Prozent, nicht wie zunächst erwartet zwischen 13 und 15 Prozent.

Angesichts der angespannten Situation kündigte Finanzchef Lutz Meschke ein zusätzliches Kostenprogramm zu bereits laufenden Maßnahmen an. Man werde die Kostenstruktur im Unternehmen auf ein Volumen von 250.000 bis 300.000 Einheiten pro Jahr anpassen, sagte Meschke.

Der Fokus liege auf wertschaffendem Wachstum, nicht auf Volumen. Porsche-Chef Oliver Blume ergänzte, es gebe konkrete Ziele über alle Bereiche hinweg. Dies beinhalte zusätzliche Einnahmen bei Produkten und Aftersales ebenso wie Kostensenkungen etwa im Vertrieb.

Rückkehr zu alter Stärke

Porsche geht zudem in den nächsten Jahren von sinkenden Ausgaben bei Forschung und Entwicklung aus. So habe man in die elektrischen Modelle bereits investiert. Die Modelle von Taycan über Macan bis 718 und Cayenne seien praktisch entwickelt, die Investionen bereits verbucht.

Da man für Nachfolger bestehende Plattformen nutze, könnten die Ausgaben heruntergefahren werden. In China soll das Händlernetz an die sinkenden Absatzzahlen angepasst werden. Meschke sprach aber auch davon, in neue Verbrenner investieren zu wollen. Was genau das bedeutet, blieb allerdings offen.

Meschke wiederholte, nach dem Übergangsjahr 2024 mit einer erwarteten Rendite von 14 bis 15 Prozent soll im nächsten Jahr die Rückkehr zum angestrebten Korridor von 17 bis 19 Prozent gelingen. Man beobachte außerhalb Chinas einen hohen Auftragseingang über alle Modelle hinweg.

Es gebe eine starke Basis loyaler Kunden über alle Weltregionen hinweg. Daher ist Meschke zuversichtlich, auch die langfristig prognostizierte Rendite von 20 Prozent erreichen zu können.